Jch will keine Zimmer annehmen, die sie be- stellet haben, mein Herr. - - Jch will zu der Fr. Moore nach Hampstead gehen.
Zur Fr. Moore, gnädige Fräulein? - - Jch habe nichts gegen Fr. Moore einzuwenden - - Allein wollen sie mir versprechen, daß sie mich da- selbst vor sich lassen wollen?
Wie ich hier thue - - Wenn ich es nicht än- dern kann.
Wohlan denn, gnädige Fräulein - - Wol- len sie so gut seyn, mich wissen zu lassen, was sie bey ihrem Versprechen im Sinne gehabt ha ben, daß sie sich beruhigen wollten - -
Mich zu beruhigen suchen wollte, mein Herr - - waren die Worte - - bis sie sähen, was am künftigen Donnerstage erfolgen würde?
Legen sie mir keine Fragen vor, wodurch ich gefangen werden könnte. Jch bin zu ehrlich für die Gesellschaft, in der ich bin.
Erlauben sie mir zu fragen, gnädige Fräu- lein: Was meynten sie damit, als sie sagten, "wenn es keine Sünde wäre, so wollten sie eher "sterben, als daß sie mir die Versicherung gäben.
Sie schwieg voll Widerwillen stille.
Sie dachten, gnädige Fräulein, daß sie mir Gelegenheit gegeben hätten, mir dadurch Hoff- nung zur Verzeihung zu machen.
Wenn ich erst glauben werde, daß ich schul- dig sey, ihnen mit Gedult zu antworten: so will ich reden.
Den-
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Jch will keine Zimmer annehmen, die ſie be- ſtellet haben, mein Herr. ‒ ‒ Jch will zu der Fr. Moore nach Hampſtead gehen.
Zur Fr. Moore, gnaͤdige Fraͤulein? ‒ ‒ Jch habe nichts gegen Fr. Moore einzuwenden ‒ ‒ Allein wollen ſie mir verſprechen, daß ſie mich da- ſelbſt vor ſich laſſen wollen?
Wie ich hier thue ‒ ‒ Wenn ich es nicht aͤn- dern kann.
Wohlan denn, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒ Wol- len ſie ſo gut ſeyn, mich wiſſen zu laſſen, was ſie bey ihrem Verſprechen im Sinne gehabt ha ben, daß ſie ſich beruhigen wollten ‒ ‒
Mich zu beruhigen ſuchen wollte, mein Herr ‒ ‒ waren die Worte ‒ ‒ bis ſie ſaͤhen, was am kuͤnftigen Donnerſtage erfolgen wuͤrde?
Legen ſie mir keine Fragen vor, wodurch ich gefangen werden koͤnnte. Jch bin zu ehrlich fuͤr die Geſellſchaft, in der ich bin.
Erlauben ſie mir zu fragen, gnaͤdige Fraͤu- lein: Was meynten ſie damit, als ſie ſagten, „wenn es keine Suͤnde waͤre, ſo wollten ſie eher „ſterben, als daß ſie mir die Verſicherung gaͤben.
Sie ſchwieg voll Widerwillen ſtille.
Sie dachten, gnaͤdige Fraͤulein, daß ſie mir Gelegenheit gegeben haͤtten, mir dadurch Hoff- nung zur Verzeihung zu machen.
Wenn ich erſt glauben werde, daß ich ſchul- dig ſey, ihnen mit Gedult zu antworten: ſo will ich reden.
Den-
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Jch will keine Zimmer annehmen, die ſie be-
ſtellet haben, mein Herr. ‒ ‒ Jch will zu der
Fr. Moore nach Hampſtead gehen.
Zur Fr. Moore, gnaͤdige Fraͤulein? ‒ ‒ Jch
habe nichts gegen Fr. Moore einzuwenden ‒ ‒
Allein wollen ſie mir verſprechen, daß ſie mich da-
ſelbſt vor ſich laſſen wollen?
Wie ich hier thue ‒ ‒ Wenn ich es nicht aͤn-
dern kann.
Wohlan denn, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒ Wol-
len ſie ſo gut ſeyn, mich wiſſen zu laſſen, was ſie
bey ihrem Verſprechen im Sinne gehabt ha ben,
daß ſie ſich beruhigen wollten ‒ ‒
Mich zu beruhigen ſuchen wollte, mein
Herr ‒ ‒ waren die Worte ‒ ‒ bis ſie ſaͤhen,
was am kuͤnftigen Donnerſtage erfolgen
wuͤrde?
Legen ſie mir keine Fragen vor, wodurch ich
gefangen werden koͤnnte. Jch bin zu ehrlich fuͤr
die Geſellſchaft, in der ich bin.
Erlauben ſie mir zu fragen, gnaͤdige Fraͤu-
lein: Was meynten ſie damit, als ſie ſagten,
„wenn es keine Suͤnde waͤre, ſo wollten ſie eher
„ſterben, als daß ſie mir die Verſicherung gaͤben.
Sie ſchwieg voll Widerwillen ſtille.
Sie dachten, gnaͤdige Fraͤulein, daß ſie mir
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 771. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/777>, abgerufen am 24.11.2024.
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