"Schönen von der Schwermüthigkeit der jungen "Wittwe eine zuverläßige Nachricht zu geben?
"Mich dünckt, du willst gern wissen: wer der "Capitain Mennell ist? Du hast den Nahmen, "Capitain Mennell, noch nie nennen hören.
"Das glaube ich wol. Kennest du den jungen "Newcomb nicht? Des ehrlichen Dolemans "seinen Vetter?
"Hoho! ist der es?
"Ja! der ist es! Jch habe aus eigener Voll- "macht seinen Nahmen geändert. Du weist, daß "ich ein Vater vieler Nahmen bin: ich vergebe al- "lerhand Bedienungen an Leute vom Degen und "von der Feder. Jch verschencke Güter, und nach "meinem eigenen uneingeschänckten Willen nehme "ich sie wieder. Jch adele: und welches noch mehr "ist, so nehme ich meinen Vasallen Wapen und "Adel nach meinem eigenen Wohlgefallen, ohne "vorhergegangene Felonie. Ein Monarch, ein "eingeschränckter gebundener Monarch, ist gegen "meine Allmacht ein Bettler.
"Allein das ist der Teuffel! Nachdem Mennell "meinen Engel gesehen hat, so hat er tausend An- "fälle von hypochondrischen Grillen. Es wird "mir viel kosten, seine Gesundheit zu erhalten. Doch "ich darf mich hierüber nicht wundern, da vier "solche Kerls, als ihr seyd, nach einem Umgange "von wenigen Stunden fühleten, daß sie Hertzen "haben. Das tröstet mich, daß ich den Vorsatz "habe, mein Kind endlich zu belohnen, wenn es "mich durch seine Tugend überwindet; oder daß
"ich
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„Schoͤnen von der Schwermuͤthigkeit der jungen „Wittwe eine zuverlaͤßige Nachricht zu geben?
„Mich duͤnckt, du willſt gern wiſſen: wer der „Capitain Mennell iſt? Du haſt den Nahmen, „Capitain Mennell, noch nie nennen hoͤren.
„Das glaube ich wol. Kenneſt du den jungen „Newcomb nicht? Des ehrlichen Dolemans „ſeinen Vetter?
„Hoho! iſt der es?
„Ja! der iſt es! Jch habe aus eigener Voll- „macht ſeinen Nahmen geaͤndert. Du weiſt, daß „ich ein Vater vieler Nahmen bin: ich vergebe al- „lerhand Bedienungen an Leute vom Degen und „von der Feder. Jch verſchencke Guͤter, und nach „meinem eigenen uneingeſchaͤnckten Willen nehme „ich ſie wieder. Jch adele: und welches noch mehr „iſt, ſo nehme ich meinen Vaſallen Wapen und „Adel nach meinem eigenen Wohlgefallen, ohne „vorhergegangene Felonie. Ein Monarch, ein „eingeſchraͤnckter gebundener Monarch, iſt gegen „meine Allmacht ein Bettler.
„Allein das iſt der Teuffel! Nachdem Mennell „meinen Engel geſehen hat, ſo hat er tauſend An- „faͤlle von hypochondriſchen Grillen. Es wird „mir viel koſten, ſeine Geſundheit zu erhalten. Doch „ich darf mich hieruͤber nicht wundern, da vier „ſolche Kerls, als ihr ſeyd, nach einem Umgange „von wenigen Stunden fuͤhleten, daß ſie Hertzen „haben. Das troͤſtet mich, daß ich den Vorſatz „habe, mein Kind endlich zu belohnen, wenn es „mich durch ſeine Tugend uͤberwindet; oder daß
„ich
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„Schoͤnen von der Schwermuͤthigkeit der jungen
„Wittwe eine zuverlaͤßige Nachricht zu geben?
„Mich duͤnckt, du willſt gern wiſſen: wer der
„Capitain Mennell iſt? Du haſt den Nahmen,
„Capitain Mennell, noch nie nennen hoͤren.
„Das glaube ich wol. Kenneſt du den jungen
„Newcomb nicht? Des ehrlichen Dolemans
„ſeinen Vetter?
„Hoho! iſt der es?
„Ja! der iſt es! Jch habe aus eigener Voll-
„macht ſeinen Nahmen geaͤndert. Du weiſt, daß
„ich ein Vater vieler Nahmen bin: ich vergebe al-
„lerhand Bedienungen an Leute vom Degen und
„von der Feder. Jch verſchencke Guͤter, und nach
„meinem eigenen uneingeſchaͤnckten Willen nehme
„ich ſie wieder. Jch adele: und welches noch mehr
„iſt, ſo nehme ich meinen Vaſallen Wapen und
„Adel nach meinem eigenen Wohlgefallen, ohne
„vorhergegangene Felonie. Ein Monarch, ein
„eingeſchraͤnckter gebundener Monarch, iſt gegen
„meine Allmacht ein Bettler.
„Allein das iſt der Teuffel! Nachdem Mennell
„meinen Engel geſehen hat, ſo hat er tauſend An-
„faͤlle von hypochondriſchen Grillen. Es wird
„mir viel koſten, ſeine Geſundheit zu erhalten. Doch
„ich darf mich hieruͤber nicht wundern, da vier
„ſolche Kerls, als ihr ſeyd, nach einem Umgange
„von wenigen Stunden fuͤhleten, daß ſie Hertzen
„haben. Das troͤſtet mich, daß ich den Vorſatz
„habe, mein Kind endlich zu belohnen, wenn es
„mich durch ſeine Tugend uͤberwindet; oder daß
„ich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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