Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Sie zitterte und bebte - - Jch bitte, ich bit-
te sie Herr Lovelace, erschrecken sie mich nicht so!

Setzen sie sich, gnädige Fräulein! Jch bitte
sie, setzen sie sich! - -

Jch will mich niedersetzen - -

So thun sie es denn, gnädige Fräulein, -
thun sie es - - Meine Seele war ganz in mei-
nen Augen, und das Blut in meinem Herzen
schlug bis an die äußersten Spitzen meiner Fin-
ger.

Jch will - - Jch will - - Sie thun mir
Schaden - - Jch bitte Herr Lovelace, erschre-
cken - - erschrecken sie mich nicht so - - Und
hiemit setzte sie sich bebend nieder: meine Hand
aber griff beständig nach der ihrigen.

Jch hing über ihrer klopfenden Brust: und
schlug meinen andern Arm um sie herum - -
Und sie sagen, sie hassen mich, gnädige Fräulein
- - Und sie sagen, sie halten mich geringschätzig!
- - Und sie sagen, sie haben mir nichts verspro-
chen - -

Ja, ja, ich habe ihnen versprochen - - Drü-
cken sie mich nicht so nieder - - Sie sehen, daß
ich mich niedergesetzt habe, als sie es befohlen ha-
ben - - Was braucht es, sagte sie mit ringen-
dem Widerstande, daß sie mich so niederhalten?
- - Jch habe versprochen, daß ich mich zu beru-
higen suchen wollte, bis der Donnerstag
vorbey wäre?
Aber sie wollen es ja nicht zu-
lassen! - - Wie kann ich ruhig seyn? - - Jch
bitte sie, erschrecken sie mich nicht so.

Und
C c c 3


Sie zitterte und bebte ‒ ‒ Jch bitte, ich bit-
te ſie Herr Lovelace, erſchrecken ſie mich nicht ſo!

Setzen ſie ſich, gnaͤdige Fraͤulein! Jch bitte
ſie, ſetzen ſie ſich! ‒ ‒

Jch will mich niederſetzen ‒ ‒

So thun ſie es denn, gnaͤdige Fraͤulein, ‒
thun ſie es ‒ ‒ Meine Seele war ganz in mei-
nen Augen, und das Blut in meinem Herzen
ſchlug bis an die aͤußerſten Spitzen meiner Fin-
ger.

Jch will ‒ ‒ Jch will ‒ ‒ Sie thun mir
Schaden ‒ ‒ Jch bitte Herr Lovelace, erſchre-
cken ‒ ‒ erſchrecken ſie mich nicht ſo ‒ ‒ Und
hiemit ſetzte ſie ſich bebend nieder: meine Hand
aber griff beſtaͤndig nach der ihrigen.

Jch hing uͤber ihrer klopfenden Bruſt: und
ſchlug meinen andern Arm um ſie herum ‒ ‒
Und ſie ſagen, ſie haſſen mich, gnaͤdige Fraͤulein
‒ ‒ Und ſie ſagen, ſie halten mich geringſchaͤtzig!
‒ ‒ Und ſie ſagen, ſie haben mir nichts verſpro-
chen ‒ ‒

Ja, ja, ich habe ihnen verſprochen ‒ ‒ Druͤ-
cken ſie mich nicht ſo nieder ‒ ‒ Sie ſehen, daß
ich mich niedergeſetzt habe, als ſie es befohlen ha-
ben ‒ ‒ Was braucht es, ſagte ſie mit ringen-
dem Widerſtande, daß ſie mich ſo niederhalten?
‒ ‒ Jch habe verſprochen, daß ich mich zu beru-
higen ſuchen wollte, bis der Donnerſtag
vorbey waͤre?
Aber ſie wollen es ja nicht zu-
laſſen! ‒ ‒ Wie kann ich ruhig ſeyn? ‒ ‒ Jch
bitte ſie, erſchrecken ſie mich nicht ſo.

Und
C c c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0779" n="773"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Sie zitterte und bebte &#x2012; &#x2012; Jch bitte, ich bit-<lb/>
te &#x017F;ie Herr Lovelace, er&#x017F;chrecken &#x017F;ie mich nicht &#x017F;o!</p><lb/>
          <p>Setzen &#x017F;ie &#x017F;ich, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein! Jch bitte<lb/>
&#x017F;ie, &#x017F;etzen &#x017F;ie &#x017F;ich! &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Jch will mich nieder&#x017F;etzen &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>So thun &#x017F;ie es denn, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein, &#x2012;<lb/>
thun &#x017F;ie es &#x2012; &#x2012; Meine Seele war ganz in mei-<lb/>
nen Augen, und das Blut in meinem Herzen<lb/>
&#x017F;chlug bis an die a&#x0364;ußer&#x017F;ten Spitzen meiner Fin-<lb/>
ger.</p><lb/>
          <p>Jch will &#x2012; &#x2012; Jch will &#x2012; &#x2012; Sie thun mir<lb/>
Schaden &#x2012; &#x2012; Jch bitte Herr Lovelace, er&#x017F;chre-<lb/>
cken &#x2012; &#x2012; er&#x017F;chrecken &#x017F;ie mich nicht &#x017F;o &#x2012; &#x2012; Und<lb/>
hiemit &#x017F;etzte &#x017F;ie &#x017F;ich bebend nieder: meine Hand<lb/>
aber griff be&#x017F;ta&#x0364;ndig nach der ihrigen.</p><lb/>
          <p>Jch hing u&#x0364;ber ihrer klopfenden Bru&#x017F;t: und<lb/>
&#x017F;chlug meinen andern Arm um &#x017F;ie herum &#x2012; &#x2012;<lb/>
Und &#x017F;ie &#x017F;agen, &#x017F;ie ha&#x017F;&#x017F;en mich, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein<lb/>
&#x2012; &#x2012; Und &#x017F;ie &#x017F;agen, &#x017F;ie halten mich gering&#x017F;cha&#x0364;tzig!<lb/>
&#x2012; &#x2012; Und &#x017F;ie &#x017F;agen, &#x017F;ie haben mir nichts ver&#x017F;pro-<lb/>
chen &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Ja, ja, ich habe ihnen ver&#x017F;prochen &#x2012; &#x2012; Dru&#x0364;-<lb/>
cken &#x017F;ie mich nicht &#x017F;o nieder &#x2012; &#x2012; Sie &#x017F;ehen, daß<lb/>
ich mich niederge&#x017F;etzt habe, als &#x017F;ie es befohlen ha-<lb/>
ben &#x2012; &#x2012; Was braucht es, &#x017F;agte &#x017F;ie mit ringen-<lb/>
dem Wider&#x017F;tande, daß &#x017F;ie mich &#x017F;o niederhalten?<lb/>
&#x2012; &#x2012; Jch habe ver&#x017F;prochen, daß ich mich <hi rendition="#fr">zu beru-<lb/>
higen &#x017F;uchen wollte, bis der Donner&#x017F;tag<lb/>
vorbey wa&#x0364;re?</hi> Aber &#x017F;ie wollen es ja nicht zu-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en! &#x2012; &#x2012; Wie kann ich ruhig &#x017F;eyn? &#x2012; &#x2012; Jch<lb/>
bitte &#x017F;ie, er&#x017F;chrecken &#x017F;ie mich nicht &#x017F;o.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C c c 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[773/0779] Sie zitterte und bebte ‒ ‒ Jch bitte, ich bit- te ſie Herr Lovelace, erſchrecken ſie mich nicht ſo! Setzen ſie ſich, gnaͤdige Fraͤulein! Jch bitte ſie, ſetzen ſie ſich! ‒ ‒ Jch will mich niederſetzen ‒ ‒ So thun ſie es denn, gnaͤdige Fraͤulein, ‒ thun ſie es ‒ ‒ Meine Seele war ganz in mei- nen Augen, und das Blut in meinem Herzen ſchlug bis an die aͤußerſten Spitzen meiner Fin- ger. Jch will ‒ ‒ Jch will ‒ ‒ Sie thun mir Schaden ‒ ‒ Jch bitte Herr Lovelace, erſchre- cken ‒ ‒ erſchrecken ſie mich nicht ſo ‒ ‒ Und hiemit ſetzte ſie ſich bebend nieder: meine Hand aber griff beſtaͤndig nach der ihrigen. Jch hing uͤber ihrer klopfenden Bruſt: und ſchlug meinen andern Arm um ſie herum ‒ ‒ Und ſie ſagen, ſie haſſen mich, gnaͤdige Fraͤulein ‒ ‒ Und ſie ſagen, ſie halten mich geringſchaͤtzig! ‒ ‒ Und ſie ſagen, ſie haben mir nichts verſpro- chen ‒ ‒ Ja, ja, ich habe ihnen verſprochen ‒ ‒ Druͤ- cken ſie mich nicht ſo nieder ‒ ‒ Sie ſehen, daß ich mich niedergeſetzt habe, als ſie es befohlen ha- ben ‒ ‒ Was braucht es, ſagte ſie mit ringen- dem Widerſtande, daß ſie mich ſo niederhalten? ‒ ‒ Jch habe verſprochen, daß ich mich zu beru- higen ſuchen wollte, bis der Donnerſtag vorbey waͤre? Aber ſie wollen es ja nicht zu- laſſen! ‒ ‒ Wie kann ich ruhig ſeyn? ‒ ‒ Jch bitte ſie, erſchrecken ſie mich nicht ſo. Und C c c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/779
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 773. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/779>, abgerufen am 01.06.2024.