sind. Allein auch hierauf habe ich nichts als ihr Nein! Und dennoch lauffen alle Nachrichten, die ich von meinem Spion erhalte, da hinaus, daß ihre Verwanten unversöhnlich sind, und den Vor- satz haben, ihr allen ersinnlichen Verdruß zu ma- chen.
Es scheint, daß diese Unmenschen seit ihrer Flucht zu meiner Ehre den bittersten Verdruß em- pfunden haben, und voller Grimm sind: in dem nächsten Jahre wird sich ihr Grimm auch nicht abkühlen. Jetzt ist die Reihe an mir, sie zu krän- cken.
Das schmertzt sie in der Seele, daß sie ihr die Freyheit verstattet haben, nach dem Hüner-Hofe und in den Garten zu gehen. Sie wissen, daß sie hier Gelegenheit gehabt hat, ihre Flucht (die sie für vorsätzlich ansehen) zu veranstalten: ob sie gleich nicht wissen, wie sie es angefangen hat, sich diese Gelegenheit zu verschaffen. Daß sie ihr er- laubt haben, das letzte mahl in dem Sommer- Hause zu speisen, das geschahe aus einer tückischen Absicht, wie Lehmann von seiner Braut der Elisabeth gehört hat.
Sie bedauren, daß sie einen so schönen Vor- wand sie noch enger einzuschräncken, nicht gebraucht haben, den ihnen meine Drohung gab, sie mit Gewalt in Freyheit zu setzen, wenn sie sie nach des alten Antons Gut bringen würden. Jch habe dir dieses im weißen Hirsch erzählet, und dem lieben Kinde habe ich es auch ehemahls zu verstehen gege- ben, daß ein solcher Vorschlag im Wercke gewesen ist,
weil
Dritter Theil. J
ſind. Allein auch hierauf habe ich nichts als ihr Nein! Und dennoch lauffen alle Nachrichten, die ich von meinem Spion erhalte, da hinaus, daß ihre Verwanten unverſoͤhnlich ſind, und den Vor- ſatz haben, ihr allen erſinnlichen Verdruß zu ma- chen.
Es ſcheint, daß dieſe Unmenſchen ſeit ihrer Flucht zu meiner Ehre den bitterſten Verdruß em- pfunden haben, und voller Grimm ſind: in dem naͤchſten Jahre wird ſich ihr Grimm auch nicht abkuͤhlen. Jetzt iſt die Reihe an mir, ſie zu kraͤn- cken.
Das ſchmertzt ſie in der Seele, daß ſie ihr die Freyheit verſtattet haben, nach dem Huͤner-Hofe und in den Garten zu gehen. Sie wiſſen, daß ſie hier Gelegenheit gehabt hat, ihre Flucht (die ſie fuͤr vorſaͤtzlich anſehen) zu veranſtalten: ob ſie gleich nicht wiſſen, wie ſie es angefangen hat, ſich dieſe Gelegenheit zu verſchaffen. Daß ſie ihr er- laubt haben, das letzte mahl in dem Sommer- Hauſe zu ſpeiſen, das geſchahe aus einer tuͤckiſchen Abſicht, wie Lehmann von ſeiner Braut der Eliſabeth gehoͤrt hat.
Sie bedauren, daß ſie einen ſo ſchoͤnen Vor- wand ſie noch enger einzuſchraͤncken, nicht gebraucht haben, den ihnen meine Drohung gab, ſie mit Gewalt in Freyheit zu ſetzen, wenn ſie ſie nach des alten Antons Gut bringen wuͤrden. Jch habe dir dieſes im weißen Hirſch erzaͤhlet, und dem lieben Kinde habe ich es auch ehemahls zu verſtehen gege- ben, daß ein ſolcher Vorſchlag im Wercke geweſen iſt,
weil
Dritter Theil. J
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0143"n="129"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſind. Allein auch hierauf habe ich nichts als ihr<lb/><hirendition="#fr">Nein!</hi> Und dennoch lauffen alle Nachrichten, die<lb/>
ich von meinem Spion erhalte, da hinaus, daß<lb/>
ihre Verwanten unverſoͤhnlich ſind, und den Vor-<lb/>ſatz haben, ihr allen erſinnlichen Verdruß zu ma-<lb/>
chen.</p><lb/><p>Es ſcheint, daß dieſe Unmenſchen ſeit ihrer<lb/>
Flucht zu meiner Ehre den bitterſten Verdruß em-<lb/>
pfunden haben, und voller Grimm ſind: in dem<lb/>
naͤchſten Jahre wird ſich ihr Grimm auch nicht<lb/>
abkuͤhlen. Jetzt iſt die Reihe an mir, ſie zu kraͤn-<lb/>
cken.</p><lb/><p>Das ſchmertzt ſie in der Seele, daß ſie ihr die<lb/>
Freyheit verſtattet haben, nach dem Huͤner-Hofe<lb/>
und in den Garten zu gehen. Sie wiſſen, daß<lb/>ſie hier Gelegenheit gehabt hat, ihre Flucht (die<lb/>ſie fuͤr vorſaͤtzlich anſehen) zu veranſtalten: ob ſie<lb/>
gleich nicht wiſſen, wie ſie es angefangen hat, ſich<lb/>
dieſe Gelegenheit zu verſchaffen. Daß ſie ihr er-<lb/>
laubt haben, das letzte mahl in dem Sommer-<lb/>
Hauſe zu ſpeiſen, das geſchahe aus einer tuͤckiſchen<lb/>
Abſicht, wie <hirendition="#fr">Lehmann</hi> von ſeiner Braut der<lb/><hirendition="#fr">Eliſabeth</hi> gehoͤrt hat.</p><lb/><p>Sie bedauren, daß ſie einen ſo ſchoͤnen Vor-<lb/>
wand ſie noch enger einzuſchraͤncken, nicht gebraucht<lb/>
haben, den ihnen meine Drohung gab, ſie mit<lb/>
Gewalt in Freyheit zu ſetzen, wenn ſie ſie nach des<lb/>
alten Antons Gut bringen wuͤrden. Jch habe dir<lb/>
dieſes im weißen Hirſch erzaͤhlet, und dem lieben<lb/>
Kinde habe ich es auch ehemahls zu verſtehen gege-<lb/>
ben, daß ein ſolcher Vorſchlag im Wercke geweſen iſt,<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Dritter Theil.</hi> J</fw><fwplace="bottom"type="catch">weil</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[129/0143]
ſind. Allein auch hierauf habe ich nichts als ihr
Nein! Und dennoch lauffen alle Nachrichten, die
ich von meinem Spion erhalte, da hinaus, daß
ihre Verwanten unverſoͤhnlich ſind, und den Vor-
ſatz haben, ihr allen erſinnlichen Verdruß zu ma-
chen.
Es ſcheint, daß dieſe Unmenſchen ſeit ihrer
Flucht zu meiner Ehre den bitterſten Verdruß em-
pfunden haben, und voller Grimm ſind: in dem
naͤchſten Jahre wird ſich ihr Grimm auch nicht
abkuͤhlen. Jetzt iſt die Reihe an mir, ſie zu kraͤn-
cken.
Das ſchmertzt ſie in der Seele, daß ſie ihr die
Freyheit verſtattet haben, nach dem Huͤner-Hofe
und in den Garten zu gehen. Sie wiſſen, daß
ſie hier Gelegenheit gehabt hat, ihre Flucht (die
ſie fuͤr vorſaͤtzlich anſehen) zu veranſtalten: ob ſie
gleich nicht wiſſen, wie ſie es angefangen hat, ſich
dieſe Gelegenheit zu verſchaffen. Daß ſie ihr er-
laubt haben, das letzte mahl in dem Sommer-
Hauſe zu ſpeiſen, das geſchahe aus einer tuͤckiſchen
Abſicht, wie Lehmann von ſeiner Braut der
Eliſabeth gehoͤrt hat.
Sie bedauren, daß ſie einen ſo ſchoͤnen Vor-
wand ſie noch enger einzuſchraͤncken, nicht gebraucht
haben, den ihnen meine Drohung gab, ſie mit
Gewalt in Freyheit zu ſetzen, wenn ſie ſie nach des
alten Antons Gut bringen wuͤrden. Jch habe dir
dieſes im weißen Hirſch erzaͤhlet, und dem lieben
Kinde habe ich es auch ehemahls zu verſtehen gege-
ben, daß ein ſolcher Vorſchlag im Wercke geweſen iſt,
weil
Dritter Theil. J
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/143>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.