noch mache ich ihnen keine Hoffnung - - Von ganzem Herzen verab - -
Sagen sie nicht, gnädige Fräulein, daß sie mich verabscheuen - - - Sie müssen, um ih- res eignen Bestens willen, ihren Haß verbergen - - wenigstens nicht ausdrücklich gestehen - - Jch ergriff ihre Hand.
Lassen sie mich weggehen - - Lassen sie mich weggehen, sprach sie beynahe außer Athem.
Jch will nur sagen, gnädige Fräulein, daß ich mich auf ihre Großmuth berufe. Meinem Herzen ist in diesem Augenblick nicht zu trauen. Zu einem Zeichen meiner Unterwerfung zu ihrem Willen sollen sie weggehen, wo es ihnen beliebt - - Aber ich will nicht nach M. Hall abreisen - - Mein Onkel mag leben, oder sterben, ich will nicht nach M. Hall abreisen - - sondern will die Erfüllung ihres Versprechens erwarten. Er- innern sie sich, gnädige Fräulein, sie haben mir versprochen, daß sie sich zu beruhigen suchen wollten, bis sie sehen würden, was am künf- tigen Donnerstag erfolgete. - - Künftigen Donnerstag, erinnern sie sich, kommt ihr Onkel herauf, uns vermählt zu sehen. - - Das ist es, was erfolgen wird. - - Sie denken übel von ihrem Lovelace - - Lassen sie ihre eigne Grund- sätze der Tugend durch sein ansteckendes Bey- spiel, wie sie es nannten, nicht ihren Werth ver- lieren.
So flog die bezaubernde Schöne mit dieser halben Erlaubniß davon - - und dachte sonder
Zwei-
noch mache ich ihnen keine Hoffnung ‒ ‒ Von ganzem Herzen verab ‒ ‒
Sagen ſie nicht, gnaͤdige Fraͤulein, daß ſie mich verabſcheuen ‒ ‒ ‒ Sie muͤſſen, um ih- res eignen Beſtens willen, ihren Haß verbergen ‒ ‒ wenigſtens nicht ausdruͤcklich geſtehen ‒ ‒ Jch ergriff ihre Hand.
Jch will nur ſagen, gnaͤdige Fraͤulein, daß ich mich auf ihre Großmuth berufe. Meinem Herzen iſt in dieſem Augenblick nicht zu trauen. Zu einem Zeichen meiner Unterwerfung zu ihrem Willen ſollen ſie weggehen, wo es ihnen beliebt ‒ ‒ Aber ich will nicht nach M. Hall abreiſen ‒ ‒ Mein Onkel mag leben, oder ſterben, ich will nicht nach M. Hall abreiſen ‒ ‒ ſondern will die Erfuͤllung ihres Verſprechens erwarten. Er- innern ſie ſich, gnaͤdige Fraͤulein, ſie haben mir verſprochen, daß ſie ſich zu beruhigen ſuchen wollten, bis ſie ſehen wuͤrden, was am kuͤnf- tigen Donnerſtag erfolgete. ‒ ‒ Kuͤnftigen Donnerſtag, erinnern ſie ſich, kommt ihr Onkel herauf, uns vermaͤhlt zu ſehen. ‒ ‒ Das iſt es, was erfolgen wird. ‒ ‒ Sie denken uͤbel von ihrem Lovelace ‒ ‒ Laſſen ſie ihre eigne Grund- ſaͤtze der Tugend durch ſein anſteckendes Bey- ſpiel, wie ſie es nannten, nicht ihren Werth ver- lieren.
So flog die bezaubernde Schoͤne mit dieſer halben Erlaubniß davon ‒ ‒ und dachte ſonder
Zwei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0786"n="780"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
noch mache ich ihnen keine Hoffnung ‒‒ Von<lb/>
ganzem Herzen verab ‒‒</p><lb/><p>Sagen ſie nicht, gnaͤdige Fraͤulein, daß ſie<lb/>
mich <hirendition="#fr">verabſcheuen</hi>‒‒‒ Sie muͤſſen, um ih-<lb/>
res eignen Beſtens willen, ihren Haß verbergen<lb/>‒‒ wenigſtens nicht ausdruͤcklich geſtehen ‒‒<lb/>
Jch ergriff ihre Hand.</p><lb/><p>Laſſen ſie mich weggehen ‒‒ Laſſen ſie mich<lb/>
weggehen, ſprach ſie beynahe außer Athem.</p><lb/><p>Jch will nur ſagen, gnaͤdige Fraͤulein, daß<lb/>
ich mich auf ihre Großmuth berufe. Meinem<lb/>
Herzen iſt in dieſem Augenblick nicht zu trauen.<lb/>
Zu einem Zeichen meiner Unterwerfung zu ihrem<lb/>
Willen ſollen ſie weggehen, <hirendition="#fr">wo es ihnen beliebt</hi><lb/>‒‒ Aber ich will nicht nach M. Hall abreiſen<lb/>‒‒ Mein Onkel mag leben, oder ſterben, ich will<lb/>
nicht nach M. Hall abreiſen ‒‒ſondern will<lb/>
die Erfuͤllung ihres Verſprechens erwarten. Er-<lb/>
innern ſie ſich, gnaͤdige Fraͤulein, ſie haben mir<lb/>
verſprochen, <hirendition="#fr">daß ſie ſich zu beruhigen ſuchen<lb/>
wollten, bis ſie ſehen wuͤrden, was am kuͤnf-<lb/>
tigen Donnerſtag erfolgete.</hi>‒‒ Kuͤnftigen<lb/>
Donnerſtag, erinnern ſie ſich, kommt ihr Onkel<lb/>
herauf, uns vermaͤhlt zu ſehen. ‒‒ Das <hirendition="#fr">iſt es,<lb/>
was erfolgen wird.</hi>‒‒ Sie denken uͤbel von<lb/>
ihrem Lovelace ‒‒ Laſſen ſie ihre eigne Grund-<lb/>ſaͤtze der Tugend durch ſein <hirendition="#fr">anſteckendes</hi> Bey-<lb/>ſpiel, wie ſie es nannten, nicht ihren Werth ver-<lb/>
lieren.</p><lb/><p>So flog die bezaubernde Schoͤne mit dieſer<lb/>
halben Erlaubniß davon ‒‒ und dachte ſonder<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Zwei-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[780/0786]
noch mache ich ihnen keine Hoffnung ‒ ‒ Von
ganzem Herzen verab ‒ ‒
Sagen ſie nicht, gnaͤdige Fraͤulein, daß ſie
mich verabſcheuen ‒ ‒ ‒ Sie muͤſſen, um ih-
res eignen Beſtens willen, ihren Haß verbergen
‒ ‒ wenigſtens nicht ausdruͤcklich geſtehen ‒ ‒
Jch ergriff ihre Hand.
Laſſen ſie mich weggehen ‒ ‒ Laſſen ſie mich
weggehen, ſprach ſie beynahe außer Athem.
Jch will nur ſagen, gnaͤdige Fraͤulein, daß
ich mich auf ihre Großmuth berufe. Meinem
Herzen iſt in dieſem Augenblick nicht zu trauen.
Zu einem Zeichen meiner Unterwerfung zu ihrem
Willen ſollen ſie weggehen, wo es ihnen beliebt
‒ ‒ Aber ich will nicht nach M. Hall abreiſen
‒ ‒ Mein Onkel mag leben, oder ſterben, ich will
nicht nach M. Hall abreiſen ‒ ‒ ſondern will
die Erfuͤllung ihres Verſprechens erwarten. Er-
innern ſie ſich, gnaͤdige Fraͤulein, ſie haben mir
verſprochen, daß ſie ſich zu beruhigen ſuchen
wollten, bis ſie ſehen wuͤrden, was am kuͤnf-
tigen Donnerſtag erfolgete. ‒ ‒ Kuͤnftigen
Donnerſtag, erinnern ſie ſich, kommt ihr Onkel
herauf, uns vermaͤhlt zu ſehen. ‒ ‒ Das iſt es,
was erfolgen wird. ‒ ‒ Sie denken uͤbel von
ihrem Lovelace ‒ ‒ Laſſen ſie ihre eigne Grund-
ſaͤtze der Tugend durch ſein anſteckendes Bey-
ſpiel, wie ſie es nannten, nicht ihren Werth ver-
lieren.
So flog die bezaubernde Schoͤne mit dieſer
halben Erlaubniß davon ‒ ‒ und dachte ſonder
Zwei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 780. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/786>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.