Jch will die Fräulein in ihren Betrachtungen nicht stören, mein Herr - - Leben sie wohl, Herr Lovelace - - Nicht weiter, ich bitte sie.
Endlich fuhr sie zusammen, und seufzete - - Wollen sie weggehen, Herr Capitain.
Capit. Ja, gnädige Fräulein. Es würde mir ein Vergnügen gewesen seyn, ihnen zu die- nen. Aber ich sehe, es steht nicht in meiner Ge- walt.
Sie stund auf und streckte die eine Hand mit unnachahmlicher Anständigkeit und Anmuth vor sich aus - - Es ist mir leid, mein Herr, daß sie schon weggehen wollen - - Jch kann nicht hel- fen - - Jch habe keinen Freund, bey dem ich mich Raths erholen könnte - - Herr Lovelace hat die Kunst, oder das Glück, wie ich es viel- leicht nennen sollte, sich viele zu machen. - - Wohlan, mein Herr - - Wenn sie gehen wollen: so kann ich nicht helfen.
Capit. Jch will nicht gehen, gnädige Fräu- lein - - das sagte er mit blinzenden Augen: die Menschheit überfiel ihn wieder. - - Jch will nicht gehen: wo meine fernere Gegenwart ihnen entweder zum Dienst oder zum Vergnügen ge- reichen kann. Was hatten sie, mein Herr; er wandte sich zu mir; was hatten sie für einen Vorschlag, Herr Lovelace? - - Vielleicht ist noch ein Mittel übrig, gnädige Fräulein - -
Sie seufzete und schwieg stille.
O Rache, rief ich bey mir selbst, befe- stige deinen Thron in meinem Herzen - -
Wo
D d 4
Jch will die Fraͤulein in ihren Betrachtungen nicht ſtoͤren, mein Herr ‒ ‒ Leben ſie wohl, Herr Lovelace ‒ ‒ Nicht weiter, ich bitte ſie.
Capit. Ja, gnaͤdige Fraͤulein. Es wuͤrde mir ein Vergnuͤgen geweſen ſeyn, ihnen zu die- nen. Aber ich ſehe, es ſteht nicht in meiner Ge- walt.
Sie ſtund auf und ſtreckte die eine Hand mit unnachahmlicher Anſtaͤndigkeit und Anmuth vor ſich aus ‒ ‒ Es iſt mir leid, mein Herr, daß ſie ſchon weggehen wollen ‒ ‒ Jch kann nicht hel- fen ‒ ‒ Jch habe keinen Freund, bey dem ich mich Raths erholen koͤnnte ‒ ‒ Herr Lovelace hat die Kunſt, oder das Gluͤck, wie ich es viel- leicht nennen ſollte, ſich viele zu machen. ‒ ‒ Wohlan, mein Herr ‒ ‒ Wenn ſie gehen wollen: ſo kann ich nicht helfen.
Capit. Jch will nicht gehen, gnaͤdige Fraͤu- lein ‒ ‒ das ſagte er mit blinzenden Augen: die Menſchheit uͤberfiel ihn wieder. ‒ ‒ Jch will nicht gehen: wo meine fernere Gegenwart ihnen entweder zum Dienſt oder zum Vergnuͤgen ge- reichen kann. Was hatten ſie, mein Herr; er wandte ſich zu mir; was hatten ſie fuͤr einen Vorſchlag, Herr Lovelace? ‒ ‒ Vielleicht iſt noch ein Mittel uͤbrig, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒
Sie ſeufzete und ſchwieg ſtille.
O Rache, rief ich bey mir ſelbſt, befe- ſtige deinen Thron in meinem Herzen ‒ ‒
Wo
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Jch will die Fraͤulein in ihren Betrachtungen
nicht ſtoͤren, mein Herr ‒ ‒ Leben ſie wohl, Herr
Lovelace ‒ ‒ Nicht weiter, ich bitte ſie.
Endlich fuhr ſie zuſammen, und ſeufzete ‒ ‒
Wollen ſie weggehen, Herr Capitain.
Capit. Ja, gnaͤdige Fraͤulein. Es wuͤrde
mir ein Vergnuͤgen geweſen ſeyn, ihnen zu die-
nen. Aber ich ſehe, es ſteht nicht in meiner Ge-
walt.
Sie ſtund auf und ſtreckte die eine Hand mit
unnachahmlicher Anſtaͤndigkeit und Anmuth vor
ſich aus ‒ ‒ Es iſt mir leid, mein Herr, daß ſie
ſchon weggehen wollen ‒ ‒ Jch kann nicht hel-
fen ‒ ‒ Jch habe keinen Freund, bey dem ich
mich Raths erholen koͤnnte ‒ ‒ Herr Lovelace
hat die Kunſt, oder das Gluͤck, wie ich es viel-
leicht nennen ſollte, ſich viele zu machen. ‒ ‒
Wohlan, mein Herr ‒ ‒ Wenn ſie gehen wollen:
ſo kann ich nicht helfen.
Capit. Jch will nicht gehen, gnaͤdige Fraͤu-
lein ‒ ‒ das ſagte er mit blinzenden Augen:
die Menſchheit uͤberfiel ihn wieder. ‒ ‒ Jch will
nicht gehen: wo meine fernere Gegenwart ihnen
entweder zum Dienſt oder zum Vergnuͤgen ge-
reichen kann. Was hatten ſie, mein Herr; er
wandte ſich zu mir; was hatten ſie fuͤr einen
Vorſchlag, Herr Lovelace? ‒ ‒ Vielleicht iſt noch
ein Mittel uͤbrig, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒
Sie ſeufzete und ſchwieg ſtille.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/429>, abgerufen am 24.11.2024.
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