Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

der Clarissa.
und Anstalten hätten; (*) welche man auf eine
kluge Weise zu vernichten suchen müsse.

Freytags um neun Uhr.

Und nun, mein Schatz! wozu soll ich mich
nun entschliessen. Sie sehen, wie unbeweglich al-
les ist. - - Allein wie kan ich hoffen, daß
ich ihren Rath frühzeitig genung bekommen wer-
de, mich darnach zu richten? denn da ich jetzt hin-
unter gewesen bin, habe ich schon wieder einen
Brief von Lovelacen gefunden. Jch glaube,
er wohnt hinter unserer Garten-Mauer. Jch
muß an ihn schreiben, und ihm Nachricht ge-
ben, ob ich auf den Montag noch flüchten will,
oder nicht. Wenn ich ihm das letztere schreibe,
nachdem es in unserm Hause für ihn ein schlim-
meres Ansehen gewinnet, und Herrn Solmes
Sachen jetzt noch besser stehen, als damahls da
ich ihm den ersten Brief von meiner Flucht
schrieb: so wird es blos meine Schuld seyn,
wenn ich gezwungen werde, den eckelhaften Mann
zu nehmen. Und wem werde ich es Schuld ge-
ben können, als mir selbst, wenn noch andere
üble Folgen daraus entstehen, daß sich ein so
rachgieriger Mensch, als Lovelace/ in seiner
Hoffnung betrogen siehet? - - Er verspricht mir

so
(*) Der Leser beliebe hier zu mercken, daß Lovelace
durch seinen Kundschafter allerhand Rachrichten von
seinem Vorhaben ausstreuen ließ, ob es ihm aleich
an Vermögen fehlte, seine Drohungen in das Werck
zu richten. Er suchte hiedurch die Anverwanten
der Clarissa härter und hitziger zu machen.
Zweyter Theil. F f

der Clariſſa.
und Anſtalten haͤtten; (*) welche man auf eine
kluge Weiſe zu vernichten ſuchen muͤſſe.

Freytags um neun Uhr.

Und nun, mein Schatz! wozu ſoll ich mich
nun entſchlieſſen. Sie ſehen, wie unbeweglich al-
les iſt. ‒ ‒ Allein wie kan ich hoffen, daß
ich ihren Rath fruͤhzeitig genung bekommen wer-
de, mich darnach zu richten? denn da ich jetzt hin-
unter geweſen bin, habe ich ſchon wieder einen
Brief von Lovelacen gefunden. Jch glaube,
er wohnt hinter unſerer Garten-Mauer. Jch
muß an ihn ſchreiben, und ihm Nachricht ge-
ben, ob ich auf den Montag noch fluͤchten will,
oder nicht. Wenn ich ihm das letztere ſchreibe,
nachdem es in unſerm Hauſe fuͤr ihn ein ſchlim-
meres Anſehen gewinnet, und Herrn Solmes
Sachen jetzt noch beſſer ſtehen, als damahls da
ich ihm den erſten Brief von meiner Flucht
ſchrieb: ſo wird es blos meine Schuld ſeyn,
wenn ich gezwungen werde, den eckelhaften Mann
zu nehmen. Und wem werde ich es Schuld ge-
ben koͤnnen, als mir ſelbſt, wenn noch andere
uͤble Folgen daraus entſtehen, daß ſich ein ſo
rachgieriger Menſch, als Lovelace/ in ſeiner
Hoffnung betrogen ſiehet? ‒ ‒ Er verſpricht mir

ſo
(*) Der Leſer beliebe hier zu mercken, daß Lovelace
durch ſeinen Kundſchafter allerhand Rachrichten von
ſeinem Vorhaben ausſtreuen ließ, ob es ihm aleich
an Vermoͤgen fehlte, ſeine Drohungen in das Werck
zu richten. Er ſuchte hiedurch die Anverwanten
der Clariſſa haͤrter und hitziger zu machen.
Zweyter Theil. F f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0455" n="449"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clari&#x017F;&#x017F;a</hi>.</hi></fw><lb/>
und An&#x017F;talten ha&#x0364;tten; <note place="foot" n="(*)">Der Le&#x017F;er beliebe hier zu mercken, daß <hi rendition="#fr">Lovelace</hi><lb/>
durch &#x017F;einen Kund&#x017F;chafter allerhand Rachrichten von<lb/>
&#x017F;einem Vorhaben aus&#x017F;treuen ließ, ob es ihm aleich<lb/>
an Vermo&#x0364;gen fehlte, &#x017F;eine Drohungen in das Werck<lb/>
zu richten. Er &#x017F;uchte hiedurch die Anverwanten<lb/>
der Clari&#x017F;&#x017F;a ha&#x0364;rter und hitziger zu machen.</note> welche man auf eine<lb/>
kluge Wei&#x017F;e zu vernichten &#x017F;uchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Freytags um neun Uhr.</hi> </p><lb/>
          <p>Und nun, mein Schatz! wozu &#x017F;oll ich mich<lb/>
nun ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Sie &#x017F;ehen, wie unbeweglich al-<lb/>
les i&#x017F;t. &#x2012; &#x2012; Allein wie kan ich hoffen, daß<lb/>
ich ihren Rath fru&#x0364;hzeitig genung bekommen wer-<lb/>
de, mich darnach zu richten? denn da ich jetzt hin-<lb/>
unter gewe&#x017F;en bin, habe ich &#x017F;chon wieder einen<lb/>
Brief von <hi rendition="#fr">Lovelacen</hi> gefunden. Jch glaube,<lb/>
er wohnt hinter un&#x017F;erer Garten-Mauer. Jch<lb/>
muß an ihn &#x017F;chreiben, und ihm Nachricht ge-<lb/>
ben, ob ich auf den Montag noch flu&#x0364;chten will,<lb/>
oder nicht. Wenn ich ihm das letztere &#x017F;chreibe,<lb/>
nachdem es in un&#x017F;erm Hau&#x017F;e fu&#x0364;r ihn ein &#x017F;chlim-<lb/>
meres An&#x017F;ehen gewinnet, und Herrn <hi rendition="#fr">Solmes</hi><lb/>
Sachen jetzt noch be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tehen, als damahls da<lb/>
ich ihm den er&#x017F;ten Brief von meiner Flucht<lb/>
&#x017F;chrieb: &#x017F;o wird es blos meine Schuld &#x017F;eyn,<lb/>
wenn ich gezwungen werde, den eckelhaften Mann<lb/>
zu nehmen. Und wem werde ich es Schuld ge-<lb/>
ben ko&#x0364;nnen, als mir &#x017F;elb&#x017F;t, wenn noch andere<lb/>
u&#x0364;ble Folgen daraus ent&#x017F;tehen, daß &#x017F;ich ein &#x017F;o<lb/>
rachgieriger Men&#x017F;ch, als <hi rendition="#fr">Lovelace/</hi> in &#x017F;einer<lb/>
Hoffnung betrogen &#x017F;iehet? &#x2012; &#x2012; Er ver&#x017F;pricht mir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Zweyter Theil.</hi> F f</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0455] der Clariſſa. und Anſtalten haͤtten; (*) welche man auf eine kluge Weiſe zu vernichten ſuchen muͤſſe. Freytags um neun Uhr. Und nun, mein Schatz! wozu ſoll ich mich nun entſchlieſſen. Sie ſehen, wie unbeweglich al- les iſt. ‒ ‒ Allein wie kan ich hoffen, daß ich ihren Rath fruͤhzeitig genung bekommen wer- de, mich darnach zu richten? denn da ich jetzt hin- unter geweſen bin, habe ich ſchon wieder einen Brief von Lovelacen gefunden. Jch glaube, er wohnt hinter unſerer Garten-Mauer. Jch muß an ihn ſchreiben, und ihm Nachricht ge- ben, ob ich auf den Montag noch fluͤchten will, oder nicht. Wenn ich ihm das letztere ſchreibe, nachdem es in unſerm Hauſe fuͤr ihn ein ſchlim- meres Anſehen gewinnet, und Herrn Solmes Sachen jetzt noch beſſer ſtehen, als damahls da ich ihm den erſten Brief von meiner Flucht ſchrieb: ſo wird es blos meine Schuld ſeyn, wenn ich gezwungen werde, den eckelhaften Mann zu nehmen. Und wem werde ich es Schuld ge- ben koͤnnen, als mir ſelbſt, wenn noch andere uͤble Folgen daraus entſtehen, daß ſich ein ſo rachgieriger Menſch, als Lovelace/ in ſeiner Hoffnung betrogen ſiehet? ‒ ‒ Er verſpricht mir ſo (*) Der Leſer beliebe hier zu mercken, daß Lovelace durch ſeinen Kundſchafter allerhand Rachrichten von ſeinem Vorhaben ausſtreuen ließ, ob es ihm aleich an Vermoͤgen fehlte, ſeine Drohungen in das Werck zu richten. Er ſuchte hiedurch die Anverwanten der Clariſſa haͤrter und hitziger zu machen. Zweyter Theil. F f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/455
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/455>, abgerufen am 23.11.2024.