Nehmen sie sich in Acht, gnädige Fräulein, mir nicht zu zeigen, daß ich auf ihre künftige Gewogenheit nicht trauen könne!
Jch bin schon gewohnt, mein Herr, mir von ihnen drohen zu lassen - - Allein ich will ihren Besuch zu Hampstead annehmen - - Jch will in einer Viertelstunde bereit seyn, abzugehen - - Meine Kleider können mir nachgeschickt werden.
Sie wissen die Bedingung, gnädige Fräu- lein - - Künftigen Donnerstag - -
Sie dürfen nicht darauf trauen - -
Meine unendlich große Unwürdigkeit saget mir, daß ich es nicht thun müsse - - Nichts desto weniger will ich auf ihre Großmuth ein Vertrauen setzen. - - Morgen frühe; wofern nichts neues vorfällt, welches Grund zum Ge- gentheil giebet; so zeitig als ihnen beliebt, mö- gen sie nach Hampstead gehen.
Dieß schien ihr angenehm zu seyn. Jedoch ließ sich in ihrem Gesichte der Zweifel merken.
Jch will zu den Weibsleuten hinunter gehen, und da ich keine bessere Richter bey der Hand habe, hören, was sie zu meinen entscheidenden Um- ständen sagen, worunter ich itzo mit dieser stolzen Schönen stehe, die so übermüthig einen zu ihren Füßen knieenden Lovelace verworfen hat, ob er sich gleich, Trotz aller seiner Vorurtheile gegen den Stand der Fesseln, mit aufrichtiger Zärtlichkeit zu einem Ehemanne anbot.
Der
D d d 3
Nehmen ſie ſich in Acht, gnaͤdige Fraͤulein, mir nicht zu zeigen, daß ich auf ihre kuͤnftige Gewogenheit nicht trauen koͤnne!
Jch bin ſchon gewohnt, mein Herr, mir von ihnen drohen zu laſſen ‒ ‒ Allein ich will ihren Beſuch zu Hampſtead annehmen ‒ ‒ Jch will in einer Viertelſtunde bereit ſeyn, abzugehen ‒ ‒ Meine Kleider koͤnnen mir nachgeſchickt werden.
Sie wiſſen die Bedingung, gnaͤdige Fraͤu- lein ‒ ‒ Kuͤnftigen Donnerſtag ‒ ‒
Sie duͤrfen nicht darauf trauen ‒ ‒
Meine unendlich große Unwuͤrdigkeit ſaget mir, daß ich es nicht thun muͤſſe ‒ ‒ Nichts deſto weniger will ich auf ihre Großmuth ein Vertrauen ſetzen. ‒ ‒ Morgen fruͤhe; wofern nichts neues vorfaͤllt, welches Grund zum Ge- gentheil giebet; ſo zeitig als ihnen beliebt, moͤ- gen ſie nach Hampſtead gehen.
Dieß ſchien ihr angenehm zu ſeyn. Jedoch ließ ſich in ihrem Geſichte der Zweifel merken.
Jch will zu den Weibsleuten hinunter gehen, und da ich keine beſſere Richter bey der Hand habe, hoͤren, was ſie zu meinen entſcheidenden Um- ſtaͤnden ſagen, worunter ich itzo mit dieſer ſtolzen Schoͤnen ſtehe, die ſo uͤbermuͤthig einen zu ihren Fuͤßen knieenden Lovelace verworfen hat, ob er ſich gleich, Trotz aller ſeiner Vorurtheile gegen den Stand der Feſſeln, mit aufrichtiger Zaͤrtlichkeit zu einem Ehemanne anbot.
Der
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Nehmen ſie ſich in Acht, gnaͤdige Fraͤulein,
mir nicht zu zeigen, daß ich auf ihre kuͤnftige
Gewogenheit nicht trauen koͤnne!
Jch bin ſchon gewohnt, mein Herr, mir von
ihnen drohen zu laſſen ‒ ‒ Allein ich will ihren
Beſuch zu Hampſtead annehmen ‒ ‒ Jch will
in einer Viertelſtunde bereit ſeyn, abzugehen ‒ ‒
Meine Kleider koͤnnen mir nachgeſchickt werden.
Sie wiſſen die Bedingung, gnaͤdige Fraͤu-
lein ‒ ‒ Kuͤnftigen Donnerſtag ‒ ‒
Sie duͤrfen nicht darauf trauen ‒ ‒
Meine unendlich große Unwuͤrdigkeit ſaget
mir, daß ich es nicht thun muͤſſe ‒ ‒ Nichts
deſto weniger will ich auf ihre Großmuth ein
Vertrauen ſetzen. ‒ ‒ Morgen fruͤhe; wofern
nichts neues vorfaͤllt, welches Grund zum Ge-
gentheil giebet; ſo zeitig als ihnen beliebt, moͤ-
gen ſie nach Hampſtead gehen.
Dieß ſchien ihr angenehm zu ſeyn. Jedoch
ließ ſich in ihrem Geſichte der Zweifel merken.
Jch will zu den Weibsleuten hinunter gehen,
und da ich keine beſſere Richter bey der Hand
habe, hoͤren, was ſie zu meinen entſcheidenden Um-
ſtaͤnden ſagen, worunter ich itzo mit dieſer ſtolzen
Schoͤnen ſtehe, die ſo uͤbermuͤthig einen zu ihren
Fuͤßen knieenden Lovelace verworfen hat, ob er ſich
gleich, Trotz aller ſeiner Vorurtheile gegen den
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/795>, abgerufen am 24.11.2024.
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