elende Erfindung nicht allzu hart strafen wollen: weil sie nicht auf Jhre Entehrung zielte, und Sie eben zu der Zeit, da dieselbe vollzogen wer- den sollte, einen so großen Beweis von meiner Unfähigkeit, böse und niedrige Maaßregeln zu vertheidigen, und zugleich von Jhrer Gewalt über mich, hatten, als ein Mensch geben konnte; mit einem Worte, weil Sie müssen gesehen ha- ben, daß ich mich schlechterdings von Gewissen und Liebe leiten ließ.
Jch will mich nicht zu vertheidigen suchen, daß ich wünsche, Sie möchten da bleiben, wo Sie sind, bis Sie mir entweder Jhr Wort geben, am Donnerstage mit mir zum Altar zu kommen, oder bis ich die Ehre habe, Jhnen mei- ne Aufwartung zu machen, damit wir uns zu der feyerlichen Handlung vorbereiten, welche je- nen Tag zu dem glücklichsten in meinem Leben machen wird.
Es ist mir mehr, als zu sehr, empfindlich, daß diese Art der Begegnung bey Jhnen das Ansehen einer willkürlichen und widerrechtlichen Zumuthung haben kann. Allein da die Folgen nicht allein für uns selbst, sondern auch für un- fre beyderseitige Familien, höchst unglücklich seyn mögen; wo Sie nicht zu meinem Vortheil ge- wonnen werden können: so erlauben Sie mir, zu bitten, daß Sie mir diesen Zwang, in Be- trachtung der Nothwendigkeit, die Sie, Werthe- ste, mir selbst aufgeleget haben, mich desselben schuldig zu machen, vergeben, und die feyerliche
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elende Erfindung nicht allzu hart ſtrafen wollen: weil ſie nicht auf Jhre Entehrung zielte, und Sie eben zu der Zeit, da dieſelbe vollzogen wer- den ſollte, einen ſo großen Beweis von meiner Unfaͤhigkeit, boͤſe und niedrige Maaßregeln zu vertheidigen, und zugleich von Jhrer Gewalt uͤber mich, hatten, als ein Menſch geben konnte; mit einem Worte, weil Sie muͤſſen geſehen ha- ben, daß ich mich ſchlechterdings von Gewiſſen und Liebe leiten ließ.
Jch will mich nicht zu vertheidigen ſuchen, daß ich wuͤnſche, Sie moͤchten da bleiben, wo Sie ſind, bis Sie mir entweder Jhr Wort geben, am Donnerſtage mit mir zum Altar zu kommen, oder bis ich die Ehre habe, Jhnen mei- ne Aufwartung zu machen, damit wir uns zu der feyerlichen Handlung vorbereiten, welche je- nen Tag zu dem gluͤcklichſten in meinem Leben machen wird.
Es iſt mir mehr, als zu ſehr, empfindlich, daß dieſe Art der Begegnung bey Jhnen das Anſehen einer willkuͤrlichen und widerrechtlichen Zumuthung haben kann. Allein da die Folgen nicht allein fuͤr uns ſelbſt, ſondern auch fuͤr un- fre beyderſeitige Familien, hoͤchſt ungluͤcklich ſeyn moͤgen; wo Sie nicht zu meinem Vortheil ge- wonnen werden koͤnnen: ſo erlauben Sie mir, zu bitten, daß Sie mir dieſen Zwang, in Be- trachtung der Nothwendigkeit, die Sie, Werthe- ſte, mir ſelbſt aufgeleget haben, mich deſſelben ſchuldig zu machen, vergeben, und die feyerliche
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elende Erfindung nicht allzu hart ſtrafen wollen:
weil ſie nicht auf Jhre Entehrung zielte, und
Sie eben zu der Zeit, da dieſelbe vollzogen wer-
den ſollte, einen ſo großen Beweis von meiner
Unfaͤhigkeit, boͤſe und niedrige Maaßregeln zu
vertheidigen, und zugleich von Jhrer Gewalt
uͤber mich, hatten, als ein Menſch geben konnte;
mit einem Worte, weil Sie muͤſſen geſehen ha-
ben, daß ich mich ſchlechterdings von Gewiſſen
und Liebe leiten ließ.
Jch will mich nicht zu vertheidigen ſuchen,
daß ich wuͤnſche, Sie moͤchten da bleiben,
wo Sie ſind, bis Sie mir entweder Jhr Wort
geben, am Donnerſtage mit mir zum Altar zu
kommen, oder bis ich die Ehre habe, Jhnen mei-
ne Aufwartung zu machen, damit wir uns zu
der feyerlichen Handlung vorbereiten, welche je-
nen Tag zu dem gluͤcklichſten in meinem Leben
machen wird.
Es iſt mir mehr, als zu ſehr, empfindlich,
daß dieſe Art der Begegnung bey Jhnen das
Anſehen einer willkuͤrlichen und widerrechtlichen
Zumuthung haben kann. Allein da die Folgen
nicht allein fuͤr uns ſelbſt, ſondern auch fuͤr un-
fre beyderſeitige Familien, hoͤchſt ungluͤcklich ſeyn
moͤgen; wo Sie nicht zu meinem Vortheil ge-
wonnen werden koͤnnen: ſo erlauben Sie mir,
zu bitten, daß Sie mir dieſen Zwang, in Be-
trachtung der Nothwendigkeit, die Sie, Werthe-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 825. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/831>, abgerufen am 24.11.2024.
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