Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



me Gelegenheit, welche ich in der Mittwochs
Nacht gehabt, so wenig zu Nutze gemacht habe.

Jch muß aber meine gegenwärtigen Umstän-
de ein wenig übersehen, und dir einen kleinen
Wink, oder ein paar, von meiner Vorsichtigkeit
geben.

Jch habe die Weibsleute diesen Morgen ge-
sprochen, und finde sie halb auf dem rechten Wege,
halb zweifelhaft.

Der Jungfer Rawlins hält ihr Bruder vor,
daß sie bey Frau Moore ihre Wohnung auf-
schläget.

Frau Moore kann nichts ohne Jungfer
Rawlins thun.

Leute, die an öffentlichen Orten Zimmer hal-
ten, suchen einen jeden an sich zu ziehen, der in
ihre Gegenden kommt. Ob es mir also gleich
nicht erlaubet wurde, selbst meine Wohnung da
zu nehmen: so habe ich doch alle Zimmer, die
Frau Moore übrig hat, bis auf den obersten Bo-
den unter dem Tache, gemiethet, und zwar, wie
ich dir schon vorher geschrieben, auf einen Mo-
nat gewiß, und zu dem Preise, den sie selbst se-
tzet; den Tisch mit eingeschlossen; für meine Ge-
mahlinn und uns alle. Aber diese muß es itzo
noch nicht wissen. So habe ich hoffentlich die
Frau Moore durch den Vortheil, den sie da-
von hat,
gefesselt.

Das heißt recht, wie der Teufel, die Versu-
chungen nach den Neigungen einrichten.

Jch
A a 3



me Gelegenheit, welche ich in der Mittwochs
Nacht gehabt, ſo wenig zu Nutze gemacht habe.

Jch muß aber meine gegenwaͤrtigen Umſtaͤn-
de ein wenig uͤberſehen, und dir einen kleinen
Wink, oder ein paar, von meiner Vorſichtigkeit
geben.

Jch habe die Weibsleute dieſen Morgen ge-
ſprochen, und finde ſie halb auf dem rechten Wege,
halb zweifelhaft.

Der Jungfer Rawlins haͤlt ihr Bruder vor,
daß ſie bey Frau Moore ihre Wohnung auf-
ſchlaͤget.

Frau Moore kann nichts ohne Jungfer
Rawlins thun.

Leute, die an oͤffentlichen Orten Zimmer hal-
ten, ſuchen einen jeden an ſich zu ziehen, der in
ihre Gegenden kommt. Ob es mir alſo gleich
nicht erlaubet wurde, ſelbſt meine Wohnung da
zu nehmen: ſo habe ich doch alle Zimmer, die
Frau Moore uͤbrig hat, bis auf den oberſten Bo-
den unter dem Tache, gemiethet, und zwar, wie
ich dir ſchon vorher geſchrieben, auf einen Mo-
nat gewiß, und zu dem Preiſe, den ſie ſelbſt ſe-
tzet; den Tiſch mit eingeſchloſſen; fuͤr meine Ge-
mahlinn und uns alle. Aber dieſe muß es itzo
noch nicht wiſſen. So habe ich hoffentlich die
Frau Moore durch den Vortheil, den ſie da-
von hat,
gefeſſelt.

Das heißt recht, wie der Teufel, die Verſu-
chungen nach den Neigungen einrichten.

Jch
A a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0379" n="373"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
me Gelegenheit, welche ich in der Mittwochs<lb/>
Nacht gehabt, &#x017F;o wenig zu Nutze gemacht habe.</p><lb/>
          <p>Jch muß aber meine gegenwa&#x0364;rtigen Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
de ein wenig u&#x0364;ber&#x017F;ehen, und dir einen kleinen<lb/>
Wink, oder ein paar, von meiner Vor&#x017F;ichtigkeit<lb/>
geben.</p><lb/>
          <p>Jch habe die Weibsleute die&#x017F;en Morgen ge-<lb/>
&#x017F;prochen, und finde &#x017F;ie halb auf dem rechten Wege,<lb/>
halb zweifelhaft.</p><lb/>
          <p>Der Jungfer Rawlins ha&#x0364;lt ihr Bruder vor,<lb/>
daß &#x017F;ie bey Frau Moore <hi rendition="#fr">ihre Wohnung auf-<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;get.</hi></p><lb/>
          <p>Frau Moore kann nichts ohne Jungfer<lb/>
Rawlins thun.</p><lb/>
          <p>Leute, die an o&#x0364;ffentlichen Orten Zimmer hal-<lb/>
ten, &#x017F;uchen einen jeden an &#x017F;ich zu ziehen, der in<lb/>
ihre Gegenden kommt. Ob es mir al&#x017F;o gleich<lb/>
nicht erlaubet wurde, &#x017F;elb&#x017F;t meine Wohnung da<lb/>
zu nehmen: &#x017F;o habe ich doch alle Zimmer, die<lb/>
Frau Moore u&#x0364;brig hat, bis auf den ober&#x017F;ten Bo-<lb/>
den unter dem Tache, gemiethet, und <hi rendition="#fr">zwar,</hi> wie<lb/>
ich dir &#x017F;chon vorher ge&#x017F;chrieben, auf einen Mo-<lb/>
nat gewiß, und zu dem Prei&#x017F;e, den &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;e-<lb/>
tzet; den Ti&#x017F;ch mit einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en; fu&#x0364;r meine Ge-<lb/>
mahlinn und uns alle. Aber die&#x017F;e muß es itzo<lb/>
noch nicht wi&#x017F;&#x017F;en. So habe ich hoffentlich die<lb/>
Frau Moore <hi rendition="#fr">durch den Vortheil, den &#x017F;ie da-<lb/>
von hat,</hi> gefe&#x017F;&#x017F;elt.</p><lb/>
          <p>Das heißt recht, wie der Teufel, die Ver&#x017F;u-<lb/>
chungen nach den Neigungen einrichten.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A a 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0379] me Gelegenheit, welche ich in der Mittwochs Nacht gehabt, ſo wenig zu Nutze gemacht habe. Jch muß aber meine gegenwaͤrtigen Umſtaͤn- de ein wenig uͤberſehen, und dir einen kleinen Wink, oder ein paar, von meiner Vorſichtigkeit geben. Jch habe die Weibsleute dieſen Morgen ge- ſprochen, und finde ſie halb auf dem rechten Wege, halb zweifelhaft. Der Jungfer Rawlins haͤlt ihr Bruder vor, daß ſie bey Frau Moore ihre Wohnung auf- ſchlaͤget. Frau Moore kann nichts ohne Jungfer Rawlins thun. Leute, die an oͤffentlichen Orten Zimmer hal- ten, ſuchen einen jeden an ſich zu ziehen, der in ihre Gegenden kommt. Ob es mir alſo gleich nicht erlaubet wurde, ſelbſt meine Wohnung da zu nehmen: ſo habe ich doch alle Zimmer, die Frau Moore uͤbrig hat, bis auf den oberſten Bo- den unter dem Tache, gemiethet, und zwar, wie ich dir ſchon vorher geſchrieben, auf einen Mo- nat gewiß, und zu dem Preiſe, den ſie ſelbſt ſe- tzet; den Tiſch mit eingeſchloſſen; fuͤr meine Ge- mahlinn und uns alle. Aber dieſe muß es itzo noch nicht wiſſen. So habe ich hoffentlich die Frau Moore durch den Vortheil, den ſie da- von hat, gefeſſelt. Das heißt recht, wie der Teufel, die Verſu- chungen nach den Neigungen einrichten. Jch A a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/379
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/379>, abgerufen am 01.10.2024.