Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



ten, gezwungen - - Nichts will ich dir verspre-
chen - -

Edelste Seele! - - Aber doch nicht unver-
söhnlich, wie ich hoffe! - - Versprechen sie mir
nur, in einer Stunde wieder zu kommen! - -

Nichts will ich dir versprechen!

Sagen sie nur, daß sie mich diesen Abend wie-
ersehen wollen!

O daß ich sagen könnte - - daß es in mei-
ner Gewalt stünde zu sagen: Niemals will ich
dich wiedersehen! - - Wollte der Himmel, daß
ich dich niemals wieder sehen sollte!

Zornige und heftige Schöne - - Jch hielte
sie noch beständig - -

Jch spreche zwar mit Heftigkeit, aber doch
mit völliger Ueberlegung, was meines Herzens
Wunsch und Meynung ist - - O! dürfte ich
nicht auf dich hinabsehen, niedriger und krie-
chender Kerl, der eben so niederträchtig, als kühn
zum beleidigen ist - - Laß mich gehen! Meine
Seele empöret sich! Laß mich gehen!

Jch ließ sie los, damit ich meine Hände zu-
sammenschlagen könnte - - So gehn sie denn,
unumschränkte Beherrscherinn meines Schicksals!
- - Gehen sie, wo sie gehen wollen! - - Mein
Geschick steht in ihrer Gewalt! - - Es hängt an
ihrem Othem! - - Jhre Verachtung vermehret
nur meine Liebe! - - Jhr Zorn ist mehr als zu
wohl gegründet! - - Aber, meine Allerliebste,
kommen sie wieder, kommen sie wieder, mit dem

Ent-



ten, gezwungen ‒ ‒ Nichts will ich dir verſpre-
chen ‒ ‒

Edelſte Seele! ‒ ‒ Aber doch nicht unver-
ſoͤhnlich, wie ich hoffe! ‒ ‒ Verſprechen ſie mir
nur, in einer Stunde wieder zu kommen! ‒ ‒

Nichts will ich dir verſprechen!

Sagen ſie nur, daß ſie mich dieſen Abend wie-
erſehen wollen!

O daß ich ſagen koͤnnte ‒ ‒ daß es in mei-
ner Gewalt ſtuͤnde zu ſagen: Niemals will ich
dich wiederſehen! ‒ ‒ Wollte der Himmel, daß
ich dich niemals wieder ſehen ſollte!

Zornige und heftige Schoͤne ‒ ‒ Jch hielte
ſie noch beſtaͤndig ‒ ‒

Jch ſpreche zwar mit Heftigkeit, aber doch
mit voͤlliger Ueberlegung, was meines Herzens
Wunſch und Meynung iſt ‒ ‒ O! duͤrfte ich
nicht auf dich hinabſehen, niedriger und krie-
chender Kerl, der eben ſo niedertraͤchtig, als kuͤhn
zum beleidigen iſt ‒ ‒ Laß mich gehen! Meine
Seele empoͤret ſich! Laß mich gehen!

Jch ließ ſie los, damit ich meine Haͤnde zu-
ſammenſchlagen koͤnnte ‒ ‒ So gehn ſie denn,
unumſchraͤnkte Beherrſcherinn meines Schickſals!
‒ ‒ Gehen ſie, wo ſie gehen wollen! ‒ ‒ Mein
Geſchick ſteht in ihrer Gewalt! ‒ ‒ Es haͤngt an
ihrem Othem! ‒ ‒ Jhre Verachtung vermehret
nur meine Liebe! ‒ ‒ Jhr Zorn iſt mehr als zu
wohl gegruͤndet! ‒ ‒ Aber, meine Allerliebſte,
kommen ſie wieder, kommen ſie wieder, mit dem

Ent-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0753" n="747"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ten, gezwungen &#x2012; &#x2012; Nichts will ich dir ver&#x017F;pre-<lb/>
chen &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Edel&#x017F;te Seele! &#x2012; &#x2012; Aber doch nicht unver-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;hnlich, wie ich hoffe! &#x2012; &#x2012; Ver&#x017F;prechen &#x017F;ie mir<lb/>
nur, in einer Stunde wieder zu kommen! &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Nichts will ich dir ver&#x017F;prechen!</p><lb/>
          <p>Sagen &#x017F;ie nur, daß &#x017F;ie mich die&#x017F;en Abend wie-<lb/>
er&#x017F;ehen wollen!</p><lb/>
          <p>O daß ich &#x017F;agen ko&#x0364;nnte &#x2012; &#x2012; daß es in mei-<lb/>
ner <hi rendition="#fr">Gewalt</hi> &#x017F;tu&#x0364;nde zu &#x017F;agen: Niemals will ich<lb/>
dich wieder&#x017F;ehen! &#x2012; &#x2012; Wollte der Himmel, daß<lb/>
ich dich niemals wieder &#x017F;ehen &#x017F;ollte!</p><lb/>
          <p>Zornige und heftige Scho&#x0364;ne &#x2012; &#x2012; Jch hielte<lb/>
&#x017F;ie noch be&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;preche zwar mit Heftigkeit, aber doch<lb/>
mit vo&#x0364;lliger Ueberlegung, was meines Herzens<lb/>
Wun&#x017F;ch und Meynung i&#x017F;t &#x2012; &#x2012; O! du&#x0364;rfte ich<lb/>
nicht auf dich <hi rendition="#fr">hinab&#x017F;ehen,</hi> niedriger und krie-<lb/>
chender Kerl, der eben &#x017F;o niedertra&#x0364;chtig, <hi rendition="#aq">a</hi>ls ku&#x0364;hn<lb/>
zum beleidigen i&#x017F;t &#x2012; &#x2012; Laß mich gehen! Meine<lb/>
Seele empo&#x0364;ret &#x017F;ich! Laß mich gehen!</p><lb/>
          <p>Jch ließ &#x017F;ie los, damit ich meine Ha&#x0364;nde zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;chlagen ko&#x0364;nnte &#x2012; &#x2012; So gehn &#x017F;ie denn,<lb/>
unum&#x017F;chra&#x0364;nkte Beherr&#x017F;cherinn meines Schick&#x017F;als!<lb/>
&#x2012; &#x2012; Gehen &#x017F;ie, wo &#x017F;ie gehen wollen! &#x2012; &#x2012; Mein<lb/>
Ge&#x017F;chick &#x017F;teht in ihrer Gewalt! &#x2012; &#x2012; Es ha&#x0364;ngt an<lb/>
ihrem Othem! &#x2012; &#x2012; Jhre Verachtung vermehret<lb/>
nur meine Liebe! &#x2012; &#x2012; Jhr Zorn i&#x017F;t mehr als zu<lb/>
wohl gegru&#x0364;ndet! &#x2012; &#x2012; Aber, meine Allerlieb&#x017F;te,<lb/>
kommen &#x017F;ie wieder, kommen &#x017F;ie wieder, mit dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ent-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[747/0753] ten, gezwungen ‒ ‒ Nichts will ich dir verſpre- chen ‒ ‒ Edelſte Seele! ‒ ‒ Aber doch nicht unver- ſoͤhnlich, wie ich hoffe! ‒ ‒ Verſprechen ſie mir nur, in einer Stunde wieder zu kommen! ‒ ‒ Nichts will ich dir verſprechen! Sagen ſie nur, daß ſie mich dieſen Abend wie- erſehen wollen! O daß ich ſagen koͤnnte ‒ ‒ daß es in mei- ner Gewalt ſtuͤnde zu ſagen: Niemals will ich dich wiederſehen! ‒ ‒ Wollte der Himmel, daß ich dich niemals wieder ſehen ſollte! Zornige und heftige Schoͤne ‒ ‒ Jch hielte ſie noch beſtaͤndig ‒ ‒ Jch ſpreche zwar mit Heftigkeit, aber doch mit voͤlliger Ueberlegung, was meines Herzens Wunſch und Meynung iſt ‒ ‒ O! duͤrfte ich nicht auf dich hinabſehen, niedriger und krie- chender Kerl, der eben ſo niedertraͤchtig, als kuͤhn zum beleidigen iſt ‒ ‒ Laß mich gehen! Meine Seele empoͤret ſich! Laß mich gehen! Jch ließ ſie los, damit ich meine Haͤnde zu- ſammenſchlagen koͤnnte ‒ ‒ So gehn ſie denn, unumſchraͤnkte Beherrſcherinn meines Schickſals! ‒ ‒ Gehen ſie, wo ſie gehen wollen! ‒ ‒ Mein Geſchick ſteht in ihrer Gewalt! ‒ ‒ Es haͤngt an ihrem Othem! ‒ ‒ Jhre Verachtung vermehret nur meine Liebe! ‒ ‒ Jhr Zorn iſt mehr als zu wohl gegruͤndet! ‒ ‒ Aber, meine Allerliebſte, kommen ſie wieder, kommen ſie wieder, mit dem Ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/753
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/753>, abgerufen am 24.11.2024.