Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Jetzt eben sagen mir ihre Gnaden, daß sie
morgen einen Boten mit dem Briefe fortschicken
wollen. Es wäre also nicht einmahl nöthig, daß
ich geschrieben habe. Jch will aber doch den
Brief wegschicken: Empson nimt ihn mit, wel-
cher gleich wieder zurücke kehret.

Richten Sie von meiner Schwester und mir
die allerverbindlichste Empfehlung an das Frauen-
zimmer aus, welches unsere Hochachtung mit dem
größesten Recht verdienet. Jch brauche es nicht
zu nenne. Jch verbleibe

Jhre ergebenste Base und Dienerinn
Charlotte Montague.

Du wirst mercken, daß mir der Brief zu rech-
ter Zeit gekommen ist. Jch hoffe, daß mein On-
ckle mir nichts schreiben wird, als was ich meiner
Geliebten zeigen kann. Jch habe ihr eben die-
sen Brief zugesandt, und ich hoffe, daß er gute
Wirckung haben wird.



Hier folget ein neuer Brief von der Clarissa,
darin sie der Fräulein Howe von dem Nachricht
giebt, was zwischen ihr und Herrn Lovelacen
vorgegangen war. Sie ist auf eine edle Art über
sein Betragen misvergnügt: und da sie von Men-
nells
Briefe schreibet, so bittet sie die Fräulein
Howe abermahls, ihren Anschlag zur Reife zu
bringen, und eine Zuflucht für sie zu besorgen,
weil sie entschlossen sey, ihn zu verlassen. Allein

in


Jetzt eben ſagen mir ihre Gnaden, daß ſie
morgen einen Boten mit dem Briefe fortſchicken
wollen. Es waͤre alſo nicht einmahl noͤthig, daß
ich geſchrieben habe. Jch will aber doch den
Brief wegſchicken: Empſon nimt ihn mit, wel-
cher gleich wieder zuruͤcke kehret.

Richten Sie von meiner Schweſter und mir
die allerverbindlichſte Empfehlung an das Frauen-
zimmer aus, welches unſere Hochachtung mit dem
groͤßeſten Recht verdienet. Jch brauche es nicht
zu nenne. Jch verbleibe

Jhre ergebenſte Baſe und Dienerinn
Charlotte Montague.

Du wirſt mercken, daß mir der Brief zu rech-
ter Zeit gekommen iſt. Jch hoffe, daß mein On-
ckle mir nichts ſchreiben wird, als was ich meiner
Geliebten zeigen kann. Jch habe ihr eben die-
ſen Brief zugeſandt, und ich hoffe, daß er gute
Wirckung haben wird.



Hier folget ein neuer Brief von der Clariſſa,
darin ſie der Fraͤulein Howe von dem Nachricht
giebt, was zwiſchen ihr und Herrn Lovelacen
vorgegangen war. Sie iſt auf eine edle Art uͤber
ſein Betragen misvergnuͤgt: und da ſie von Men-
nells
Briefe ſchreibet, ſo bittet ſie die Fraͤulein
Howe abermahls, ihren Anſchlag zur Reife zu
bringen, und eine Zuflucht fuͤr ſie zu beſorgen,
weil ſie entſchloſſen ſey, ihn zu verlaſſen. Allein

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <pb facs="#f0284" n="278"/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <p>Jetzt eben &#x017F;agen mir ihre Gnaden, daß &#x017F;ie<lb/>
morgen einen Boten mit dem Briefe fort&#x017F;chicken<lb/>
wollen. Es wa&#x0364;re al&#x017F;o nicht einmahl no&#x0364;thig, daß<lb/>
ich ge&#x017F;chrieben habe. Jch will aber doch den<lb/>
Brief weg&#x017F;chicken: <hi rendition="#fr">Emp&#x017F;on</hi> nimt ihn mit, wel-<lb/>
cher gleich wieder zuru&#x0364;cke kehret.</p><lb/>
              <p>Richten Sie von meiner Schwe&#x017F;ter und mir<lb/>
die allerverbindlich&#x017F;te Empfehlung an das Frauen-<lb/>
zimmer aus, welches un&#x017F;ere Hochachtung mit dem<lb/>
gro&#x0364;ße&#x017F;ten Recht verdienet. Jch brauche es nicht<lb/>
zu nenne. Jch verbleibe</p><lb/>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et">Jhre ergeben&#x017F;te Ba&#x017F;e und Dienerinn<lb/><hi rendition="#fr">Charlotte Montague.</hi></hi> </salute>
              </closer>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Du wir&#x017F;t mercken, daß mir der Brief zu rech-<lb/>
ter Zeit gekommen i&#x017F;t. Jch hoffe, daß mein On-<lb/>
ckle mir nichts &#x017F;chreiben wird, als was ich meiner<lb/>
Geliebten zeigen kann. Jch habe ihr eben die-<lb/>
&#x017F;en Brief zuge&#x017F;andt, und ich hoffe, daß er gute<lb/>
Wirckung haben wird.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Hier folget ein neuer Brief von der <hi rendition="#fr">Clari&#x017F;&#x017F;a,</hi><lb/>
darin &#x017F;ie der Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi> von dem Nachricht<lb/>
giebt, was zwi&#x017F;chen ihr und Herrn <hi rendition="#fr">Lovelacen</hi><lb/>
vorgegangen war. Sie i&#x017F;t auf eine edle Art u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ein Betragen misvergnu&#x0364;gt: und da &#x017F;ie von <hi rendition="#fr">Men-<lb/>
nells</hi> Briefe &#x017F;chreibet, &#x017F;o bittet &#x017F;ie die Fra&#x0364;ulein<lb/><hi rendition="#fr">Howe</hi> abermahls, ihren An&#x017F;chlag zur Reife zu<lb/>
bringen, und eine Zuflucht fu&#x0364;r &#x017F;ie zu be&#x017F;orgen,<lb/>
weil &#x017F;ie ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ey, ihn zu verla&#x017F;&#x017F;en. Allein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0284] Jetzt eben ſagen mir ihre Gnaden, daß ſie morgen einen Boten mit dem Briefe fortſchicken wollen. Es waͤre alſo nicht einmahl noͤthig, daß ich geſchrieben habe. Jch will aber doch den Brief wegſchicken: Empſon nimt ihn mit, wel- cher gleich wieder zuruͤcke kehret. Richten Sie von meiner Schweſter und mir die allerverbindlichſte Empfehlung an das Frauen- zimmer aus, welches unſere Hochachtung mit dem groͤßeſten Recht verdienet. Jch brauche es nicht zu nenne. Jch verbleibe Jhre ergebenſte Baſe und Dienerinn Charlotte Montague. Du wirſt mercken, daß mir der Brief zu rech- ter Zeit gekommen iſt. Jch hoffe, daß mein On- ckle mir nichts ſchreiben wird, als was ich meiner Geliebten zeigen kann. Jch habe ihr eben die- ſen Brief zugeſandt, und ich hoffe, daß er gute Wirckung haben wird. Hier folget ein neuer Brief von der Clariſſa, darin ſie der Fraͤulein Howe von dem Nachricht giebt, was zwiſchen ihr und Herrn Lovelacen vorgegangen war. Sie iſt auf eine edle Art uͤber ſein Betragen misvergnuͤgt: und da ſie von Men- nells Briefe ſchreibet, ſo bittet ſie die Fraͤulein Howe abermahls, ihren Anſchlag zur Reife zu bringen, und eine Zuflucht fuͤr ſie zu beſorgen, weil ſie entſchloſſen ſey, ihn zu verlaſſen. Allein in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/284
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/284>, abgerufen am 22.11.2024.