me Gelegenheit, welche ich in der Mittwochs Nacht gehabt, so wenig zu Nutze gemacht habe.
Jch muß aber meine gegenwärtigen Umstän- de ein wenig übersehen, und dir einen kleinen Wink, oder ein paar, von meiner Vorsichtigkeit geben.
Jch habe die Weibsleute diesen Morgen ge- sprochen, und finde sie halb auf dem rechten Wege, halb zweifelhaft.
Der Jungfer Rawlins hält ihr Bruder vor, daß sie bey Frau Moore ihre Wohnung auf- schläget.
Frau Moore kann nichts ohne Jungfer Rawlins thun.
Leute, die an öffentlichen Orten Zimmer hal- ten, suchen einen jeden an sich zu ziehen, der in ihre Gegenden kommt. Ob es mir also gleich nicht erlaubet wurde, selbst meine Wohnung da zu nehmen: so habe ich doch alle Zimmer, die Frau Moore übrig hat, bis auf den obersten Bo- den unter dem Tache, gemiethet, und zwar, wie ich dir schon vorher geschrieben, auf einen Mo- nat gewiß, und zu dem Preise, den sie selbst se- tzet; den Tisch mit eingeschlossen; für meine Ge- mahlinn und uns alle. Aber diese muß es itzo noch nicht wissen. So habe ich hoffentlich die Frau Moore durch den Vortheil, den sie da- von hat, gefesselt.
Das heißt recht, wie der Teufel, die Versu- chungen nach den Neigungen einrichten.
Jch
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me Gelegenheit, welche ich in der Mittwochs Nacht gehabt, ſo wenig zu Nutze gemacht habe.
Jch muß aber meine gegenwaͤrtigen Umſtaͤn- de ein wenig uͤberſehen, und dir einen kleinen Wink, oder ein paar, von meiner Vorſichtigkeit geben.
Jch habe die Weibsleute dieſen Morgen ge- ſprochen, und finde ſie halb auf dem rechten Wege, halb zweifelhaft.
Der Jungfer Rawlins haͤlt ihr Bruder vor, daß ſie bey Frau Moore ihre Wohnung auf- ſchlaͤget.
Frau Moore kann nichts ohne Jungfer Rawlins thun.
Leute, die an oͤffentlichen Orten Zimmer hal- ten, ſuchen einen jeden an ſich zu ziehen, der in ihre Gegenden kommt. Ob es mir alſo gleich nicht erlaubet wurde, ſelbſt meine Wohnung da zu nehmen: ſo habe ich doch alle Zimmer, die Frau Moore uͤbrig hat, bis auf den oberſten Bo- den unter dem Tache, gemiethet, und zwar, wie ich dir ſchon vorher geſchrieben, auf einen Mo- nat gewiß, und zu dem Preiſe, den ſie ſelbſt ſe- tzet; den Tiſch mit eingeſchloſſen; fuͤr meine Ge- mahlinn und uns alle. Aber dieſe muß es itzo noch nicht wiſſen. So habe ich hoffentlich die Frau Moore durch den Vortheil, den ſie da- von hat, gefeſſelt.
Das heißt recht, wie der Teufel, die Verſu- chungen nach den Neigungen einrichten.
Jch
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me Gelegenheit, welche ich in der Mittwochs
Nacht gehabt, ſo wenig zu Nutze gemacht habe.
Jch muß aber meine gegenwaͤrtigen Umſtaͤn-
de ein wenig uͤberſehen, und dir einen kleinen
Wink, oder ein paar, von meiner Vorſichtigkeit
geben.
Jch habe die Weibsleute dieſen Morgen ge-
ſprochen, und finde ſie halb auf dem rechten Wege,
halb zweifelhaft.
Der Jungfer Rawlins haͤlt ihr Bruder vor,
daß ſie bey Frau Moore ihre Wohnung auf-
ſchlaͤget.
Frau Moore kann nichts ohne Jungfer
Rawlins thun.
Leute, die an oͤffentlichen Orten Zimmer hal-
ten, ſuchen einen jeden an ſich zu ziehen, der in
ihre Gegenden kommt. Ob es mir alſo gleich
nicht erlaubet wurde, ſelbſt meine Wohnung da
zu nehmen: ſo habe ich doch alle Zimmer, die
Frau Moore uͤbrig hat, bis auf den oberſten Bo-
den unter dem Tache, gemiethet, und zwar, wie
ich dir ſchon vorher geſchrieben, auf einen Mo-
nat gewiß, und zu dem Preiſe, den ſie ſelbſt ſe-
tzet; den Tiſch mit eingeſchloſſen; fuͤr meine Ge-
mahlinn und uns alle. Aber dieſe muß es itzo
noch nicht wiſſen. So habe ich hoffentlich die
Frau Moore durch den Vortheil, den ſie da-
von hat, gefeſſelt.
Das heißt recht, wie der Teufel, die Verſu-
chungen nach den Neigungen einrichten.
Jch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/379>, abgerufen am 24.11.2024.
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