glücklich gewesen, zu wissen daß ein solcher Sach- walter in der Welt wäre; und so glücklich, mit ihm bekannt zu seyn.
Gut, gut, Fr. Moore; ich denke so heißen sie; es mag ja wohl noch nicht zu spät seyn - - Wenn sie und ich besser mit einander bekannt sind: so kann ich ihnen vielleicht helfen. Allein lassen sie sich gegen das Frauenzimmer nichts da- von merken: denn, wie ich gesagt habe, ich mag nicht gern das Ansehen haben, daß ich dienstfertig seyn will.
Jch wußte gewiß, wenn die gute Frau Moo- re bey der Probe hielte, die sie mir von ihrer weib- lichen Gemüthsart gegeben hatte, daß eben die- ses Verbot sie veranlassen würde, es bey der er- sten bequemen Gelegenheit zu erzählen: wofern es zu meinem Zwecke nöthig seyn sollte.
Es schien mir überhaupt so gleichgültig zu seyn, ob ich die Stube oder das Frauenzimmer zu sehen bekommen könnte, oder nicht, daß die gute Frau desto begieriger ward, mir beyde zu zeigen: und das um so viel mehr, da ich in der Absicht, sie zu reizen, gesagt hatte, daß in meinen Augen zu dem Vorzuge eines schönen Frauen- zimmers mehr gehörte, als die meisten Leute für nöthig hielten, und daß ich niemals sechs wirk- lich liebenswürdige Schönheiten in meinem Le- ben gesehen hätte.
Kurz, sie gieng hinein: und kam nach einer kleinen Weile wieder heraus. Das Frauenzim- mer hat sich in ihr Closet begeben, mein Herr:
sie
gluͤcklich geweſen, zu wiſſen daß ein ſolcher Sach- walter in der Welt waͤre; und ſo gluͤcklich, mit ihm bekannt zu ſeyn.
Gut, gut, Fr. Moore; ich denke ſo heißen ſie; es mag ja wohl noch nicht zu ſpaͤt ſeyn ‒ ‒ Wenn ſie und ich beſſer mit einander bekannt ſind: ſo kann ich ihnen vielleicht helfen. Allein laſſen ſie ſich gegen das Frauenzimmer nichts da- von merken: denn, wie ich geſagt habe, ich mag nicht gern das Anſehen haben, daß ich dienſtfertig ſeyn will.
Jch wußte gewiß, wenn die gute Frau Moo- re bey der Probe hielte, die ſie mir von ihrer weib- lichen Gemuͤthsart gegeben hatte, daß eben die- ſes Verbot ſie veranlaſſen wuͤrde, es bey der er- ſten bequemen Gelegenheit zu erzaͤhlen: wofern es zu meinem Zwecke noͤthig ſeyn ſollte.
Es ſchien mir uͤberhaupt ſo gleichguͤltig zu ſeyn, ob ich die Stube oder das Frauenzimmer zu ſehen bekommen koͤnnte, oder nicht, daß die gute Frau deſto begieriger ward, mir beyde zu zeigen: und das um ſo viel mehr, da ich in der Abſicht, ſie zu reizen, geſagt hatte, daß in meinen Augen zu dem Vorzuge eines ſchoͤnen Frauen- zimmers mehr gehoͤrte, als die meiſten Leute fuͤr noͤthig hielten, und daß ich niemals ſechs wirk- lich liebenswuͤrdige Schoͤnheiten in meinem Le- ben geſehen haͤtte.
Kurz, ſie gieng hinein: und kam nach einer kleinen Weile wieder heraus. Das Frauenzim- mer hat ſich in ihr Cloſet begeben, mein Herr:
ſie
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gluͤcklich geweſen, zu wiſſen daß ein ſolcher Sach-
walter in der Welt waͤre; und ſo gluͤcklich, mit
ihm bekannt zu ſeyn.
Gut, gut, Fr. Moore; ich denke ſo heißen
ſie; es mag ja wohl noch nicht zu ſpaͤt ſeyn ‒ ‒
Wenn ſie und ich beſſer mit einander bekannt
ſind: ſo kann ich ihnen vielleicht helfen. Allein
laſſen ſie ſich gegen das Frauenzimmer nichts da-
von merken: denn, wie ich geſagt habe, ich mag
nicht gern das Anſehen haben, daß ich dienſtfertig
ſeyn will.
Jch wußte gewiß, wenn die gute Frau Moo-
re bey der Probe hielte, die ſie mir von ihrer weib-
lichen Gemuͤthsart gegeben hatte, daß eben die-
ſes Verbot ſie veranlaſſen wuͤrde, es bey der er-
ſten bequemen Gelegenheit zu erzaͤhlen: wofern
es zu meinem Zwecke noͤthig ſeyn ſollte.
Es ſchien mir uͤberhaupt ſo gleichguͤltig zu
ſeyn, ob ich die Stube oder das Frauenzimmer
zu ſehen bekommen koͤnnte, oder nicht, daß die
gute Frau deſto begieriger ward, mir beyde zu
zeigen: und das um ſo viel mehr, da ich in der
Abſicht, ſie zu reizen, geſagt hatte, daß in meinen
Augen zu dem Vorzuge eines ſchoͤnen Frauen-
zimmers mehr gehoͤrte, als die meiſten Leute fuͤr
noͤthig hielten, und daß ich niemals ſechs wirk-
lich liebenswuͤrdige Schoͤnheiten in meinem Le-
ben geſehen haͤtte.
Kurz, ſie gieng hinein: und kam nach einer
kleinen Weile wieder heraus. Das Frauenzim-
mer hat ſich in ihr Cloſet begeben, mein Herr:
ſie
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/230>, abgerufen am 26.11.2024.
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