Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Es ist ein ewiges Verweisen, ein ewiges Vor-
rücken von meinen unverschämten Verwandten.
Allein sie ergreifen mit Fleiß die Gelegenheit, ei-
nen Fehler an mir zu finden. Jhre Liebe, ihre
Liebe, Bruder, und ihre Ueberzeugung von mei-
ner bekannten und guten Gemüthsart ist ihr An-
trieb!

Herrn Robert Lovelace.

Lieber Herr Vetter.

Jch vernehme, daß nun endlich alle unsere
Wünsche durch Jhre Vermählung erfüllet sind.
Meiner Meynung nach aber hätte es sich wohl
so gut geschickt, diese Nachricht unmittelbar von
Jhnen selbst zu erhalten, als durch den weiten
Umweg, wodurch wir sie bekommen haben.
Mich deucht, das Vermögen und die gute Ge-
sinnung,
welche wir haben, Jhnen zu Gefallen
zu seyn, sollte uns doch wohl billig Jhrer Ver-
achtung und Geringschätzung nicht noch mehr
bloßstellen. Mein Bruder hatte es sich fest vor-
genommen, Jhnen diejenige Gattinn selbst zu ge-
ben, deren Verbindung mit Jhnen wir alle so lan-
ge gewünschet haben. Sind Sie aber schon da-
mals, als Sie ihn darum ersuchten, wirklich ver-
heyrathet gewesen; weil sie vielleicht vermutheten,
daß sein Podagra ihm nicht erlauben würde, zu
Jhnen zu kommen: so sieht Jhnen das gar nicht

unähn-


Es iſt ein ewiges Verweiſen, ein ewiges Vor-
ruͤcken von meinen unverſchaͤmten Verwandten.
Allein ſie ergreifen mit Fleiß die Gelegenheit, ei-
nen Fehler an mir zu finden. Jhre Liebe, ihre
Liebe, Bruder, und ihre Ueberzeugung von mei-
ner bekannten und guten Gemuͤthsart iſt ihr An-
trieb!

Herrn Robert Lovelace.

Lieber Herr Vetter.

Jch vernehme, daß nun endlich alle unſere
Wuͤnſche durch Jhre Vermaͤhlung erfuͤllet ſind.
Meiner Meynung nach aber haͤtte es ſich wohl
ſo gut geſchickt, dieſe Nachricht unmittelbar von
Jhnen ſelbſt zu erhalten, als durch den weiten
Umweg, wodurch wir ſie bekommen haben.
Mich deucht, das Vermoͤgen und die gute Ge-
ſinnung,
welche wir haben, Jhnen zu Gefallen
zu ſeyn, ſollte uns doch wohl billig Jhrer Ver-
achtung und Geringſchaͤtzung nicht noch mehr
bloßſtellen. Mein Bruder hatte es ſich feſt vor-
genommen, Jhnen diejenige Gattinn ſelbſt zu ge-
ben, deren Verbindung mit Jhnen wir alle ſo lan-
ge gewuͤnſchet haben. Sind Sie aber ſchon da-
mals, als Sie ihn darum erſuchten, wirklich ver-
heyrathet geweſen; weil ſie vielleicht vermutheten,
daß ſein Podagra ihm nicht erlauben wuͤrde, zu
Jhnen zu kommen: ſo ſieht Jhnen das gar nicht

unaͤhn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0273" n="267"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t ein ewiges Verwei&#x017F;en, ein ewiges Vor-<lb/>
ru&#x0364;cken von meinen unver&#x017F;cha&#x0364;mten Verwandten.<lb/>
Allein &#x017F;ie ergreifen mit Fleiß die Gelegenheit, ei-<lb/>
nen Fehler an mir zu finden. Jhre Liebe, ihre<lb/>
Liebe, Bruder, und ihre Ueberzeugung von mei-<lb/>
ner bekannten und guten Gemu&#x0364;thsart i&#x017F;t ihr An-<lb/>
trieb!</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <div>
                <head> <hi rendition="#b">Herrn Robert Lovelace.</hi> </head><lb/>
                <dateline> <hi rendition="#et">Mittwochens, Morgens, den<lb/>
7ten Jun.</hi> </dateline><lb/>
                <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Lieber Herr Vetter.</hi> </hi> </salute><lb/>
                <p><hi rendition="#in">J</hi>ch vernehme, daß nun endlich alle un&#x017F;ere<lb/>
Wu&#x0364;n&#x017F;che durch Jhre Verma&#x0364;hlung erfu&#x0364;llet &#x017F;ind.<lb/>
Meiner Meynung nach aber ha&#x0364;tte es &#x017F;ich wohl<lb/>
&#x017F;o gut ge&#x017F;chickt, die&#x017F;e Nachricht unmittelbar von<lb/>
Jhnen &#x017F;elb&#x017F;t zu erhalten, als durch den weiten<lb/>
Umweg, wodurch wir &#x017F;ie bekommen haben.<lb/>
Mich deucht, das <hi rendition="#fr">Vermo&#x0364;gen</hi> und die <hi rendition="#fr">gute Ge-<lb/>
&#x017F;innung,</hi> welche wir haben, Jhnen zu Gefallen<lb/>
zu &#x017F;eyn, &#x017F;ollte uns doch wohl billig Jhrer Ver-<lb/>
achtung und Gering&#x017F;cha&#x0364;tzung nicht noch mehr<lb/>
bloß&#x017F;tellen. Mein Bruder hatte es &#x017F;ich fe&#x017F;t vor-<lb/>
genommen, Jhnen diejenige Gattinn &#x017F;elb&#x017F;t zu ge-<lb/>
ben, deren Verbindung mit Jhnen wir alle &#x017F;o lan-<lb/>
ge gewu&#x0364;n&#x017F;chet haben. Sind Sie aber &#x017F;chon da-<lb/>
mals, als Sie ihn darum er&#x017F;uchten, wirklich ver-<lb/>
heyrathet gewe&#x017F;en; weil &#x017F;ie vielleicht vermutheten,<lb/>
daß &#x017F;ein Podagra ihm nicht erlauben wu&#x0364;rde, zu<lb/>
Jhnen zu kommen: &#x017F;o &#x017F;ieht Jhnen das gar nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">una&#x0364;hn-</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0273] Es iſt ein ewiges Verweiſen, ein ewiges Vor- ruͤcken von meinen unverſchaͤmten Verwandten. Allein ſie ergreifen mit Fleiß die Gelegenheit, ei- nen Fehler an mir zu finden. Jhre Liebe, ihre Liebe, Bruder, und ihre Ueberzeugung von mei- ner bekannten und guten Gemuͤthsart iſt ihr An- trieb! Herrn Robert Lovelace. Mittwochens, Morgens, den 7ten Jun. Lieber Herr Vetter. Jch vernehme, daß nun endlich alle unſere Wuͤnſche durch Jhre Vermaͤhlung erfuͤllet ſind. Meiner Meynung nach aber haͤtte es ſich wohl ſo gut geſchickt, dieſe Nachricht unmittelbar von Jhnen ſelbſt zu erhalten, als durch den weiten Umweg, wodurch wir ſie bekommen haben. Mich deucht, das Vermoͤgen und die gute Ge- ſinnung, welche wir haben, Jhnen zu Gefallen zu ſeyn, ſollte uns doch wohl billig Jhrer Ver- achtung und Geringſchaͤtzung nicht noch mehr bloßſtellen. Mein Bruder hatte es ſich feſt vor- genommen, Jhnen diejenige Gattinn ſelbſt zu ge- ben, deren Verbindung mit Jhnen wir alle ſo lan- ge gewuͤnſchet haben. Sind Sie aber ſchon da- mals, als Sie ihn darum erſuchten, wirklich ver- heyrathet geweſen; weil ſie vielleicht vermutheten, daß ſein Podagra ihm nicht erlauben wuͤrde, zu Jhnen zu kommen: ſo ſieht Jhnen das gar nicht unaͤhn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/273
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/273>, abgerufen am 24.11.2024.