ist darum geschehen, damit sie desto besser begreif- fen könne, woher es komme, daß sie den Brief, der ihr zugedacht war, nicht empfangen hat.
Das I Blatt. Es war in zwey Stücken zerrissen.
Meine allerliebste Fräulein Howe.
Owas für schreckliche, schreckliche Dinge habe ich Jhnen zu erzählen! Aber ich kann sie Jhnen nicht einmal erzählen. Allein sagen Sie mir, sind Sie wirklich unpäßlich, wie ein schänd- licher, schändlicher Bösewicht mir vermeldet?
Jedoch er hat mir niemals die Wahrheit ge- sagt: und ich hoffe, daß er es hierinn auch nicht gethan habe. Und gleichwohl, wenn es nicht wahr wäre, würde ich gewiß schon eher etwas von Jhnen gehört haben. Aber was darf ich Jhnen Vorwürfe machen? - Sie mögen wohl etwa meiner überdrüßig seyn! - - Sind Sie es: so kann ich Jhnen leicht verzeihen. Denn ich bin meiner selbst überdrüßig, und alle meine Ver- wandten sind es lange vor Jhnen gewesen.
Wie gut sind Sie mir allezeit gewefen, meine Herzliebe Anna Howe! - - Aber wie schwerme ich herum!
Jch setzte mich nieder, Jhnen sehr vieles zu schreiben - - Mein Herz war ganz voll - - Jch wußte nicht, was ich zuerst schreiben sollte - - Gedanken, Betrübniß, Verwirrung, und, o mein armer Kopf! ich weiß nicht was - -
Gedan-
Q q 5
iſt darum geſchehen, damit ſie deſto beſſer begreif- fen koͤnne, woher es komme, daß ſie den Brief, der ihr zugedacht war, nicht empfangen hat.
Das I Blatt. Es war in zwey Stuͤcken zerriſſen.
Meine allerliebſte Fraͤulein Howe.
Owas fuͤr ſchreckliche, ſchreckliche Dinge habe ich Jhnen zu erzaͤhlen! Aber ich kann ſie Jhnen nicht einmal erzaͤhlen. Allein ſagen Sie mir, ſind Sie wirklich unpaͤßlich, wie ein ſchaͤnd- licher, ſchaͤndlicher Boͤſewicht mir vermeldet?
Jedoch er hat mir niemals die Wahrheit ge- ſagt: und ich hoffe, daß er es hierinn auch nicht gethan habe. Und gleichwohl, wenn es nicht wahr waͤre, wuͤrde ich gewiß ſchon eher etwas von Jhnen gehoͤrt haben. Aber was darf ich Jhnen Vorwuͤrfe machen? ‒ Sie moͤgen wohl etwa meiner uͤberdruͤßig ſeyn! ‒ ‒ Sind Sie es: ſo kann ich Jhnen leicht verzeihen. Denn ich bin meiner ſelbſt uͤberdruͤßig, und alle meine Ver- wandten ſind es lange vor Jhnen geweſen.
Wie gut ſind Sie mir allezeit gewefen, meine Herzliebe Anna Howe! ‒ ‒ Aber wie ſchwerme ich herum!
Jch ſetzte mich nieder, Jhnen ſehr vieles zu ſchreiben ‒ ‒ Mein Herz war ganz voll ‒ ‒ Jch wußte nicht, was ich zuerſt ſchreiben ſollte ‒ ‒ Gedanken, Betruͤbniß, Verwirrung, und, o mein armer Kopf! ich weiß nicht was ‒ ‒
Gedan-
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iſt darum geſchehen, damit ſie deſto beſſer begreif-
fen koͤnne, woher es komme, daß ſie den Brief,
der ihr zugedacht war, nicht empfangen hat.
Das I Blatt.
Es war in zwey Stuͤcken zerriſſen.
Meine allerliebſte Fraͤulein Howe.
Owas fuͤr ſchreckliche, ſchreckliche Dinge habe
ich Jhnen zu erzaͤhlen! Aber ich kann ſie
Jhnen nicht einmal erzaͤhlen. Allein ſagen Sie
mir, ſind Sie wirklich unpaͤßlich, wie ein ſchaͤnd-
licher, ſchaͤndlicher Boͤſewicht mir vermeldet?
Jedoch er hat mir niemals die Wahrheit ge-
ſagt: und ich hoffe, daß er es hierinn auch nicht
gethan habe. Und gleichwohl, wenn es nicht
wahr waͤre, wuͤrde ich gewiß ſchon eher etwas
von Jhnen gehoͤrt haben. Aber was darf ich
Jhnen Vorwuͤrfe machen? ‒ Sie moͤgen wohl
etwa meiner uͤberdruͤßig ſeyn! ‒ ‒ Sind Sie es:
ſo kann ich Jhnen leicht verzeihen. Denn ich
bin meiner ſelbſt uͤberdruͤßig, und alle meine Ver-
wandten ſind es lange vor Jhnen geweſen.
Wie gut ſind Sie mir allezeit gewefen, meine
Herzliebe Anna Howe! ‒ ‒ Aber wie ſchwerme
ich herum!
Jch ſetzte mich nieder, Jhnen ſehr vieles zu
ſchreiben ‒ ‒ Mein Herz war ganz voll ‒ ‒
Jch wußte nicht, was ich zuerſt ſchreiben ſollte
‒ ‒ Gedanken, Betruͤbniß, Verwirrung, und,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/623>, abgerufen am 24.11.2024.
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