wohl eine Vestung, die sich den Aufforderungen eines unüberwindlichen Siegers nicht ergiebet, eben die vortheilhaften Bedingungen zur Ueber- gabe erwarten, als wenn sie ihm nicht die Be- schwerde verursachet hätte, sein schweres und gro- bes Geschütze herbeyzuschaffen und gegen sie zu richten?
Was für Empfindlichkeit, sagte meine Göttinn und zog ihre Hand weg, was für Em- pfindlichkeit mußt du unterdrücket haben! - - Was für eine schreckliche, was für eine richterliche Härte muß dein Herz angenommen haben: da du solche Rührungen, als du bisweilen gezeiget hast, und solche Gesinnungen, als bisweilen aus deinen Lippen geflossen sind, zu haben im Stande bist, und sie doch alle so weit hast überwältigen können, daß du so zu handeln vermögend gewe- sen bist, als du gehandelt hast, und zwar aus rechtem Vorsatz und mit Vorbedacht; und dieß, wie ich schon gesagt habe, dein ganzes Leben her- durch, von Kindheit an bis auf diese Zeit.
Jch versetzte, daß ich mir Hoffnung gemacht hätte, da sie so edelmüthig Antheil an mir genom- men, als ich so plötzlich und gefährlich von einer Unpäßlichkeit überfallen wäre - - Jch meynte den Versuch mit dem Jpecacuanha, Bruder!
Sie fiel mir in die Rede - - Ja sie haben mir das genommene Antheil, wovon sie reden, sehr wohl belohnet - - Jnzwischen will ich nun, da ich schlüßig bin, nicht mehr an sie zu gedenken, frey gestehen, daß sie, so wenig ich auch bey dem
allen
Fünfter Theil. J i
wohl eine Veſtung, die ſich den Aufforderungen eines unuͤberwindlichen Siegers nicht ergiebet, eben die vortheilhaften Bedingungen zur Ueber- gabe erwarten, als wenn ſie ihm nicht die Be- ſchwerde verurſachet haͤtte, ſein ſchweres und gro- bes Geſchuͤtze herbeyzuſchaffen und gegen ſie zu richten?
Was fuͤr Empfindlichkeit, ſagte meine Goͤttinn und zog ihre Hand weg, was fuͤr Em- pfindlichkeit mußt du unterdruͤcket haben! ‒ ‒ Was fuͤr eine ſchreckliche, was fuͤr eine richterliche Haͤrte muß dein Herz angenommen haben: da du ſolche Ruͤhrungen, als du bisweilen gezeiget haſt, und ſolche Geſinnungen, als bisweilen aus deinen Lippen gefloſſen ſind, zu haben im Stande biſt, und ſie doch alle ſo weit haſt uͤberwaͤltigen koͤnnen, daß du ſo zu handeln vermoͤgend gewe- ſen biſt, als du gehandelt haſt, und zwar aus rechtem Vorſatz und mit Vorbedacht; und dieß, wie ich ſchon geſagt habe, dein ganzes Leben her- durch, von Kindheit an bis auf dieſe Zeit.
Jch verſetzte, daß ich mir Hoffnung gemacht haͤtte, da ſie ſo edelmuͤthig Antheil an mir genom- men, als ich ſo ploͤtzlich und gefaͤhrlich von einer Unpaͤßlichkeit uͤberfallen waͤre ‒ ‒ Jch meynte den Verſuch mit dem Jpecacuanha, Bruder!
Sie fiel mir in die Rede ‒ ‒ Ja ſie haben mir das genommene Antheil, wovon ſie reden, ſehr wohl belohnet ‒ ‒ Jnzwiſchen will ich nun, da ich ſchluͤßig bin, nicht mehr an ſie zu gedenken, frey geſtehen, daß ſie, ſo wenig ich auch bey dem
allen
Fuͤnfter Theil. J i
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wohl eine Veſtung, die ſich den Aufforderungen
eines unuͤberwindlichen Siegers nicht ergiebet,
eben die vortheilhaften Bedingungen zur Ueber-
gabe erwarten, als wenn ſie ihm nicht die Be-
ſchwerde verurſachet haͤtte, ſein ſchweres und gro-
bes Geſchuͤtze herbeyzuſchaffen und gegen ſie zu
richten?
Was fuͤr Empfindlichkeit, ſagte meine
Goͤttinn und zog ihre Hand weg, was fuͤr Em-
pfindlichkeit mußt du unterdruͤcket haben! ‒ ‒
Was fuͤr eine ſchreckliche, was fuͤr eine richterliche
Haͤrte muß dein Herz angenommen haben: da
du ſolche Ruͤhrungen, als du bisweilen gezeiget
haſt, und ſolche Geſinnungen, als bisweilen aus
deinen Lippen gefloſſen ſind, zu haben im Stande
biſt, und ſie doch alle ſo weit haſt uͤberwaͤltigen
koͤnnen, daß du ſo zu handeln vermoͤgend gewe-
ſen biſt, als du gehandelt haſt, und zwar aus
rechtem Vorſatz und mit Vorbedacht; und dieß,
wie ich ſchon geſagt habe, dein ganzes Leben her-
durch, von Kindheit an bis auf dieſe Zeit.
Jch verſetzte, daß ich mir Hoffnung gemacht
haͤtte, da ſie ſo edelmuͤthig Antheil an mir genom-
men, als ich ſo ploͤtzlich und gefaͤhrlich von einer
Unpaͤßlichkeit uͤberfallen waͤre ‒ ‒ Jch meynte
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Sie fiel mir in die Rede ‒ ‒ Ja ſie haben
mir das genommene Antheil, wovon ſie reden,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/503>, abgerufen am 24.11.2024.
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