Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Nehmen sie sich in Acht, gnädige Fräulein,
mir nicht zu zeigen, daß ich auf ihre künftige
Gewogenheit nicht trauen könne!

Jch bin schon gewohnt, mein Herr, mir von
ihnen drohen zu lassen - - Allein ich will ihren
Besuch zu Hampstead annehmen - - Jch will
in einer Viertelstunde bereit seyn, abzugehen - -
Meine Kleider können mir nachgeschickt werden.

Sie wissen die Bedingung, gnädige Fräu-
lein - - Künftigen Donnerstag - -

Sie dürfen nicht darauf trauen - -

Meine unendlich große Unwürdigkeit saget
mir, daß ich es nicht thun müsse - - Nichts
desto weniger will ich auf ihre Großmuth ein
Vertrauen setzen. - - Morgen frühe; wofern
nichts neues vorfällt, welches Grund zum Ge-
gentheil giebet; so zeitig als ihnen beliebt, mö-
gen sie nach Hampstead gehen.

Dieß schien ihr angenehm zu seyn. Jedoch
ließ sich in ihrem Gesichte der Zweifel merken.

Jch will zu den Weibsleuten hinunter gehen,
und da ich keine bessere Richter bey der Hand
habe, hören, was sie zu meinen entscheidenden Um-
ständen sagen, worunter ich itzo mit dieser stolzen
Schönen stehe, die so übermüthig einen zu ihren
Füßen knieenden Lovelace verworfen hat, ob er sich
gleich, Trotz aller seiner Vorurtheile gegen den
Stand der Fesseln, mit aufrichtiger Zärtlichkeit
zu einem Ehemanne anbot.

Der
D d d 3


Nehmen ſie ſich in Acht, gnaͤdige Fraͤulein,
mir nicht zu zeigen, daß ich auf ihre kuͤnftige
Gewogenheit nicht trauen koͤnne!

Jch bin ſchon gewohnt, mein Herr, mir von
ihnen drohen zu laſſen ‒ ‒ Allein ich will ihren
Beſuch zu Hampſtead annehmen ‒ ‒ Jch will
in einer Viertelſtunde bereit ſeyn, abzugehen ‒ ‒
Meine Kleider koͤnnen mir nachgeſchickt werden.

Sie wiſſen die Bedingung, gnaͤdige Fraͤu-
lein ‒ ‒ Kuͤnftigen Donnerſtag ‒ ‒

Sie duͤrfen nicht darauf trauen ‒ ‒

Meine unendlich große Unwuͤrdigkeit ſaget
mir, daß ich es nicht thun muͤſſe ‒ ‒ Nichts
deſto weniger will ich auf ihre Großmuth ein
Vertrauen ſetzen. ‒ ‒ Morgen fruͤhe; wofern
nichts neues vorfaͤllt, welches Grund zum Ge-
gentheil giebet; ſo zeitig als ihnen beliebt, moͤ-
gen ſie nach Hampſtead gehen.

Dieß ſchien ihr angenehm zu ſeyn. Jedoch
ließ ſich in ihrem Geſichte der Zweifel merken.

Jch will zu den Weibsleuten hinunter gehen,
und da ich keine beſſere Richter bey der Hand
habe, hoͤren, was ſie zu meinen entſcheidenden Um-
ſtaͤnden ſagen, worunter ich itzo mit dieſer ſtolzen
Schoͤnen ſtehe, die ſo uͤbermuͤthig einen zu ihren
Fuͤßen knieenden Lovelace verworfen hat, ob er ſich
gleich, Trotz aller ſeiner Vorurtheile gegen den
Stand der Feſſeln, mit aufrichtiger Zaͤrtlichkeit
zu einem Ehemanne anbot.

Der
D d d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0795" n="789"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Nehmen &#x017F;ie &#x017F;ich in Acht, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein,<lb/>
mir nicht zu zeigen, daß ich auf ihre ku&#x0364;nftige<lb/>
Gewogenheit nicht trauen ko&#x0364;nne!</p><lb/>
          <p>Jch bin &#x017F;chon gewohnt, mein Herr, mir von<lb/>
ihnen drohen zu la&#x017F;&#x017F;en &#x2012; &#x2012; Allein ich will ihren<lb/>
Be&#x017F;uch zu Hamp&#x017F;tead annehmen &#x2012; &#x2012; Jch will<lb/>
in einer Viertel&#x017F;tunde bereit &#x017F;eyn, abzugehen &#x2012; &#x2012;<lb/>
Meine Kleider ko&#x0364;nnen mir nachge&#x017F;chickt werden.</p><lb/>
          <p>Sie wi&#x017F;&#x017F;en die Bedingung, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;u-<lb/>
lein &#x2012; &#x2012; Ku&#x0364;nftigen Donner&#x017F;tag &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Sie du&#x0364;rfen nicht darauf trauen &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Meine unendlich große Unwu&#x0364;rdigkeit &#x017F;aget<lb/>
mir, daß ich es nicht thun <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</hi> &#x2012; &#x2012; Nichts<lb/>
de&#x017F;to weniger <hi rendition="#fr">will</hi> ich auf ihre Großmuth ein<lb/>
Vertrauen &#x017F;etzen. &#x2012; &#x2012; Morgen fru&#x0364;he; wofern<lb/><hi rendition="#fr">nichts neues</hi> vorfa&#x0364;llt, welches Grund zum Ge-<lb/>
gentheil giebet; &#x017F;o zeitig als ihnen beliebt, mo&#x0364;-<lb/>
gen &#x017F;ie nach Hamp&#x017F;tead gehen.</p><lb/>
          <p>Dieß &#x017F;chien ihr angenehm zu &#x017F;eyn. Jedoch<lb/>
ließ &#x017F;ich in ihrem Ge&#x017F;ichte der Zweifel merken.</p><lb/>
          <p>Jch will zu den Weibsleuten hinunter gehen,<lb/>
und da ich keine be&#x017F;&#x017F;ere Richter bey der Hand<lb/>
habe, ho&#x0364;ren, was &#x017F;ie zu meinen ent&#x017F;cheidenden Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;agen, worunter ich itzo mit die&#x017F;er &#x017F;tolzen<lb/>
Scho&#x0364;nen &#x017F;tehe, die &#x017F;o u&#x0364;bermu&#x0364;thig einen zu ihren<lb/>
Fu&#x0364;ßen knieenden Lovelace verworfen hat, ob er &#x017F;ich<lb/>
gleich, Trotz aller &#x017F;einer Vorurtheile gegen den<lb/>
Stand der Fe&#x017F;&#x017F;eln, mit aufrichtiger Za&#x0364;rtlichkeit<lb/>
zu einem Ehemanne anbot.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D d d 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[789/0795] Nehmen ſie ſich in Acht, gnaͤdige Fraͤulein, mir nicht zu zeigen, daß ich auf ihre kuͤnftige Gewogenheit nicht trauen koͤnne! Jch bin ſchon gewohnt, mein Herr, mir von ihnen drohen zu laſſen ‒ ‒ Allein ich will ihren Beſuch zu Hampſtead annehmen ‒ ‒ Jch will in einer Viertelſtunde bereit ſeyn, abzugehen ‒ ‒ Meine Kleider koͤnnen mir nachgeſchickt werden. Sie wiſſen die Bedingung, gnaͤdige Fraͤu- lein ‒ ‒ Kuͤnftigen Donnerſtag ‒ ‒ Sie duͤrfen nicht darauf trauen ‒ ‒ Meine unendlich große Unwuͤrdigkeit ſaget mir, daß ich es nicht thun muͤſſe ‒ ‒ Nichts deſto weniger will ich auf ihre Großmuth ein Vertrauen ſetzen. ‒ ‒ Morgen fruͤhe; wofern nichts neues vorfaͤllt, welches Grund zum Ge- gentheil giebet; ſo zeitig als ihnen beliebt, moͤ- gen ſie nach Hampſtead gehen. Dieß ſchien ihr angenehm zu ſeyn. Jedoch ließ ſich in ihrem Geſichte der Zweifel merken. Jch will zu den Weibsleuten hinunter gehen, und da ich keine beſſere Richter bey der Hand habe, hoͤren, was ſie zu meinen entſcheidenden Um- ſtaͤnden ſagen, worunter ich itzo mit dieſer ſtolzen Schoͤnen ſtehe, die ſo uͤbermuͤthig einen zu ihren Fuͤßen knieenden Lovelace verworfen hat, ob er ſich gleich, Trotz aller ſeiner Vorurtheile gegen den Stand der Feſſeln, mit aufrichtiger Zaͤrtlichkeit zu einem Ehemanne anbot. Der D d d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/795
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/795>, abgerufen am 01.10.2024.