Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Der Capitain bat noch einmal inständigst um
die Ernennung des Tages - - Er wäre erstaunt,
sagte er, wenn sie jemals einige Achtung gegen
mich gehabt hätte - -

O Capitain Tomlinson, fiel sie ihm ins Wort,
wie sehr sind sie dieses Menschen Freund! - -
Hätte ich niemals einige Achtung für ihn gehabt:
so würde er es niemals in seiner Gewalt gehabt
haben, mich zu beschimpfen; und ich würde den
Schimpf, den er mir so unverdienterweise, so un-
dankbar angethan hat, niemals so, wie ich
thue, zu Herzen genommen
haben, so ab-
scheulich er auch gewesen ist. - - Aber lassen sie
ihn abtreten - - Nur auf einen Augenblick las-
sen sie ihn abtreten.

Jch war mehr als halb besorgt, dem Capi-
tain mit ihr allein zu trauen. - - Er gab mir
inzwischen ein Zeichen, daß ich mich auf ihn ver-
lassen könnte. Jch zog also seinen Brief an
mich, die Briefe von der Lady Elisabeth, von
der Fräulein Montague und von dem Lord M.
welchen letztern sie noch nicht gesehen hatte, aus
meiner Tasche und gab sie ihm. Vor allen
Dingen, Herr Tomlinson, suchen sie es für mich
dahin zu bringen, daß diese drey Briefe noch ein-
mal, und auch dieser von dem Lord M. durchge-
sehen werden. Jch bitte sie, mein allerliebstes
Leben, ziehen sie den Jnhalt gehörig in Erwä-
gung, und lassen mich die glücklichen Wirkungen
davon finden, wenn ich wieder hereinkomme.

Jch


Der Capitain bat noch einmal inſtaͤndigſt um
die Ernennung des Tages ‒ ‒ Er waͤre erſtaunt,
ſagte er, wenn ſie jemals einige Achtung gegen
mich gehabt haͤtte ‒ ‒

O Capitain Tomlinſon, fiel ſie ihm ins Wort,
wie ſehr ſind ſie dieſes Menſchen Freund! ‒ ‒
Haͤtte ich niemals einige Achtung fuͤr ihn gehabt:
ſo wuͤrde er es niemals in ſeiner Gewalt gehabt
haben, mich zu beſchimpfen; und ich wuͤrde den
Schimpf, den er mir ſo unverdienterweiſe, ſo un-
dankbar angethan hat, niemals ſo, wie ich
thue, zu Herzen genommen
haben, ſo ab-
ſcheulich er auch geweſen iſt. ‒ ‒ Aber laſſen ſie
ihn abtreten ‒ ‒ Nur auf einen Augenblick laſ-
ſen ſie ihn abtreten.

Jch war mehr als halb beſorgt, dem Capi-
tain mit ihr allein zu trauen. ‒ ‒ Er gab mir
inzwiſchen ein Zeichen, daß ich mich auf ihn ver-
laſſen koͤnnte. Jch zog alſo ſeinen Brief an
mich, die Briefe von der Lady Eliſabeth, von
der Fraͤulein Montague und von dem Lord M.
welchen letztern ſie noch nicht geſehen hatte, aus
meiner Taſche und gab ſie ihm. Vor allen
Dingen, Herr Tomlinſon, ſuchen ſie es fuͤr mich
dahin zu bringen, daß dieſe drey Briefe noch ein-
mal, und auch dieſer von dem Lord M. durchge-
ſehen werden. Jch bitte ſie, mein allerliebſtes
Leben, ziehen ſie den Jnhalt gehoͤrig in Erwaͤ-
gung, und laſſen mich die gluͤcklichen Wirkungen
davon finden, wenn ich wieder hereinkomme.

Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0467" n="461"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Der Capitain bat noch einmal in&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;t um<lb/>
die Ernennung des Tages &#x2012; &#x2012; Er wa&#x0364;re er&#x017F;taunt,<lb/>
&#x017F;agte er, wenn &#x017F;ie jemals einige Achtung gegen<lb/>
mich gehabt ha&#x0364;tte &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>O Capitain Tomlin&#x017F;on, fiel &#x017F;ie ihm ins Wort,<lb/>
wie &#x017F;ehr &#x017F;ind &#x017F;ie die&#x017F;es Men&#x017F;chen Freund! &#x2012; &#x2012;<lb/>
Ha&#x0364;tte ich niemals einige Achtung fu&#x0364;r ihn gehabt:<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde er es niemals in &#x017F;einer Gewalt gehabt<lb/>
haben, mich zu be&#x017F;chimpfen; und ich wu&#x0364;rde den<lb/>
Schimpf, den er mir &#x017F;o unverdienterwei&#x017F;e, &#x017F;o un-<lb/>
dankbar angethan hat, <hi rendition="#fr">niemals &#x017F;o, wie ich<lb/>
thue, zu Herzen genommen</hi> haben, &#x017F;o ab-<lb/>
&#x017F;cheulich er auch gewe&#x017F;en i&#x017F;t. &#x2012; &#x2012; Aber la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
ihn abtreten &#x2012; &#x2012; Nur auf einen Augenblick la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie ihn abtreten.</p><lb/>
          <p>Jch war mehr als halb be&#x017F;orgt, dem Capi-<lb/>
tain mit ihr allein zu trauen. &#x2012; &#x2012; Er gab mir<lb/>
inzwi&#x017F;chen ein Zeichen, daß ich mich auf ihn ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnte. Jch zog al&#x017F;o &#x017F;einen Brief an<lb/>
mich, die Briefe von der Lady Eli&#x017F;abeth, von<lb/>
der Fra&#x0364;ulein Montague und von dem Lord M.<lb/>
welchen letztern &#x017F;ie noch nicht ge&#x017F;ehen hatte, aus<lb/>
meiner Ta&#x017F;che und gab &#x017F;ie ihm. Vor allen<lb/>
Dingen, Herr Tomlin&#x017F;on, &#x017F;uchen &#x017F;ie es fu&#x0364;r mich<lb/>
dahin zu bringen, daß die&#x017F;e drey Briefe noch ein-<lb/>
mal, und auch <hi rendition="#fr">die&#x017F;er</hi> von dem Lord M. durchge-<lb/>
&#x017F;ehen werden. Jch bitte &#x017F;ie, mein allerlieb&#x017F;tes<lb/>
Leben, ziehen &#x017F;ie den Jnhalt geho&#x0364;rig in Erwa&#x0364;-<lb/>
gung, und la&#x017F;&#x017F;en mich die glu&#x0364;cklichen Wirkungen<lb/>
davon finden, wenn ich wieder hereinkomme.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[461/0467] Der Capitain bat noch einmal inſtaͤndigſt um die Ernennung des Tages ‒ ‒ Er waͤre erſtaunt, ſagte er, wenn ſie jemals einige Achtung gegen mich gehabt haͤtte ‒ ‒ O Capitain Tomlinſon, fiel ſie ihm ins Wort, wie ſehr ſind ſie dieſes Menſchen Freund! ‒ ‒ Haͤtte ich niemals einige Achtung fuͤr ihn gehabt: ſo wuͤrde er es niemals in ſeiner Gewalt gehabt haben, mich zu beſchimpfen; und ich wuͤrde den Schimpf, den er mir ſo unverdienterweiſe, ſo un- dankbar angethan hat, niemals ſo, wie ich thue, zu Herzen genommen haben, ſo ab- ſcheulich er auch geweſen iſt. ‒ ‒ Aber laſſen ſie ihn abtreten ‒ ‒ Nur auf einen Augenblick laſ- ſen ſie ihn abtreten. Jch war mehr als halb beſorgt, dem Capi- tain mit ihr allein zu trauen. ‒ ‒ Er gab mir inzwiſchen ein Zeichen, daß ich mich auf ihn ver- laſſen koͤnnte. Jch zog alſo ſeinen Brief an mich, die Briefe von der Lady Eliſabeth, von der Fraͤulein Montague und von dem Lord M. welchen letztern ſie noch nicht geſehen hatte, aus meiner Taſche und gab ſie ihm. Vor allen Dingen, Herr Tomlinſon, ſuchen ſie es fuͤr mich dahin zu bringen, daß dieſe drey Briefe noch ein- mal, und auch dieſer von dem Lord M. durchge- ſehen werden. Jch bitte ſie, mein allerliebſtes Leben, ziehen ſie den Jnhalt gehoͤrig in Erwaͤ- gung, und laſſen mich die gluͤcklichen Wirkungen davon finden, wenn ich wieder hereinkomme. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/467
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/467>, abgerufen am 24.11.2024.