der? Wie dürft ihr euch unterstehen, das zu er- dencken?
Meine Base weinte über seine empfindlichen Reden gegen sie, und sagte: Vetter wenn das der Danck für meine Mühe seyn soll, so habe ich weiter nichts damit zu thun. Jhr Herr Va- ter wird mir so nicht begegnen. Gewiß, der Rath den sie gaben, schickte sich nicht für einen Bruder.
Jch sagte, er schickte sich für einen Bruder ge- rade so gut, als seine gantze bisherige Aufführung gegen mich. Jch sehe aus dieser Probe, wie er durch Heftigkeit und Grobheit alle auf seine Sei- te gebracht hat. Wenn ich den geringsten Ge- dancken hätte, jemahls in Herrn Solmes Ge- walt zu kommen, so müßte mir sein Rath zu Her- tzen gehen. Allein sie sehen, Herr Solmes/ was für Mittel man zu ihrem eigennützigen Zweck für nöthig hält. Sie sehen, was für ei- nen artigen Freywerber sie an meinem Bruder haben.
Jch protestire von gantzem Hertzen gegen al- les heftige, das Herr Harlowe saget, (fing er an) ich will es ihnen nie gedencken, daß - -
Nur stille, mein werther Herr. Jch will schon dafür sorgen, daß sie es mir nicht sollen gedencken können.
Nicht so hitzig, Clärchen! (sagte mein On- ckle) Herr Vetter, sie haben eben so viel Un- recht, als ihre Schwester.
Meine Schwester kam herein: Bruder, ihr
hal-
Die Geſchichte
der? Wie duͤrft ihr euch unterſtehen, das zu er- dencken?
Meine Baſe weinte uͤber ſeine empfindlichen Reden gegen ſie, und ſagte: Vetter wenn das der Danck fuͤr meine Muͤhe ſeyn ſoll, ſo habe ich weiter nichts damit zu thun. Jhr Herr Va- ter wird mir ſo nicht begegnen. Gewiß, der Rath den ſie gaben, ſchickte ſich nicht fuͤr einen Bruder.
Jch ſagte, er ſchickte ſich fuͤr einen Bruder ge- rade ſo gut, als ſeine gantze bisherige Auffuͤhrung gegen mich. Jch ſehe aus dieſer Probe, wie er durch Heftigkeit und Grobheit alle auf ſeine Sei- te gebracht hat. Wenn ich den geringſten Ge- dancken haͤtte, jemahls in Herrn Solmes Ge- walt zu kommen, ſo muͤßte mir ſein Rath zu Her- tzen gehen. Allein ſie ſehen, Herr Solmes/ was fuͤr Mittel man zu ihrem eigennuͤtzigen Zweck fuͤr noͤthig haͤlt. Sie ſehen, was fuͤr ei- nen artigen Freywerber ſie an meinem Bruder haben.
Jch proteſtire von gantzem Hertzen gegen al- les heftige, das Herr Harlowe ſaget, (fing er an) ich will es ihnen nie gedencken, daß ‒ ‒
Nur ſtille, mein werther Herr. Jch will ſchon dafuͤr ſorgen, daß ſie es mir nicht ſollen gedencken koͤnnen.
Nicht ſo hitzig, Claͤrchen! (ſagte mein On- ckle) Herr Vetter, ſie haben eben ſo viel Un- recht, als ihre Schweſter.
Meine Schweſter kam herein: Bruder, ihr
hal-
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Die Geſchichte
der? Wie duͤrft ihr euch unterſtehen, das zu er-
dencken?
Meine Baſe weinte uͤber ſeine empfindlichen
Reden gegen ſie, und ſagte: Vetter wenn das
der Danck fuͤr meine Muͤhe ſeyn ſoll, ſo habe
ich weiter nichts damit zu thun. Jhr Herr Va-
ter wird mir ſo nicht begegnen. Gewiß, der
Rath den ſie gaben, ſchickte ſich nicht fuͤr einen
Bruder.
Jch ſagte, er ſchickte ſich fuͤr einen Bruder ge-
rade ſo gut, als ſeine gantze bisherige Auffuͤhrung
gegen mich. Jch ſehe aus dieſer Probe, wie er
durch Heftigkeit und Grobheit alle auf ſeine Sei-
te gebracht hat. Wenn ich den geringſten Ge-
dancken haͤtte, jemahls in Herrn Solmes Ge-
walt zu kommen, ſo muͤßte mir ſein Rath zu Her-
tzen gehen. Allein ſie ſehen, Herr Solmes/
was fuͤr Mittel man zu ihrem eigennuͤtzigen
Zweck fuͤr noͤthig haͤlt. Sie ſehen, was fuͤr ei-
nen artigen Freywerber ſie an meinem Bruder
haben.
Jch proteſtire von gantzem Hertzen gegen al-
les heftige, das Herr Harlowe ſaget, (fing er
an) ich will es ihnen nie gedencken, daß ‒ ‒
Nur ſtille, mein werther Herr. Jch will
ſchon dafuͤr ſorgen, daß ſie es mir nicht ſollen
gedencken koͤnnen.
Nicht ſo hitzig, Claͤrchen! (ſagte mein On-
ckle) Herr Vetter, ſie haben eben ſo viel Un-
recht, als ihre Schweſter.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/358>, abgerufen am 22.11.2024.
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