Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

der Clarissa.
alle die unglücklichen Folgen haben, die ich heu-
te von dem morgenden Tage befürchte. Wenn
Sie diesen Brief eher lesen, als Sie den Aus-
gang der fürterlichen Unterredung wissen, so
schliessen Sie in Jhr Gebet ein,

Jhre
Clarissa Harlowe.


Der dreyßigste Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

Nunmehr ist der Tag gekommen. Jch wünsch-
te, daß er schon glücklich vorüber seyn
möchte. Jch habe eine sehr schlechte Nacht ge-
habt: ich konte kaum einen Augenblick schlafen,
weil mir immer die bevorstehende Unterredung
im Sinne lag. Es ist mir diese Unterredung eben
dadurch wichtiger und fürchterlicher geworden,
weil sie mit Bewilligung meiner Freunde so lan-
ge aufgeschoben ist.

Man muß sich nicht allzuviel Ueberlegung
wünschen, wenn sie nicht mit Jhrer Lebhaftig-
keit verbunden ist. Denn diese Jhre Lebhaftig-
keit verursachet, daß Sie eine gegenwärtige Freu-

de
T 3

der Clariſſa.
alle die ungluͤcklichen Folgen haben, die ich heu-
te von dem morgenden Tage befuͤrchte. Wenn
Sie dieſen Brief eher leſen, als Sie den Aus-
gang der fuͤrterlichen Unterredung wiſſen, ſo
ſchlieſſen Sie in Jhr Gebet ein,

Jhre
Clariſſa Harlowe.


Der dreyßigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

Nunmehr iſt der Tag gekommen. Jch wuͤnſch-
te, daß er ſchon gluͤcklich voruͤber ſeyn
moͤchte. Jch habe eine ſehr ſchlechte Nacht ge-
habt: ich konte kaum einen Augenblick ſchlafen,
weil mir immer die bevorſtehende Unterredung
im Sinne lag. Es iſt mir dieſe Unterredung eben
dadurch wichtiger und fuͤrchterlicher geworden,
weil ſie mit Bewilligung meiner Freunde ſo lan-
ge aufgeſchoben iſt.

Man muß ſich nicht allzuviel Ueberlegung
wuͤnſchen, wenn ſie nicht mit Jhrer Lebhaftig-
keit verbunden iſt. Denn dieſe Jhre Lebhaftig-
keit verurſachet, daß Sie eine gegenwaͤrtige Freu-

de
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0299" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clari&#x017F;&#x017F;a</hi>.</hi></fw><lb/>
alle die unglu&#x0364;cklichen Folgen haben, die ich heu-<lb/>
te von dem morgenden Tage befu&#x0364;rchte. Wenn<lb/>
Sie die&#x017F;en Brief eher le&#x017F;en, als Sie den Aus-<lb/>
gang der fu&#x0364;rterlichen Unterredung wi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en Sie in Jhr Gebet ein,</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Jhre</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe.</hi> </hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der dreyßig&#x017F;te Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Fra&#x0364;ulein<lb/>
Howe.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Dien&#x017F;tag Morgens um 6 Uhr.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">N</hi>unmehr i&#x017F;t der Tag gekommen. Jch wu&#x0364;n&#x017F;ch-<lb/>
te, daß er &#x017F;chon glu&#x0364;cklich voru&#x0364;ber &#x017F;eyn<lb/>
mo&#x0364;chte. Jch habe eine &#x017F;ehr &#x017F;chlechte Nacht ge-<lb/>
habt: ich konte kaum einen Augenblick &#x017F;chlafen,<lb/>
weil mir immer die bevor&#x017F;tehende Unterredung<lb/>
im Sinne lag. Es i&#x017F;t mir die&#x017F;e Unterredung eben<lb/>
dadurch wichtiger und fu&#x0364;rchterlicher geworden,<lb/>
weil &#x017F;ie mit Bewilligung meiner Freunde &#x017F;o lan-<lb/>
ge aufge&#x017F;choben i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Man muß &#x017F;ich nicht allzuviel Ueberlegung<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chen, wenn &#x017F;ie nicht mit Jhrer Lebhaftig-<lb/>
keit verbunden i&#x017F;t. Denn die&#x017F;e Jhre Lebhaftig-<lb/>
keit verur&#x017F;achet, daß Sie eine gegenwa&#x0364;rtige Freu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">de</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0299] der Clariſſa. alle die ungluͤcklichen Folgen haben, die ich heu- te von dem morgenden Tage befuͤrchte. Wenn Sie dieſen Brief eher leſen, als Sie den Aus- gang der fuͤrterlichen Unterredung wiſſen, ſo ſchlieſſen Sie in Jhr Gebet ein, Jhre Clariſſa Harlowe. Der dreyßigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. Dienſtag Morgens um 6 Uhr. Nunmehr iſt der Tag gekommen. Jch wuͤnſch- te, daß er ſchon gluͤcklich voruͤber ſeyn moͤchte. Jch habe eine ſehr ſchlechte Nacht ge- habt: ich konte kaum einen Augenblick ſchlafen, weil mir immer die bevorſtehende Unterredung im Sinne lag. Es iſt mir dieſe Unterredung eben dadurch wichtiger und fuͤrchterlicher geworden, weil ſie mit Bewilligung meiner Freunde ſo lan- ge aufgeſchoben iſt. Man muß ſich nicht allzuviel Ueberlegung wuͤnſchen, wenn ſie nicht mit Jhrer Lebhaftig- keit verbunden iſt. Denn dieſe Jhre Lebhaftig- keit verurſachet, daß Sie eine gegenwaͤrtige Freu- de T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/299
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/299>, abgerufen am 22.11.2024.