und Anstalten hätten; (*) welche man auf eine kluge Weise zu vernichten suchen müsse.
Freytags um neun Uhr.
Und nun, mein Schatz! wozu soll ich mich nun entschliessen. Sie sehen, wie unbeweglich al- les ist. - - Allein wie kan ich hoffen, daß ich ihren Rath frühzeitig genung bekommen wer- de, mich darnach zu richten? denn da ich jetzt hin- unter gewesen bin, habe ich schon wieder einen Brief von Lovelacen gefunden. Jch glaube, er wohnt hinter unserer Garten-Mauer. Jch muß an ihn schreiben, und ihm Nachricht ge- ben, ob ich auf den Montag noch flüchten will, oder nicht. Wenn ich ihm das letztere schreibe, nachdem es in unserm Hause für ihn ein schlim- meres Ansehen gewinnet, und Herrn Solmes Sachen jetzt noch besser stehen, als damahls da ich ihm den ersten Brief von meiner Flucht schrieb: so wird es blos meine Schuld seyn, wenn ich gezwungen werde, den eckelhaften Mann zu nehmen. Und wem werde ich es Schuld ge- ben können, als mir selbst, wenn noch andere üble Folgen daraus entstehen, daß sich ein so rachgieriger Mensch, als Lovelace/ in seiner Hoffnung betrogen siehet? - - Er verspricht mir
so
(*) Der Leser beliebe hier zu mercken, daß Lovelace durch seinen Kundschafter allerhand Rachrichten von seinem Vorhaben ausstreuen ließ, ob es ihm aleich an Vermögen fehlte, seine Drohungen in das Werck zu richten. Er suchte hiedurch die Anverwanten der Clarissa härter und hitziger zu machen.
Zweyter Theil. F f
der Clariſſa.
und Anſtalten haͤtten; (*) welche man auf eine kluge Weiſe zu vernichten ſuchen muͤſſe.
Freytags um neun Uhr.
Und nun, mein Schatz! wozu ſoll ich mich nun entſchlieſſen. Sie ſehen, wie unbeweglich al- les iſt. ‒ ‒ Allein wie kan ich hoffen, daß ich ihren Rath fruͤhzeitig genung bekommen wer- de, mich darnach zu richten? denn da ich jetzt hin- unter geweſen bin, habe ich ſchon wieder einen Brief von Lovelacen gefunden. Jch glaube, er wohnt hinter unſerer Garten-Mauer. Jch muß an ihn ſchreiben, und ihm Nachricht ge- ben, ob ich auf den Montag noch fluͤchten will, oder nicht. Wenn ich ihm das letztere ſchreibe, nachdem es in unſerm Hauſe fuͤr ihn ein ſchlim- meres Anſehen gewinnet, und Herrn Solmes Sachen jetzt noch beſſer ſtehen, als damahls da ich ihm den erſten Brief von meiner Flucht ſchrieb: ſo wird es blos meine Schuld ſeyn, wenn ich gezwungen werde, den eckelhaften Mann zu nehmen. Und wem werde ich es Schuld ge- ben koͤnnen, als mir ſelbſt, wenn noch andere uͤble Folgen daraus entſtehen, daß ſich ein ſo rachgieriger Menſch, als Lovelace/ in ſeiner Hoffnung betrogen ſiehet? ‒ ‒ Er verſpricht mir
ſo
(*) Der Leſer beliebe hier zu mercken, daß Lovelace durch ſeinen Kundſchafter allerhand Rachrichten von ſeinem Vorhaben ausſtreuen ließ, ob es ihm aleich an Vermoͤgen fehlte, ſeine Drohungen in das Werck zu richten. Er ſuchte hiedurch die Anverwanten der Clariſſa haͤrter und hitziger zu machen.
Zweyter Theil. F f
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der Clariſſa.
und Anſtalten haͤtten; (*) welche man auf eine
kluge Weiſe zu vernichten ſuchen muͤſſe.
Freytags um neun Uhr.
Und nun, mein Schatz! wozu ſoll ich mich
nun entſchlieſſen. Sie ſehen, wie unbeweglich al-
les iſt. ‒ ‒ Allein wie kan ich hoffen, daß
ich ihren Rath fruͤhzeitig genung bekommen wer-
de, mich darnach zu richten? denn da ich jetzt hin-
unter geweſen bin, habe ich ſchon wieder einen
Brief von Lovelacen gefunden. Jch glaube,
er wohnt hinter unſerer Garten-Mauer. Jch
muß an ihn ſchreiben, und ihm Nachricht ge-
ben, ob ich auf den Montag noch fluͤchten will,
oder nicht. Wenn ich ihm das letztere ſchreibe,
nachdem es in unſerm Hauſe fuͤr ihn ein ſchlim-
meres Anſehen gewinnet, und Herrn Solmes
Sachen jetzt noch beſſer ſtehen, als damahls da
ich ihm den erſten Brief von meiner Flucht
ſchrieb: ſo wird es blos meine Schuld ſeyn,
wenn ich gezwungen werde, den eckelhaften Mann
zu nehmen. Und wem werde ich es Schuld ge-
ben koͤnnen, als mir ſelbſt, wenn noch andere
uͤble Folgen daraus entſtehen, daß ſich ein ſo
rachgieriger Menſch, als Lovelace/ in ſeiner
Hoffnung betrogen ſiehet? ‒ ‒ Er verſpricht mir
ſo
(*) Der Leſer beliebe hier zu mercken, daß Lovelace
durch ſeinen Kundſchafter allerhand Rachrichten von
ſeinem Vorhaben ausſtreuen ließ, ob es ihm aleich
an Vermoͤgen fehlte, ſeine Drohungen in das Werck
zu richten. Er ſuchte hiedurch die Anverwanten
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/455>, abgerufen am 23.11.2024.
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