Zumuthung anfüllen. Es ist eine Thorheit, ei- ne Schwachheit von mir gewesen, daß ich ihr nicht mehr Ursache zu dieser ausschweifenden Heftigkeit gegeben habe.
Capit. O mein Herr, sie werden niemals im Stande seyn, diese Fräulein ohne Gewalt zu be- zwingen.
Lovel. Wohlan denn, einfältiger Bube, muß ich mich nicht bemühen, bequeme Zeit und Ort zu finden - -
Capit. Verzeihen sie mir, mein Herr! Kön- nen sie sich wohl in den Sinn kommen lassen, ei- nem so seinen und artigen Frauenzimmer Gewalt anzuthun?
Lovel. An Gewalt verabscheue ich in der That zu gedenken. Warum, meynest du, habe ich mir so viele Mühe gemacht und so viele Per- sonen in meine Sache eingeflochten? Warum anders, als zu vermeiden, daß kein gewaltsa- mer Zwang nöthig wäre? Bildest du dir aber deswegen ein, daß ich eine eigentliche Einwil- ligung von einer solchen Verehrerinn des äußer- lichen Wohlstandes, wofür diese Fräulein bekannt ist, erwarte? Jch muß dir sagen, Mc Donald, daß dein Meister Belford schon mit allen denen Gründen worauf du bestehest, für deine Seite der Frage gestritten hat. Bin ich denn dazu ver- dammt, daß ich das Gewissen eines jeden einfäl- tigen Kerls, so wohl als mein eignes, beruhigen soll? - - Bey meiner Seele, Patrick, sie hat einen Freund hier; ich schlug an meine Brust;
der
Zumuthung anfuͤllen. Es iſt eine Thorheit, ei- ne Schwachheit von mir geweſen, daß ich ihr nicht mehr Urſache zu dieſer ausſchweifenden Heftigkeit gegeben habe.
Capit. O mein Herr, ſie werden niemals im Stande ſeyn, dieſe Fraͤulein ohne Gewalt zu be- zwingen.
Lovel. Wohlan denn, einfaͤltiger Bube, muß ich mich nicht bemuͤhen, bequeme Zeit und Ort zu finden ‒ ‒
Capit. Verzeihen ſie mir, mein Herr! Koͤn- nen ſie ſich wohl in den Sinn kommen laſſen, ei- nem ſo ſeinen und artigen Frauenzimmer Gewalt anzuthun?
Lovel. An Gewalt verabſcheue ich in der That zu gedenken. Warum, meyneſt du, habe ich mir ſo viele Muͤhe gemacht und ſo viele Per- ſonen in meine Sache eingeflochten? Warum anders, als zu vermeiden, daß kein gewaltſa- mer Zwang noͤthig waͤre? Bildeſt du dir aber deswegen ein, daß ich eine eigentliche Einwil- ligung von einer ſolchen Verehrerinn des aͤußer- lichen Wohlſtandes, wofuͤr dieſe Fraͤulein bekannt iſt, erwarte? Jch muß dir ſagen, Mc Donald, daß dein Meiſter Belford ſchon mit allen denen Gruͤnden worauf du beſteheſt, fuͤr deine Seite der Frage geſtritten hat. Bin ich denn dazu ver- dammt, daß ich das Gewiſſen eines jeden einfaͤl- tigen Kerls, ſo wohl als mein eignes, beruhigen ſoll? ‒ ‒ Bey meiner Seele, Patrick, ſie hat einen Freund hier; ich ſchlug an meine Bruſt;
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0453"n="447"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Zumuthung anfuͤllen. Es iſt eine Thorheit, ei-<lb/>
ne Schwachheit von mir geweſen, daß ich ihr<lb/>
nicht mehr Urſache zu dieſer ausſchweifenden<lb/>
Heftigkeit gegeben habe.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Capit.</hi> O mein Herr, ſie werden niemals im<lb/>
Stande ſeyn, dieſe Fraͤulein ohne Gewalt zu be-<lb/>
zwingen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Lovel.</hi> Wohlan denn, einfaͤltiger Bube,<lb/>
muß ich mich nicht bemuͤhen, bequeme Zeit und<lb/>
Ort zu finden ‒‒</p><lb/><p><hirendition="#fr">Capit.</hi> Verzeihen ſie mir, mein Herr! Koͤn-<lb/>
nen ſie ſich wohl in den Sinn kommen laſſen, ei-<lb/>
nem ſo ſeinen und artigen Frauenzimmer Gewalt<lb/>
anzuthun?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Lovel.</hi> An Gewalt verabſcheue ich in der<lb/>
That zu gedenken. Warum, meyneſt du, habe<lb/>
ich mir ſo viele Muͤhe gemacht und ſo viele Per-<lb/>ſonen in meine Sache eingeflochten? Warum<lb/>
anders, als zu vermeiden, daß kein <hirendition="#fr">gewaltſa-<lb/>
mer</hi> Zwang noͤthig waͤre? Bildeſt du dir aber<lb/>
deswegen ein, daß ich eine <hirendition="#fr">eigentliche Einwil-<lb/>
ligung</hi> von einer ſolchen Verehrerinn des aͤußer-<lb/>
lichen Wohlſtandes, wofuͤr dieſe Fraͤulein bekannt<lb/>
iſt, erwarte? Jch muß dir ſagen, Mc Donald,<lb/>
daß dein Meiſter Belford ſchon mit allen denen<lb/>
Gruͤnden worauf du beſteheſt, fuͤr deine Seite der<lb/>
Frage geſtritten hat. Bin ich denn dazu ver-<lb/>
dammt, daß ich das Gewiſſen eines jeden einfaͤl-<lb/>
tigen Kerls, ſo wohl als mein eignes, beruhigen<lb/>ſoll? ‒‒ Bey meiner Seele, Patrick, ſie hat<lb/>
einen Freund hier; ich ſchlug an meine Bruſt;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[447/0453]
Zumuthung anfuͤllen. Es iſt eine Thorheit, ei-
ne Schwachheit von mir geweſen, daß ich ihr
nicht mehr Urſache zu dieſer ausſchweifenden
Heftigkeit gegeben habe.
Capit. O mein Herr, ſie werden niemals im
Stande ſeyn, dieſe Fraͤulein ohne Gewalt zu be-
zwingen.
Lovel. Wohlan denn, einfaͤltiger Bube,
muß ich mich nicht bemuͤhen, bequeme Zeit und
Ort zu finden ‒ ‒
Capit. Verzeihen ſie mir, mein Herr! Koͤn-
nen ſie ſich wohl in den Sinn kommen laſſen, ei-
nem ſo ſeinen und artigen Frauenzimmer Gewalt
anzuthun?
Lovel. An Gewalt verabſcheue ich in der
That zu gedenken. Warum, meyneſt du, habe
ich mir ſo viele Muͤhe gemacht und ſo viele Per-
ſonen in meine Sache eingeflochten? Warum
anders, als zu vermeiden, daß kein gewaltſa-
mer Zwang noͤthig waͤre? Bildeſt du dir aber
deswegen ein, daß ich eine eigentliche Einwil-
ligung von einer ſolchen Verehrerinn des aͤußer-
lichen Wohlſtandes, wofuͤr dieſe Fraͤulein bekannt
iſt, erwarte? Jch muß dir ſagen, Mc Donald,
daß dein Meiſter Belford ſchon mit allen denen
Gruͤnden worauf du beſteheſt, fuͤr deine Seite der
Frage geſtritten hat. Bin ich denn dazu ver-
dammt, daß ich das Gewiſſen eines jeden einfaͤl-
tigen Kerls, ſo wohl als mein eignes, beruhigen
ſoll? ‒ ‒ Bey meiner Seele, Patrick, ſie hat
einen Freund hier; ich ſchlug an meine Bruſt;
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/453>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.