paar Tage in der Stadt bleiben. Denn er hätte die Löwen in dem Tower, das Haus für unsinni- ge Leute, Bedlam, und die Grabmaale noch nie- mals gesehen. Er würde sich also einen oder zween Feyertage machen, wie er Erlaubniß hätte, wenn sie kein Gewerbe oder nichts zu bestellen hätte, weswegen er des folgenden Tages wieder abgehen müßte.
Sie hätte nichts.
Sie bot ihm die halbe Guinee an, welche ich ihr für ihn gegeben hatte. Allein er wollte sie nicht nehmen und betheurte seine Uneigennü- tzigkeit und Liebe, wie er sagte, gegen Fräulein Hewe. Derselben zu dienen, wollte er wohl bis an der Welt Ende oder gar nach Jericho reiten.
Endlich ging der beschwerliche Kerl fort. Jch war von Herzen froh, als er weg war. Denn ich fürchtete mich vor nichts so sehr, als daß er so lauge bleiben möchte, bis sie aus der Kirche kämen.
So kam ich zu meines Herzens Wunsch, dem Briefe der Fräulein Howe: und zwar durch eine solche Verknüpfung von zufälligen Begeben- heiten, die mir Grund genug zu sagen gab, daß das Gestirn der Fräulein gegen sie fechte. Je- doch muß ich auch ein gutes Theil meiner Vor- sichtigkeit zuschreiben, daß ich die rechten Maaß- regeln genommen hatte. Denn hätte ich mich nicht der Witwe durch meine Erzählungen, und der Magd durch meinen Diener versichert: so würde alles nichts geholfen haben. Dieser hatte
ich
paar Tage in der Stadt bleiben. Denn er haͤtte die Loͤwen in dem Tower, das Haus fuͤr unſinni- ge Leute, Bedlam, und die Grabmaale noch nie- mals geſehen. Er wuͤrde ſich alſo einen oder zween Feyertage machen, wie er Erlaubniß haͤtte, wenn ſie kein Gewerbe oder nichts zu beſtellen haͤtte, weswegen er des folgenden Tages wieder abgehen muͤßte.
Sie haͤtte nichts.
Sie bot ihm die halbe Guinee an, welche ich ihr fuͤr ihn gegeben hatte. Allein er wollte ſie nicht nehmen und betheurte ſeine Uneigennuͤ- tzigkeit und Liebe, wie er ſagte, gegen Fraͤulein Hewe. Derſelben zu dienen, wollte er wohl bis an der Welt Ende oder gar nach Jericho reiten.
Endlich ging der beſchwerliche Kerl fort. Jch war von Herzen froh, als er weg war. Denn ich fuͤrchtete mich vor nichts ſo ſehr, als daß er ſo lauge bleiben moͤchte, bis ſie aus der Kirche kaͤmen.
So kam ich zu meines Herzens Wunſch, dem Briefe der Fraͤulein Howe: und zwar durch eine ſolche Verknuͤpfung von zufaͤlligen Begeben- heiten, die mir Grund genug zu ſagen gab, daß das Geſtirn der Fraͤulein gegen ſie fechte. Je- doch muß ich auch ein gutes Theil meiner Vor- ſichtigkeit zuſchreiben, daß ich die rechten Maaß- regeln genommen hatte. Denn haͤtte ich mich nicht der Witwe durch meine Erzaͤhlungen, und der Magd durch meinen Diener verſichert: ſo wuͤrde alles nichts geholfen haben. Dieſer hatte
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[516/0522]
paar Tage in der Stadt bleiben. Denn er haͤtte
die Loͤwen in dem Tower, das Haus fuͤr unſinni-
ge Leute, Bedlam, und die Grabmaale noch nie-
mals geſehen. Er wuͤrde ſich alſo einen oder
zween Feyertage machen, wie er Erlaubniß haͤtte,
wenn ſie kein Gewerbe oder nichts zu beſtellen
haͤtte, weswegen er des folgenden Tages wieder
abgehen muͤßte.
Sie haͤtte nichts.
Sie bot ihm die halbe Guinee an, welche
ich ihr fuͤr ihn gegeben hatte. Allein er wollte
ſie nicht nehmen und betheurte ſeine Uneigennuͤ-
tzigkeit und Liebe, wie er ſagte, gegen Fraͤulein
Hewe. Derſelben zu dienen, wollte er wohl bis
an der Welt Ende oder gar nach Jericho reiten.
Endlich ging der beſchwerliche Kerl fort. Jch
war von Herzen froh, als er weg war. Denn
ich fuͤrchtete mich vor nichts ſo ſehr, als daß er
ſo lauge bleiben moͤchte, bis ſie aus der Kirche
kaͤmen.
So kam ich zu meines Herzens Wunſch,
dem Briefe der Fraͤulein Howe: und zwar durch
eine ſolche Verknuͤpfung von zufaͤlligen Begeben-
heiten, die mir Grund genug zu ſagen gab, daß
das Geſtirn der Fraͤulein gegen ſie fechte. Je-
doch muß ich auch ein gutes Theil meiner Vor-
ſichtigkeit zuſchreiben, daß ich die rechten Maaß-
regeln genommen hatte. Denn haͤtte ich mich
nicht der Witwe durch meine Erzaͤhlungen, und
der Magd durch meinen Diener verſichert: ſo
wuͤrde alles nichts geholfen haben. Dieſer hatte
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/522>, abgerufen am 24.11.2024.
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