allen mit ihnen zufrieden war, sich vielleicht hät- ten einige Gunst zuwege bringen können - -
Hier hielte sie inne. Jch bat, sie möchte fortfahren.
Stellen sie sich vor, mein Herr - - Dabey wandte sie, so wie wir spatzieren gingen, ihr lie- benswürdiges Angesicht von mir weg - - Stellen sie sich vor, daß ich nicht daraufgedacht, mir einen Entwurf zu machen, nach welchem ich mich selbst einrichtete: da ich mich so unglücklich überraschet, und wie ich sagen möchte, mir selbst betrügerischer- weise geraubet fand? Da ich befand, daß ich nicht seyn, nicht thun könnte, was ich zu seyn und zu thun wünschte: bilden sie sich denn wohl ein, daß ich nicht herumgesonnen, welches zu meinem Zwecke der nächste Weg wäre, der sich für mich schickte? Und glauben sie, daß dieser nächste Weg, den ich gewählet habe, mich nicht einigen Schmerzen gekostet habe: da ich genöthigt bin zu - -
Hier brach sie wieder ab.
Allein lassen sie uns die Unterredung aufheben - So fing sie von neuem an. - - Die Sache wird zu - - Sie seufzete - - Lassen sie uns die Un- terredung abbrechen - - Jch will hineingehen - - Jch will mich zur Kirche fertig machen - - Der Teufel! dachte ich - - So gut als ich in diesen alltäglichen Kleidern erscheinen kann - - Dabey sahe sie auf sich selbst - - Jch will in die Kirche gehen.
Hier-
allen mit ihnen zufrieden war, ſich vielleicht haͤt- ten einige Gunſt zuwege bringen koͤnnen ‒ ‒
Hier hielte ſie inne. Jch bat, ſie moͤchte fortfahren.
Stellen ſie ſich vor, mein Herr ‒ ‒ Dabey wandte ſie, ſo wie wir ſpatzieren gingen, ihr lie- benswuͤrdiges Angeſicht von mir weg ‒ ‒ Stellen ſie ſich vor, daß ich nicht daraufgedacht, mir einen Entwurf zu machen, nach welchem ich mich ſelbſt einrichtete: da ich mich ſo ungluͤcklich uͤberraſchet, und wie ich ſagen moͤchte, mir ſelbſt betruͤgeriſcher- weiſe geraubet fand? Da ich befand, daß ich nicht ſeyn, nicht thun koͤnnte, was ich zu ſeyn und zu thun wuͤnſchte: bilden ſie ſich denn wohl ein, daß ich nicht herumgeſonnen, welches zu meinem Zwecke der naͤchſte Weg waͤre, der ſich fuͤr mich ſchickte? Und glauben ſie, daß dieſer naͤchſte Weg, den ich gewaͤhlet habe, mich nicht einigen Schmerzen gekoſtet habe: da ich genoͤthigt bin zu ‒ ‒
Hier brach ſie wieder ab.
Allein laſſen ſie uns die Unterredung aufheben ‒ So fing ſie von neuem an. ‒ ‒ Die Sache wird zu ‒ ‒ Sie ſeufzete ‒ ‒ Laſſen ſie uns die Un- terredung abbrechen ‒ ‒ Jch will hineingehen ‒ ‒ Jch will mich zur Kirche fertig machen ‒ ‒ Der Teufel! dachte ich ‒ ‒ So gut als ich in dieſen alltaͤglichen Kleidern erſcheinen kann ‒ ‒ Dabey ſahe ſie auf ſich ſelbſt ‒ ‒ Jch will in die Kirche gehen.
Hier-
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allen mit ihnen zufrieden war, ſich vielleicht haͤt-
ten einige Gunſt zuwege bringen koͤnnen ‒ ‒
Hier hielte ſie inne. Jch bat, ſie moͤchte
fortfahren.
Stellen ſie ſich vor, mein Herr ‒ ‒ Dabey
wandte ſie, ſo wie wir ſpatzieren gingen, ihr lie-
benswuͤrdiges Angeſicht von mir weg ‒ ‒ Stellen
ſie ſich vor, daß ich nicht daraufgedacht, mir einen
Entwurf zu machen, nach welchem ich mich ſelbſt
einrichtete: da ich mich ſo ungluͤcklich uͤberraſchet,
und wie ich ſagen moͤchte, mir ſelbſt betruͤgeriſcher-
weiſe geraubet fand? Da ich befand, daß ich nicht
ſeyn, nicht thun koͤnnte, was ich zu ſeyn und zu
thun wuͤnſchte: bilden ſie ſich denn wohl ein,
daß ich nicht herumgeſonnen, welches zu meinem
Zwecke der naͤchſte Weg waͤre, der ſich fuͤr mich
ſchickte? Und glauben ſie, daß dieſer naͤchſte
Weg, den ich gewaͤhlet habe, mich nicht einigen
Schmerzen gekoſtet habe: da ich genoͤthigt bin
zu ‒ ‒
Hier brach ſie wieder ab.
Allein laſſen ſie uns die Unterredung aufheben ‒
So fing ſie von neuem an. ‒ ‒ Die Sache wird
zu ‒ ‒ Sie ſeufzete ‒ ‒ Laſſen ſie uns die Un-
terredung abbrechen ‒ ‒ Jch will hineingehen ‒
‒ Jch will mich zur Kirche fertig machen ‒ ‒
Der Teufel! dachte ich ‒ ‒ So gut als ich in
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Dabey ſahe ſie auf ſich ſelbſt ‒ ‒ Jch will in
die Kirche gehen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/504>, abgerufen am 24.11.2024.
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