haben, noch ein höhnischer Verächter oder Spöt- ter einer Anordnung seyn, welche alle ehrbare Leu- te verehren, und alle liederliche früh oder später zu verehren, oder, daß sie dieselbe verehrt hätten, zu wünschen, genöthiget werden.
Jch möchte gern sehen, wie Jhnen Jhre seid- ne Fesseln stehen: ob das reizende Joch Jhren Schultern leicht wird. Jst es nicht; da Sie doch eine so angenehme Gehülfinn haben, die es mit Jhnen trägt: so denken mein Lord und meine Schwester, so wohl als ich, daß Sie ein en- geres Band um Jhren Hals zu haben ver- dienen.
Der Lord berstet vor Verdruß, wie ein von Gummi glänzender Taffet, daß Sie ihm nicht den Tag, die Stunde, die Art und Weise und alles geschrieben haben. Jch frage ihn aber, wie er bereits schon eine Probe der Hochachtung oder Höflichkeit von Jhnen erwarten kann? Er müsse Geduld haben, sage ich ihm, bis unter an- dern auch dieses Zeichen der Besserung von der Gewalt, die Jhre Gemahlinn über Sie hat, und von ihrem Beyspiele ans Licht kommen muß: es werde sich aber geschwinde sehen lassen; wenn Sie jemals in einem Stücke gut werden wollen. Und o! mein lieber Herr Vetter, was für eine weite, weite Reise haben Sie von dem schreckli- chen Lande ausschweifender Freyheiten durch die glänzenden Gegenden der Besserung zu dem auf- geklärten Reiche der Glückseligkeit! - Sie haben Ursache, keine Zeit zu verlieren. Sie müssen
manche
haben, noch ein hoͤhniſcher Veraͤchter oder Spoͤt- ter einer Anordnung ſeyn, welche alle ehrbare Leu- te verehren, und alle liederliche fruͤh oder ſpaͤter zu verehren, oder, daß ſie dieſelbe verehrt haͤtten, zu wuͤnſchen, genoͤthiget werden.
Jch moͤchte gern ſehen, wie Jhnen Jhre ſeid- ne Feſſeln ſtehen: ob das reizende Joch Jhren Schultern leicht wird. Jſt es nicht; da Sie doch eine ſo angenehme Gehuͤlfinn haben, die es mit Jhnen traͤgt: ſo denken mein Lord und meine Schweſter, ſo wohl als ich, daß Sie ein en- geres Band um Jhren Hals zu haben ver- dienen.
Der Lord berſtet vor Verdruß, wie ein von Gummi glaͤnzender Taffet, daß Sie ihm nicht den Tag, die Stunde, die Art und Weiſe und alles geſchrieben haben. Jch frage ihn aber, wie er bereits ſchon eine Probe der Hochachtung oder Hoͤflichkeit von Jhnen erwarten kann? Er muͤſſe Geduld haben, ſage ich ihm, bis unter an- dern auch dieſes Zeichen der Beſſerung von der Gewalt, die Jhre Gemahlinn uͤber Sie hat, und von ihrem Beyſpiele ans Licht kommen muß: es werde ſich aber geſchwinde ſehen laſſen; wenn Sie jemals in einem Stuͤcke gut werden wollen. Und o! mein lieber Herr Vetter, was fuͤr eine weite, weite Reiſe haben Sie von dem ſchreckli- chen Lande ausſchweifender Freyheiten durch die glaͤnzenden Gegenden der Beſſerung zu dem auf- geklaͤrten Reiche der Gluͤckſeligkeit! ‒ Sie haben Urſache, keine Zeit zu verlieren. Sie muͤſſen
manche
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haben, noch ein hoͤhniſcher Veraͤchter oder Spoͤt-
ter einer Anordnung ſeyn, welche alle ehrbare Leu-
te verehren, und alle liederliche fruͤh oder ſpaͤter
zu verehren, oder, daß ſie dieſelbe verehrt haͤtten,
zu wuͤnſchen, genoͤthiget werden.
Jch moͤchte gern ſehen, wie Jhnen Jhre ſeid-
ne Feſſeln ſtehen: ob das reizende Joch Jhren
Schultern leicht wird. Jſt es nicht; da Sie
doch eine ſo angenehme Gehuͤlfinn haben, die es
mit Jhnen traͤgt: ſo denken mein Lord und
meine Schweſter, ſo wohl als ich, daß Sie ein en-
geres Band um Jhren Hals zu haben ver-
dienen.
Der Lord berſtet vor Verdruß, wie ein von
Gummi glaͤnzender Taffet, daß Sie ihm nicht
den Tag, die Stunde, die Art und Weiſe und
alles geſchrieben haben. Jch frage ihn aber, wie
er bereits ſchon eine Probe der Hochachtung
oder Hoͤflichkeit von Jhnen erwarten kann? Er
muͤſſe Geduld haben, ſage ich ihm, bis unter an-
dern auch dieſes Zeichen der Beſſerung von der
Gewalt, die Jhre Gemahlinn uͤber Sie hat, und
von ihrem Beyſpiele ans Licht kommen muß: es
werde ſich aber geſchwinde ſehen laſſen; wenn
Sie jemals in einem Stuͤcke gut werden wollen.
Und o! mein lieber Herr Vetter, was fuͤr eine
weite, weite Reiſe haben Sie von dem ſchreckli-
chen Lande ausſchweifender Freyheiten durch die
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/277>, abgerufen am 24.11.2024.
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