lichkeit fortsetzen, und zwar so geschickt, daß, wenn ich auch zwanzig mal abbreche, du doch nicht merken sollst, wo ich meinen Faden wieder anknüpfe.
Ob mich das Podagra gleich sehr plagete: so stieg ich doch aus meinem Wagen heraus. Jch lehnte mich mit der einen Hand steif auf meinen Stock, und mit der andern auf meines neuen Dieners Schulter. Jch stieg beynahe eben den Augenblick aus, da er an die Thür geklopft hatte, damit ich gewiß wäre, daß man mich einließe.
Jch ließ mir wohl angelegen seyn, meinen weiten Rock über mich zuzuknöpfen, und so gar meinen Degenknopf damit zu bedecken, weil er sich zu meinen Jahren nicht völlig schickte. Mir war unbekannt, was ich für Gelegenheit haben möchte, meinen Degen zu gebrauchen. Jch ging gebückt fort und blinzte mit meinen Augen, da- mit man das Feuer in denselben nicht merkte. Jch rühme meine Augen hiemit nicht zu viel, Bruder! Mein vor Zahnschmerzen einge- hülltes Kinn, mein liederlich niedergedruckter Tressenhut, und so viel, als von meiner Perucke zu sehen war, gab mir alles zusammen das Anse- hen eines veralteten Stutzers.
Jch beschloß zum voraus, daß ich meine Frau an mannichfaltigen Beschwerden zugleich krank machen wollte.
Die Magd kam an die Thüre. Jch ver- langte mit ihrer Frau zu sprechen. Sie führte
mich
lichkeit fortſetzen, und zwar ſo geſchickt, daß, wenn ich auch zwanzig mal abbreche, du doch nicht merken ſollſt, wo ich meinen Faden wieder anknuͤpfe.
Ob mich das Podagra gleich ſehr plagete: ſo ſtieg ich doch aus meinem Wagen heraus. Jch lehnte mich mit der einen Hand ſteif auf meinen Stock, und mit der andern auf meines neuen Dieners Schulter. Jch ſtieg beynahe eben den Augenblick aus, da er an die Thuͤr geklopft hatte, damit ich gewiß waͤre, daß man mich einließe.
Jch ließ mir wohl angelegen ſeyn, meinen weiten Rock uͤber mich zuzuknoͤpfen, und ſo gar meinen Degenknopf damit zu bedecken, weil er ſich zu meinen Jahren nicht voͤllig ſchickte. Mir war unbekannt, was ich fuͤr Gelegenheit haben moͤchte, meinen Degen zu gebrauchen. Jch ging gebuͤckt fort und blinzte mit meinen Augen, da- mit man das Feuer in denſelben nicht merkte. Jch ruͤhme meine Augen hiemit nicht zu viel, Bruder! Mein vor Zahnſchmerzen einge- huͤlltes Kinn, mein liederlich niedergedruckter Treſſenhut, und ſo viel, als von meiner Perucke zu ſehen war, gab mir alles zuſammen das Anſe- hen eines veralteten Stutzers.
Jch beſchloß zum voraus, daß ich meine Frau an mannichfaltigen Beſchwerden zugleich krank machen wollte.
Die Magd kam an die Thuͤre. Jch ver- langte mit ihrer Frau zu ſprechen. Sie fuͤhrte
mich
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lichkeit fortſetzen, und zwar ſo geſchickt, daß,
wenn ich auch zwanzig mal abbreche, du doch
nicht merken ſollſt, wo ich meinen Faden wieder
anknuͤpfe.
Ob mich das Podagra gleich ſehr plagete: ſo
ſtieg ich doch aus meinem Wagen heraus. Jch
lehnte mich mit der einen Hand ſteif auf meinen
Stock, und mit der andern auf meines neuen
Dieners Schulter. Jch ſtieg beynahe eben den
Augenblick aus, da er an die Thuͤr geklopft hatte,
damit ich gewiß waͤre, daß man mich einließe.
Jch ließ mir wohl angelegen ſeyn, meinen
weiten Rock uͤber mich zuzuknoͤpfen, und ſo gar
meinen Degenknopf damit zu bedecken, weil er
ſich zu meinen Jahren nicht voͤllig ſchickte. Mir
war unbekannt, was ich fuͤr Gelegenheit haben
moͤchte, meinen Degen zu gebrauchen. Jch ging
gebuͤckt fort und blinzte mit meinen Augen, da-
mit man das Feuer in denſelben nicht merkte.
Jch ruͤhme meine Augen hiemit nicht zu
viel, Bruder! Mein vor Zahnſchmerzen einge-
huͤlltes Kinn, mein liederlich niedergedruckter
Treſſenhut, und ſo viel, als von meiner Perucke
zu ſehen war, gab mir alles zuſammen das Anſe-
hen eines veralteten Stutzers.
Jch beſchloß zum voraus, daß ich meine Frau
an mannichfaltigen Beſchwerden zugleich krank
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Die Magd kam an die Thuͤre. Jch ver-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/220>, abgerufen am 27.11.2024.
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