ein Kind, das kein niederträchtiges Hertz hat, zwingen, die Parthey des Mannes zu nehmen, dem die Verwanten feind sind. Allein ohne dieses auszumachen, so weiß ich nicht, warum er mir immer genannt wird, und warum ich etwas von ihm hören soll, da ich versprochen habe, ihm gäntzlich zu entsagen.
Allein, mein Hertz, es ist doch kein so grosses Unglück, wenn ihnen Herr Solmes Nachricht davon giebt, was Herr Lovelace von ihnen ge- sagt hat. So hart sie Herrn Solmes begeg- net sind, so will er doch gern die Ehre haben, ih- nen noch einmahl aufzuwarten. Er bittet sie deswegen, daß sie hören wollen, was er zu sa- gen hat.
Wenn es anders für mich wohl gethan ist, es zu hören - -
Das ist es! sehr wohl gethan! fiel sie mir mit Unwillen in die Rede.
Hat sie das von Herr Lovelaces Nieder- trächtigkeit überzeuget, was er gesagt hat!
Ja, mein Kind! und ich glaube, daß sie ihn auf ewig verabscheuen müssen.
Wohlan, liebste Frau Base, lassen sie es mich denn aus ihrem eigenen Munde hören. Es ist nicht nöthig, daß ich Herrn Solmes darüber spreche: es wird bey mir noch einmahl so viel Eindruck machen, wenn sie es mir erzählen. Was hat er sich denn unterstanden von mir zu sagen?
Meine Base wußte nicht, was sie antworten
sollte.
der Clariſſa.
ein Kind, das kein niedertraͤchtiges Hertz hat, zwingen, die Parthey des Mannes zu nehmen, dem die Verwanten feind ſind. Allein ohne dieſes auszumachen, ſo weiß ich nicht, warum er mir immer genannt wird, und warum ich etwas von ihm hoͤren ſoll, da ich verſprochen habe, ihm gaͤntzlich zu entſagen.
Allein, mein Hertz, es iſt doch kein ſo groſſes Ungluͤck, wenn ihnen Herr Solmes Nachricht davon giebt, was Herr Lovelace von ihnen ge- ſagt hat. So hart ſie Herrn Solmes begeg- net ſind, ſo will er doch gern die Ehre haben, ih- nen noch einmahl aufzuwarten. Er bittet ſie deswegen, daß ſie hoͤren wollen, was er zu ſa- gen hat.
Wenn es anders fuͤr mich wohl gethan iſt, es zu hoͤren ‒ ‒
Das iſt es! ſehr wohl gethan! fiel ſie mir mit Unwillen in die Rede.
Hat ſie das von Herr Lovelaces Nieder- traͤchtigkeit uͤberzeuget, was er geſagt hat!
Ja, mein Kind! und ich glaube, daß ſie ihn auf ewig verabſcheuen muͤſſen.
Wohlan, liebſte Frau Baſe, laſſen ſie es mich denn aus ihrem eigenen Munde hoͤren. Es iſt nicht noͤthig, daß ich Herrn Solmes daruͤber ſpreche: es wird bey mir noch einmahl ſo viel Eindruck machen, wenn ſie es mir erzaͤhlen. Was hat er ſich denn unterſtanden von mir zu ſagen?
Meine Baſe wußte nicht, was ſie antworten
ſollte.
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der Clariſſa.
ein Kind, das kein niedertraͤchtiges Hertz hat,
zwingen, die Parthey des Mannes zu nehmen,
dem die Verwanten feind ſind. Allein ohne
dieſes auszumachen, ſo weiß ich nicht, warum er
mir immer genannt wird, und warum ich etwas
von ihm hoͤren ſoll, da ich verſprochen habe, ihm
gaͤntzlich zu entſagen.
Allein, mein Hertz, es iſt doch kein ſo groſſes
Ungluͤck, wenn ihnen Herr Solmes Nachricht
davon giebt, was Herr Lovelace von ihnen ge-
ſagt hat. So hart ſie Herrn Solmes begeg-
net ſind, ſo will er doch gern die Ehre haben, ih-
nen noch einmahl aufzuwarten. Er bittet ſie
deswegen, daß ſie hoͤren wollen, was er zu ſa-
gen hat.
Wenn es anders fuͤr mich wohl gethan iſt, es
zu hoͤren ‒ ‒
Das iſt es! ſehr wohl gethan! fiel ſie
mir mit Unwillen in die Rede.
Hat ſie das von Herr Lovelaces Nieder-
traͤchtigkeit uͤberzeuget, was er geſagt hat!
Ja, mein Kind! und ich glaube, daß ſie ihn
auf ewig verabſcheuen muͤſſen.
Wohlan, liebſte Frau Baſe, laſſen ſie es mich
denn aus ihrem eigenen Munde hoͤren. Es iſt
nicht noͤthig, daß ich Herrn Solmes daruͤber
ſpreche: es wird bey mir noch einmahl ſo viel
Eindruck machen, wenn ſie es mir erzaͤhlen.
Was hat er ſich denn unterſtanden von mir zu
ſagen?
Meine Baſe wußte nicht, was ſie antworten
ſollte.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/373>, abgerufen am 22.11.2024.
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