rah hat großes Verlangen, sie zu sehen, und sagt, daß dieser Zuwachs bey unserer Familie den Ver- lust ihrer geliebten Tochter ersetzen werde.
Jch werde bald, wie ich hoffe, in Person der werthesten Gemahlinn mein Compliment machen: daher habe ich nichts mehr beyzufügen, als daß ich sey
Jhre alte wunderliche Spielgesellinn und Base Charlotte Montague.
Nachdem die Frauenzimmer die Abschriften von diesen beyden Briefen gelesen hatten: so dachte ich, daß ich nun wohl einmal drohen und pochen möchte - - "Aber ich habe gar wenig "Lust, sprach ich, einen solchen Besuch von der "Lady Elisabeth und der Fräulein Montague bey "meiner Gemahlinn zu befördern. Denn end- "lich bin ich ihrer wunderlichen Weise überdrü- "ßig. Sie ist nicht mehr was sie gewesen ist. "Jch will, wie ich ihr schon in ihrer beyden Ge- "genwart gesagt habe, diese verhaßte Jnsel ver- "lassen: ob gleich mein Geburtsort und der "Strich Landes, den ich darinnen habe, sehr be- "trächtlich ist. Jch will davon gehen und in "Frankreich oder Jtalien meinen Sitz aufschla- "gen, und niemals weder an mich selbst als ei- "nen Ehemann gedenken, noch als ein Ehe- "mann leben."
O! Werther Herr! sagte die eine.
Das wäre etwas betrübtes! sprach die andere.
Ja,
Fünfter Theil. S
rah hat großes Verlangen, ſie zu ſehen, und ſagt, daß dieſer Zuwachs bey unſerer Familie den Ver- luſt ihrer geliebten Tochter erſetzen werde.
Jch werde bald, wie ich hoffe, in Perſon der wertheſten Gemahlinn mein Compliment machen: daher habe ich nichts mehr beyzufuͤgen, als daß ich ſey
Jhre alte wunderliche Spielgeſellinn und Baſe Charlotte Montague.
Nachdem die Frauenzimmer die Abſchriften von dieſen beyden Briefen geleſen hatten: ſo dachte ich, daß ich nun wohl einmal drohen und pochen moͤchte ‒ ‒ „Aber ich habe gar wenig „Luſt, ſprach ich, einen ſolchen Beſuch von der „Lady Eliſabeth und der Fraͤulein Montague bey „meiner Gemahlinn zu befoͤrdern. Denn end- „lich bin ich ihrer wunderlichen Weiſe uͤberdruͤ- „ßig. Sie iſt nicht mehr was ſie geweſen iſt. „Jch will, wie ich ihr ſchon in ihrer beyden Ge- „genwart geſagt habe, dieſe verhaßte Jnſel ver- „laſſen: ob gleich mein Geburtsort und der „Strich Landes, den ich darinnen habe, ſehr be- „traͤchtlich iſt. Jch will davon gehen und in „Frankreich oder Jtalien meinen Sitz aufſchla- „gen, und niemals weder an mich ſelbſt als ei- „nen Ehemann gedenken, noch als ein Ehe- „mann leben.„
O! Werther Herr! ſagte die eine.
Das waͤre etwas betruͤbtes! ſprach die andere.
Ja,
Fuͤnfter Theil. S
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rah hat großes Verlangen, ſie zu ſehen, und ſagt,
daß dieſer Zuwachs bey unſerer Familie den Ver-
luſt ihrer geliebten Tochter erſetzen werde.
Jch werde bald, wie ich hoffe, in Perſon der
wertheſten Gemahlinn mein Compliment machen:
daher habe ich nichts mehr beyzufuͤgen, als daß
ich ſey
Jhre alte wunderliche Spielgeſellinn
und Baſe
Charlotte Montague.
Nachdem die Frauenzimmer die Abſchriften
von dieſen beyden Briefen geleſen hatten: ſo
dachte ich, daß ich nun wohl einmal drohen und
pochen moͤchte ‒ ‒ „Aber ich habe gar wenig
„Luſt, ſprach ich, einen ſolchen Beſuch von der
„Lady Eliſabeth und der Fraͤulein Montague bey
„meiner Gemahlinn zu befoͤrdern. Denn end-
„lich bin ich ihrer wunderlichen Weiſe uͤberdruͤ-
„ßig. Sie iſt nicht mehr was ſie geweſen iſt.
„Jch will, wie ich ihr ſchon in ihrer beyden Ge-
„genwart geſagt habe, dieſe verhaßte Jnſel ver-
„laſſen: ob gleich mein Geburtsort und der
„Strich Landes, den ich darinnen habe, ſehr be-
„traͤchtlich iſt. Jch will davon gehen und in
„Frankreich oder Jtalien meinen Sitz aufſchla-
„gen, und niemals weder an mich ſelbſt als ei-
„nen Ehemann gedenken, noch als ein Ehe-
„mann leben.„
O! Werther Herr! ſagte die eine.
Das waͤre etwas betruͤbtes! ſprach die andere.
Ja,
Fuͤnfter Theil. S
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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