O Lovelace, sie sind der Satan selbst: oder er hilft ihnen auch in allen Dingen; und das ist eben so arg.
Aber haben sie sich ihm wirklich und in Wahr- heit verkauft? Und seit wie lange? Wie lange soll ihr Reich dauren?
Elender Mensch! Der Vergleich wird ein Ende nehmen: und wie wird es denn mit ihnen werden!
O! Lovelace! wenn sie um sich selbst besorgt seyn könnten, so wollte ich auch um sie besorgt seyn - - aber nur, wenn alle meine Thüren fest verschlossen sind, und nichts als das Schlüsselloch offen, und der Schlüssel zu dem letzten Zimmer mit in dasselbe hineingenommen ist, daß ich auf gewisse Art, ohne eine von denselben zu öffnen, da seyn möchte, wo sie sind - - O unglückselige, un- glückselige Clarissa Harlowe!
Denn ich will nimmermehr Lovelacinn heis- sen - - mein Onkel mag sagen, was ihm be- liebt.
Jedoch nun besinne ich mich, was ich sagen wollte - - Es ist zu ihrem, nicht zu meinem Besten - - Denn mir kann nun nichts mehr zum Besten gereichen! - - O du schändlicher Kerl! Du verhaßter Lovelace!
Fr. Sinclair mag wohl eine gute Frau seyn - - Wo sie mich lieben - - Aber das können sie nicht thun - - Allein lassen sie dieselbe sich nicht wieder mit ihren ärgern als kerlmäßigen Mienen gegen mich aufblasen! O sie ist ein schreckliches
Weib!
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O Lovelace, ſie ſind der Satan ſelbſt: oder er hilft ihnen auch in allen Dingen; und das iſt eben ſo arg.
Aber haben ſie ſich ihm wirklich und in Wahr- heit verkauft? Und ſeit wie lange? Wie lange ſoll ihr Reich dauren?
Elender Menſch! Der Vergleich wird ein Ende nehmen: und wie wird es denn mit ihnen werden!
O! Lovelace! wenn ſie um ſich ſelbſt beſorgt ſeyn koͤnnten, ſo wollte ich auch um ſie beſorgt ſeyn ‒ ‒ aber nur, wenn alle meine Thuͤren feſt verſchloſſen ſind, und nichts als das Schluͤſſelloch offen, und der Schluͤſſel zu dem letzten Zimmer mit in daſſelbe hineingenommen iſt, daß ich auf gewiſſe Art, ohne eine von denſelben zu oͤffnen, da ſeyn moͤchte, wo ſie ſind ‒ ‒ O ungluͤckſelige, un- gluͤckſelige Clariſſa Harlowe!
Denn ich will nimmermehr Lovelacinn heiſ- ſen ‒ ‒ mein Onkel mag ſagen, was ihm be- liebt.
Jedoch nun beſinne ich mich, was ich ſagen wollte ‒ ‒ Es iſt zu ihrem, nicht zu meinem Beſten ‒ ‒ Denn mir kann nun nichts mehr zum Beſten gereichen! ‒ ‒ O du ſchaͤndlicher Kerl! Du verhaßter Lovelace!
Fr. Sinclair mag wohl eine gute Frau ſeyn ‒ ‒ Wo ſie mich lieben ‒ ‒ Aber das koͤnnen ſie nicht thun ‒ ‒ Allein laſſen ſie dieſelbe ſich nicht wieder mit ihren aͤrgern als kerlmaͤßigen Mienen gegen mich aufblaſen! O ſie iſt ein ſchreckliches
Weib!
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O Lovelace, ſie ſind der Satan ſelbſt: oder
er hilft ihnen auch in allen Dingen; und das iſt
eben ſo arg.
Aber haben ſie ſich ihm wirklich und in Wahr-
heit verkauft? Und ſeit wie lange? Wie lange
ſoll ihr Reich dauren?
Elender Menſch! Der Vergleich wird ein
Ende nehmen: und wie wird es denn mit ihnen
werden!
O! Lovelace! wenn ſie um ſich ſelbſt beſorgt
ſeyn koͤnnten, ſo wollte ich auch um ſie beſorgt
ſeyn ‒ ‒ aber nur, wenn alle meine Thuͤren feſt
verſchloſſen ſind, und nichts als das Schluͤſſelloch
offen, und der Schluͤſſel zu dem letzten Zimmer
mit in daſſelbe hineingenommen iſt, daß ich auf
gewiſſe Art, ohne eine von denſelben zu oͤffnen, da
ſeyn moͤchte, wo ſie ſind ‒ ‒ O ungluͤckſelige, un-
gluͤckſelige Clariſſa Harlowe!
Denn ich will nimmermehr Lovelacinn heiſ-
ſen ‒ ‒ mein Onkel mag ſagen, was ihm be-
liebt.
Jedoch nun beſinne ich mich, was ich ſagen
wollte ‒ ‒ Es iſt zu ihrem, nicht zu meinem
Beſten ‒ ‒ Denn mir kann nun nichts mehr zum
Beſten gereichen! ‒ ‒ O du ſchaͤndlicher Kerl!
Du verhaßter Lovelace!
Fr. Sinclair mag wohl eine gute Frau ſeyn
‒ ‒ Wo ſie mich lieben ‒ ‒ Aber das koͤnnen ſie
nicht thun ‒ ‒ Allein laſſen ſie dieſelbe ſich nicht
wieder mit ihren aͤrgern als kerlmaͤßigen Mienen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/635>, abgerufen am 24.11.2024.
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