änderlich in seinen Neigungen, so reich an Er- findungen ist, der so viele Helfershelfer, so vielen Rückhalt, so viele Aufwiegler hat, als er wahr- scheinlicherweise gehabt hat? - - Das Erhabe- ne in Jhrem Wesen, welches Jhnen ange- bohren ist, das Heroische, will ich es nennen, das sich bey allen Gelegenheiten zu rechter Zeit *in seinem vollen Glanze gezeiget hat, ohne die rei- zende Gefälligkeit und sich herablassende Leutsee- ligkeit, die sonst allezeit jenes Erhabne in Jh- rem Wesen mildert, wenn Jhr Gemüth frey und ohne Furcht ist!
*Erlauben Sie mir, daß ich hier ein wenig stille stehe, meine geliebteste Freundinn zu bewun- dern und zu preisen, die zum Unglücke für sich selbst, in einem so zarten Alter, ohne Kenntniß der Welt und der niederträchtigen Künste liederlicher Leute, den härtesten und heftigsten Versuchungen von feindseligen Verwandten an der einen, und einem ehrlosen Freyer an der andern Seite, ausgesetzt, und doch im Stande gewesen ist, ein so vortreff- liches Beyspiel der Standhaftigkeit und Klugheit zu geben, als vor Jhr kein Frauenzimmer jemals gegeben hat; die sich weit größer im Unglücke gezei- get hat, wie ich schon ehedem angemerket habe (*), als sie sich aller Möglichkeit nach gezeigt haben könnte, wenn alle ihre glänzende Vorzüge sich in *völliger Kraft und Stärke bey dem fortdaurenden Laufe des Glückes, daß sie auf achtzehn Jahre un-
ter
(*) Siehe Th. IV. S. 36.
aͤnderlich in ſeinen Neigungen, ſo reich an Er- findungen iſt, der ſo viele Helfershelfer, ſo vielen Ruͤckhalt, ſo viele Aufwiegler hat, als er wahr- ſcheinlicherweiſe gehabt hat? ‒ ‒ Das Erhabe- ne in Jhrem Weſen, welches Jhnen ange- bohren iſt, das Heroiſche, will ich es nennen, das ſich bey allen Gelegenheiten zu rechter Zeit *in ſeinem vollen Glanze gezeiget hat, ohne die rei- zende Gefaͤlligkeit und ſich herablaſſende Leutſee- ligkeit, die ſonſt allezeit jenes Erhabne in Jh- rem Weſen mildert, wenn Jhr Gemuͤth frey und ohne Furcht iſt!
*Erlauben Sie mir, daß ich hier ein wenig ſtille ſtehe, meine geliebteſte Freundinn zu bewun- dern und zu preiſen, die zum Ungluͤcke fuͤr ſich ſelbſt, in einem ſo zarten Alter, ohne Kenntniß der Welt und der niedertraͤchtigen Kuͤnſte liederlicher Leute, den haͤrteſten und heftigſten Verſuchungen von feindſeligen Verwandten an der einen, und einem ehrloſen Freyer an der andern Seite, ausgeſetzt, und doch im Stande geweſen iſt, ein ſo vortreff- liches Beyſpiel der Standhaftigkeit und Klugheit zu geben, als vor Jhr kein Frauenzimmer jemals gegeben hat; die ſich weit groͤßer im Ungluͤcke gezei- get hat, wie ich ſchon ehedem angemerket habe (*), als ſie ſich aller Moͤglichkeit nach gezeigt haben koͤnnte, wenn alle ihre glaͤnzende Vorzuͤge ſich in *voͤlliger Kraft und Staͤrke bey dem fortdaurenden Laufe des Gluͤckes, daß ſie auf achtzehn Jahre un-
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(*) Siehe Th. IV. S. 36.
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aͤnderlich in ſeinen Neigungen, ſo reich an Er-
findungen iſt, der ſo viele Helfershelfer, ſo vielen
Ruͤckhalt, ſo viele Aufwiegler hat, als er wahr-
ſcheinlicherweiſe gehabt hat? ‒ ‒ Das Erhabe-
ne in Jhrem Weſen, welches Jhnen ange-
bohren iſt, das Heroiſche, will ich es nennen,
das ſich bey allen Gelegenheiten zu rechter Zeit
in ſeinem vollen Glanze gezeiget hat, ohne die rei-
zende Gefaͤlligkeit und ſich herablaſſende Leutſee-
ligkeit, die ſonſt allezeit jenes Erhabne in Jh-
rem Weſen mildert, wenn Jhr Gemuͤth frey
und ohne Furcht iſt!
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Erlauben Sie mir, daß ich hier ein wenig
ſtille ſtehe, meine geliebteſte Freundinn zu bewun-
dern und zu preiſen, die zum Ungluͤcke fuͤr ſich ſelbſt,
in einem ſo zarten Alter, ohne Kenntniß der Welt
und der niedertraͤchtigen Kuͤnſte liederlicher Leute,
den haͤrteſten und heftigſten Verſuchungen von
feindſeligen Verwandten an der einen, und einem
ehrloſen Freyer an der andern Seite, ausgeſetzt,
und doch im Stande geweſen iſt, ein ſo vortreff-
liches Beyſpiel der Standhaftigkeit und Klugheit
zu geben, als vor Jhr kein Frauenzimmer jemals
gegeben hat; die ſich weit groͤßer im Ungluͤcke gezei-
get hat, wie ich ſchon ehedem angemerket habe (*),
als ſie ſich aller Moͤglichkeit nach gezeigt haben
koͤnnte, wenn alle ihre glaͤnzende Vorzuͤge ſich in
voͤlliger Kraft und Staͤrke bey dem fortdaurenden
Laufe des Gluͤckes, daß ſie auf achtzehn Jahre un-
ter
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(*) Siehe Th. IV. S. 36.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/160>, abgerufen am 04.12.2024.
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