Sprache nicht heraus will, so erkundigen Sie sich nach der Jungfer Lockyer. Mein Schatz, der Mensch ist ein Ertz-Bösewicht.
Jch will mich unter der Hand erkundigen lassen, wie ihr Onckle gesinnet ist, und zwar alsobald. Al- lein ich bin wegen eines glücklichen Erfolgs in Sor- gen. Jch habe manche Gründe hierzu. Man kann zwar zum voraus schwerlich sagen, wie viel es bey einigen Leuten ausrichten würde, wenn Sie dem großväterlichen Testament entsagten: allein ich kann ohnmöglich zugeben, daß Sie dieses thun, wenn Ernst aus der Sache wird.
Da Jhre Hannichen noch kranck ist, so wünschte ich, daß Sie die Dorcas zu gewinnen suchten. Sind Sie etwan allzuscheu und argwönisch gegen sie, und haben Sie ihr hievon, ohne es zu dencken, Zei- chen gegeben?
Jch wünschte, daß Sie einen von seinen Brie- fen in die Hände bekommen könnten. Ein so flüch- tiger Mensch kann nicht immer auf seiner Huth seyn. Jst es aber ohnmöglich ihn zu überfallen, und kön- ne Sie Jhr Mädchen nicht dazu gebrauchen, so sind beyde mir schon verdächtig. Lassen Sie ihn ohnversehens abruffen, wenn er eben im Schreiben begriffen ist, oder wenn er Briefe um sich liegen hat, und machen Sie sich alsdenn seine Nachläßigkeit zu Nutze.
Jch gestehe gern, daß dieses eben so gehandelt ist, als wenn wir in einem Wirths-Hause alle Win- ckel durchsuchen, und nachsehen, ob ein Spitz-Bu- be verborgen stecke, da wir doch vor Furcht ausser
uns
Sprache nicht heraus will, ſo erkundigen Sie ſich nach der Jungfer Lockyer. Mein Schatz, der Menſch iſt ein Ertz-Boͤſewicht.
Jch will mich unter der Hand erkundigen laſſen, wie ihr Onckle geſinnet iſt, und zwar alſobald. Al- lein ich bin wegen eines gluͤcklichen Erfolgs in Sor- gen. Jch habe manche Gruͤnde hierzu. Man kann zwar zum voraus ſchwerlich ſagen, wie viel es bey einigen Leuten ausrichten wuͤrde, wenn Sie dem großvaͤterlichen Teſtament entſagten: allein ich kann ohnmoͤglich zugeben, daß Sie dieſes thun, wenn Ernſt aus der Sache wird.
Da Jhre Hannichen noch kranck iſt, ſo wuͤnſchte ich, daß Sie die Dorcas zu gewinnen ſuchten. Sind Sie etwan allzuſcheu und argwoͤniſch gegen ſie, und haben Sie ihr hievon, ohne es zu dencken, Zei- chen gegeben?
Jch wuͤnſchte, daß Sie einen von ſeinen Brie- fen in die Haͤnde bekommen koͤnnten. Ein ſo fluͤch- tiger Menſch kann nicht immer auf ſeiner Huth ſeyn. Jſt es aber ohnmoͤglich ihn zu uͤberfallen, und koͤn- ne Sie Jhr Maͤdchen nicht dazu gebrauchen, ſo ſind beyde mir ſchon verdaͤchtig. Laſſen Sie ihn ohnverſehens abruffen, wenn er eben im Schreiben begriffen iſt, oder wenn er Briefe um ſich liegen hat, und machen Sie ſich alsdenn ſeine Nachlaͤßigkeit zu Nutze.
Jch geſtehe gern, daß dieſes eben ſo gehandelt iſt, als wenn wir in einem Wirths-Hauſe alle Win- ckel durchſuchen, und nachſehen, ob ein Spitz-Bu- be verborgen ſtecke, da wir doch vor Furcht auſſer
uns
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Sprache nicht heraus will, ſo erkundigen Sie ſich
nach der Jungfer Lockyer. Mein Schatz, der
Menſch iſt ein Ertz-Boͤſewicht.
Jch will mich unter der Hand erkundigen laſſen,
wie ihr Onckle geſinnet iſt, und zwar alſobald. Al-
lein ich bin wegen eines gluͤcklichen Erfolgs in Sor-
gen. Jch habe manche Gruͤnde hierzu. Man kann
zwar zum voraus ſchwerlich ſagen, wie viel es bey
einigen Leuten ausrichten wuͤrde, wenn Sie dem
großvaͤterlichen Teſtament entſagten: allein ich kann
ohnmoͤglich zugeben, daß Sie dieſes thun, wenn
Ernſt aus der Sache wird.
Da Jhre Hannichen noch kranck iſt, ſo wuͤnſchte
ich, daß Sie die Dorcas zu gewinnen ſuchten. Sind
Sie etwan allzuſcheu und argwoͤniſch gegen ſie,
und haben Sie ihr hievon, ohne es zu dencken, Zei-
chen gegeben?
Jch wuͤnſchte, daß Sie einen von ſeinen Brie-
fen in die Haͤnde bekommen koͤnnten. Ein ſo fluͤch-
tiger Menſch kann nicht immer auf ſeiner Huth ſeyn.
Jſt es aber ohnmoͤglich ihn zu uͤberfallen, und koͤn-
ne Sie Jhr Maͤdchen nicht dazu gebrauchen, ſo
ſind beyde mir ſchon verdaͤchtig. Laſſen Sie ihn
ohnverſehens abruffen, wenn er eben im Schreiben
begriffen iſt, oder wenn er Briefe um ſich liegen hat,
und machen Sie ſich alsdenn ſeine Nachlaͤßigkeit zu
Nutze.
Jch geſtehe gern, daß dieſes eben ſo gehandelt
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/35>, abgerufen am 21.11.2024.
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