Jch verlange weder Fr. Sinclair, noch je- mand, der zu ihr gehört, zu sehen.
Wie ihnen beliebt, Madame.
Nachdem nun die Bedienten weggegangen waren: so bat ich sie wiederum inständigst um die Versicherung, daß sie künftigen Donnerstag mit mir zum Altar kommen wollte. Aber ver- gebens. Mag sie sich nicht selbst alles danken, was erfolgen kann?
Eine einzige Gunst wollte ich mir inzwischen nicht abschlagen lassen: daß ich die Erlaubniß hätte, den Abend mit ihr zuzubringen.
Jch will bey dieser Gelegenheit die Sanft- muth und Gefälligkeit selbst seyn. Meine ganze Seele soll sich ausschütten, sie zur Vergebung zu bewegen. Will sie nicht; und sollte die Hand- schrift über ihr Versprechen mir zur Hand kom- men: so wird sonder Zweifel die Rache mich gänzlich einnehmen.
Da das ganze Haus auf meiner Seite ist, und nicht nur ein jeder in demselben sich anhei- schig macht, Furcht einzujagen und mir beyzuste- hen, wie es die Sache erfordern wird, sondern auch alle für meinen glücklichen Fortgang durch ihre Erfahrung Gewähr leisten; wo es nicht mein eigner Fehler ist: was muß die Folge seyn?
Jnzwischen, Bruder, soll dieß ihre letzte Pro- be seyn; und wo sie sich so edel in und nach die- sem zweyten Versuche, da sie aller ihrer Sin- ne mächtig ist, beweiset, als sie sich nach dem
ersten
Jch verlange weder Fr. Sinclair, noch je- mand, der zu ihr gehoͤrt, zu ſehen.
Wie ihnen beliebt, Madame.
Nachdem nun die Bedienten weggegangen waren: ſo bat ich ſie wiederum inſtaͤndigſt um die Verſicherung, daß ſie kuͤnftigen Donnerſtag mit mir zum Altar kommen wollte. Aber ver- gebens. Mag ſie ſich nicht ſelbſt alles danken, was erfolgen kann?
Eine einzige Gunſt wollte ich mir inzwiſchen nicht abſchlagen laſſen: daß ich die Erlaubniß haͤtte, den Abend mit ihr zuzubringen.
Jch will bey dieſer Gelegenheit die Sanft- muth und Gefaͤlligkeit ſelbſt ſeyn. Meine ganze Seele ſoll ſich ausſchuͤtten, ſie zur Vergebung zu bewegen. Will ſie nicht; und ſollte die Hand- ſchrift uͤber ihr Verſprechen mir zur Hand kom- men: ſo wird ſonder Zweifel die Rache mich gaͤnzlich einnehmen.
Da das ganze Haus auf meiner Seite iſt, und nicht nur ein jeder in demſelben ſich anhei- ſchig macht, Furcht einzujagen und mir beyzuſte- hen, wie es die Sache erfordern wird, ſondern auch alle fuͤr meinen gluͤcklichen Fortgang durch ihre Erfahrung Gewaͤhr leiſten; wo es nicht mein eigner Fehler iſt: was muß die Folge ſeyn?
Jnzwiſchen, Bruder, ſoll dieß ihre letzte Pro- be ſeyn; und wo ſie ſich ſo edel in und nach die- ſem zweyten Verſuche, da ſie aller ihrer Sin- ne maͤchtig iſt, beweiſet, als ſie ſich nach dem
erſten
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Jch verlange weder Fr. Sinclair, noch je-
mand, der zu ihr gehoͤrt, zu ſehen.
Wie ihnen beliebt, Madame.
Nachdem nun die Bedienten weggegangen
waren: ſo bat ich ſie wiederum inſtaͤndigſt um
die Verſicherung, daß ſie kuͤnftigen Donnerſtag
mit mir zum Altar kommen wollte. Aber ver-
gebens. Mag ſie ſich nicht ſelbſt alles danken,
was erfolgen kann?
Eine einzige Gunſt wollte ich mir inzwiſchen
nicht abſchlagen laſſen: daß ich die Erlaubniß
haͤtte, den Abend mit ihr zuzubringen.
Jch will bey dieſer Gelegenheit die Sanft-
muth und Gefaͤlligkeit ſelbſt ſeyn. Meine ganze
Seele ſoll ſich ausſchuͤtten, ſie zur Vergebung zu
bewegen. Will ſie nicht; und ſollte die Hand-
ſchrift uͤber ihr Verſprechen mir zur Hand kom-
men: ſo wird ſonder Zweifel die Rache mich
gaͤnzlich einnehmen.
Da das ganze Haus auf meiner Seite iſt,
und nicht nur ein jeder in demſelben ſich anhei-
ſchig macht, Furcht einzujagen und mir beyzuſte-
hen, wie es die Sache erfordern wird, ſondern
auch alle fuͤr meinen gluͤcklichen Fortgang durch
ihre Erfahrung Gewaͤhr leiſten; wo es nicht
mein eigner Fehler iſt: was muß die Folge
ſeyn?
Jnzwiſchen, Bruder, ſoll dieß ihre letzte Pro-
be ſeyn; und wo ſie ſich ſo edel in und nach die-
ſem zweyten Verſuche, da ſie aller ihrer Sin-
ne maͤchtig iſt, beweiſet, als ſie ſich nach dem
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/802>, abgerufen am 24.11.2024.
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