her wohl in die Schule genommen, und geleh- ret, mich die Pflichten des vierten Gebots zu lehren, welches ich gäntzlich vergessen zu haben scheine.
An einem glücklichen Ausgange zweiffelt man (wie Frau Hervey sagt) gar nicht. Denn man kan mir eine solche Verhärtung nicht zu- trauen, daß ich den Anblick eines so ansehnlichen Gerichts tragen könnte, ob ich gleich einigen un- ter meinen Richtern mein Nein eintzeln unter das Gesicht gesagt habe: insonderheit, da mein Vater sich auf eine gantz ungewöhnliche Weise herablassen will. - - Allein welche Herab- lassung irgend einer Person, wenn es auch selbst mein Vatter seyn sollte, kan mich verbinden, ein so grosses Opfer zu bringen.
Und dennoch glaube ich nicht, daß ich vor ei- nem solchen Gericht, in dem mein Vater das Wort führet, einigen Muth behalten kan.
Das habe ich immer geglaubt, daß meine Trüb- saal nicht ehr zum Ende seyn würde, als biß er mich nochmahls vor seinen fürchterlichen Rich- terstuhl gefodert haben würde.
Sie sagt: man hätte die gute Hoffnung, daß ich den Ehe-Contract, wo nicht früher, doch we- nigstens den Dienstag Abend mit Freuden un- terzeichnen werde, damit der folgende Tag, an welchem meine Freunde beysammen seyn wür- den, ein Tag der Freude seyn möchte. Der Trauschein so wohl als der Ehe-Contract soll mir
noch
der Clariſſa.
her wohl in die Schule genommen, und geleh- ret, mich die Pflichten des vierten Gebots zu lehren, welches ich gaͤntzlich vergeſſen zu haben ſcheine.
An einem gluͤcklichen Ausgange zweiffelt man (wie Frau Hervey ſagt) gar nicht. Denn man kan mir eine ſolche Verhaͤrtung nicht zu- trauen, daß ich den Anblick eines ſo anſehnlichen Gerichts tragen koͤnnte, ob ich gleich einigen un- ter meinen Richtern mein Nein eintzeln unter das Geſicht geſagt habe: inſonderheit, da mein Vater ſich auf eine gantz ungewoͤhnliche Weiſe herablaſſen will. ‒ ‒ Allein welche Herab- laſſung irgend einer Perſon, wenn es auch ſelbſt mein Vatter ſeyn ſollte, kan mich verbinden, ein ſo groſſes Opfer zu bringen.
Und dennoch glaube ich nicht, daß ich vor ei- nem ſolchen Gericht, in dem mein Vater das Wort fuͤhret, einigen Muth behalten kan.
Das habe ich immer geglaubt, daß meine Truͤb- ſaal nicht ehr zum Ende ſeyn wuͤrde, als biß er mich nochmahls vor ſeinen fuͤrchterlichen Rich- terſtuhl gefodert haben wuͤrde.
Sie ſagt: man haͤtte die gute Hoffnung, daß ich den Ehe-Contract, wo nicht fruͤher, doch we- nigſtens den Dienſtag Abend mit Freuden un- terzeichnen werde, damit der folgende Tag, an welchem meine Freunde beyſammen ſeyn wuͤr- den, ein Tag der Freude ſeyn moͤchte. Der Trauſchein ſo wohl als der Ehe-Contract ſoll mir
noch
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der Clariſſa.
her wohl in die Schule genommen, und geleh-
ret, mich die Pflichten des vierten Gebots zu
lehren, welches ich gaͤntzlich vergeſſen zu haben
ſcheine.
An einem gluͤcklichen Ausgange zweiffelt man
(wie Frau Hervey ſagt) gar nicht. Denn
man kan mir eine ſolche Verhaͤrtung nicht zu-
trauen, daß ich den Anblick eines ſo anſehnlichen
Gerichts tragen koͤnnte, ob ich gleich einigen un-
ter meinen Richtern mein Nein eintzeln unter
das Geſicht geſagt habe: inſonderheit, da mein
Vater ſich auf eine gantz ungewoͤhnliche Weiſe
herablaſſen will. ‒ ‒ Allein welche Herab-
laſſung irgend einer Perſon, wenn es auch ſelbſt
mein Vatter ſeyn ſollte, kan mich verbinden,
ein ſo groſſes Opfer zu bringen.
Und dennoch glaube ich nicht, daß ich vor ei-
nem ſolchen Gericht, in dem mein Vater das
Wort fuͤhret, einigen Muth behalten kan.
Das habe ich immer geglaubt, daß meine Truͤb-
ſaal nicht ehr zum Ende ſeyn wuͤrde, als biß er
mich nochmahls vor ſeinen fuͤrchterlichen Rich-
terſtuhl gefodert haben wuͤrde.
Sie ſagt: man haͤtte die gute Hoffnung, daß
ich den Ehe-Contract, wo nicht fruͤher, doch we-
nigſtens den Dienſtag Abend mit Freuden un-
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welchem meine Freunde beyſammen ſeyn wuͤr-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/451>, abgerufen am 22.11.2024.
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