Diese Verbindung könnte zu seiner Bekehrung etwas beytragen, weil die Fräulein ein so ausseror- dentliches Lob der Weisheit und Frömmigkeit hat. Wenn Sie etwas dazu beytragen können, daß die Hochzeit bald vor sich gehet, so will ich ihn in den Stand setzen, die allervortheilhasteste Ehestiftung für die Fräulein zu machen: ja ich bin so gar ge- neigt, ihm noch über das ein feines Gut zu geben. Denn wozu lebe ich in der Welt (wie ich oft ge- sagt habe) als daß ich ihn und meine beyden Schwe- ster Töchter wohl versorget und wohl verheyrathet sehen möge? GOtt wolle ihn bekehren, und ihm ein besseres und weiseres Hertz geben.
Wenn der Verzug von ihm herkommt, so zit- tere ich, wenn ich an die Fräulein gedencke: ist aber die Fräulein selbst Schuld daran, (wie er an Charlotten geschrieben hat) so wünschte ich, daß jemand der Fräulein zu verstehen gäbe, daß aller Verzug gefährlich sey. So unvergleichlich sie ist, so darf sie sich doch bey einem so veränderlichen Men- schen und abgesagten Feind des Ehestandes auf ihre vortrefflichen Eigenschaften nicht verlassen. Sie sind wol so gütig, und geben ihr einen Winck. Ein Wort für den Weisen ist genug.
Jch wünsche, daß Sie versuchen mögen, was Sie bey ihm ausrichten können. Jch habe ihn so oft von seinen gottlosen Streichen abgemahnt, daß ich alle Hoffnung verliere etwas bey ihm auszurichten. Allein er mag bedencken, daß die Rache bleyerne Füsse und eiserne Hände hat. Wenn er sich gegen die Fräulein übel aufführet, so wird er das
erfahren.
Dieſe Verbindung koͤnnte zu ſeiner Bekehrung etwas beytragen, weil die Fraͤulein ein ſo auſſeror- dentliches Lob der Weisheit und Froͤmmigkeit hat. Wenn Sie etwas dazu beytragen koͤnnen, daß die Hochzeit bald vor ſich gehet, ſo will ich ihn in den Stand ſetzen, die allervortheilhaſteſte Eheſtiftung fuͤr die Fraͤulein zu machen: ja ich bin ſo gar ge- neigt, ihm noch uͤber das ein feines Gut zu geben. Denn wozu lebe ich in der Welt (wie ich oft ge- ſagt habe) als daß ich ihn und meine beyden Schwe- ſter Toͤchter wohl verſorget und wohl verheyrathet ſehen moͤge? GOtt wolle ihn bekehren, und ihm ein beſſeres und weiſeres Hertz geben.
Wenn der Verzug von ihm herkommt, ſo zit- tere ich, wenn ich an die Fraͤulein gedencke: iſt aber die Fraͤulein ſelbſt Schuld daran, (wie er an Charlotten geſchrieben hat) ſo wuͤnſchte ich, daß jemand der Fraͤulein zu verſtehen gaͤbe, daß aller Verzug gefaͤhrlich ſey. So unvergleichlich ſie iſt, ſo darf ſie ſich doch bey einem ſo veraͤnderlichen Men- ſchen und abgeſagten Feind des Eheſtandes auf ihre vortrefflichen Eigenſchaften nicht verlaſſen. Sie ſind wol ſo guͤtig, und geben ihr einen Winck. Ein Wort fuͤr den Weiſen iſt genug.
Jch wuͤnſche, daß Sie verſuchen moͤgen, was Sie bey ihm ausrichten koͤnnen. Jch habe ihn ſo oft von ſeinen gottloſen Streichen abgemahnt, daß ich alle Hoffnung verliere etwas bey ihm auszurichten. Allein er mag bedencken, daß die Rache bleyerne Fuͤſſe und eiſerne Haͤnde hat. Wenn er ſich gegen die Fraͤulein uͤbel auffuͤhret, ſo wird er das
erfahren.
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Dieſe Verbindung koͤnnte zu ſeiner Bekehrung
etwas beytragen, weil die Fraͤulein ein ſo auſſeror-
dentliches Lob der Weisheit und Froͤmmigkeit hat.
Wenn Sie etwas dazu beytragen koͤnnen, daß die
Hochzeit bald vor ſich gehet, ſo will ich ihn in den
Stand ſetzen, die allervortheilhaſteſte Eheſtiftung
fuͤr die Fraͤulein zu machen: ja ich bin ſo gar ge-
neigt, ihm noch uͤber das ein feines Gut zu geben.
Denn wozu lebe ich in der Welt (wie ich oft ge-
ſagt habe) als daß ich ihn und meine beyden Schwe-
ſter Toͤchter wohl verſorget und wohl verheyrathet
ſehen moͤge? GOtt wolle ihn bekehren, und ihm ein
beſſeres und weiſeres Hertz geben.
Wenn der Verzug von ihm herkommt, ſo zit-
tere ich, wenn ich an die Fraͤulein gedencke: iſt
aber die Fraͤulein ſelbſt Schuld daran, (wie er an
Charlotten geſchrieben hat) ſo wuͤnſchte ich, daß
jemand der Fraͤulein zu verſtehen gaͤbe, daß aller
Verzug gefaͤhrlich ſey. So unvergleichlich ſie iſt,
ſo darf ſie ſich doch bey einem ſo veraͤnderlichen Men-
ſchen und abgeſagten Feind des Eheſtandes auf ihre
vortrefflichen Eigenſchaften nicht verlaſſen. Sie ſind
wol ſo guͤtig, und geben ihr einen Winck. Ein
Wort fuͤr den Weiſen iſt genug.
Jch wuͤnſche, daß Sie verſuchen moͤgen, was Sie
bey ihm ausrichten koͤnnen. Jch habe ihn ſo oft
von ſeinen gottloſen Streichen abgemahnt, daß ich
alle Hoffnung verliere etwas bey ihm auszurichten.
Allein er mag bedencken, daß die Rache bleyerne
Fuͤſſe und eiſerne Haͤnde hat. Wenn er ſich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/122>, abgerufen am 21.11.2024.
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