Grundsätze, erreget ist, und dergleichen du schon oft unterdrücket hast.
Wo du mich zeitig genug, in Ansehung des bestimmten Tages, überzeugen kannst, daß du wirklich die Absicht habest mit ihr ehrlich und rechtschaffen, nach der eigentlichen Bedeutung, worinn sie selbst die Worte nimmt, zu handeln; oder, wenn es nicht zeitig genug geschehen kann, einen andern Tag bestimmen willst; den du bil- lig in ihren freyen Willen stellen, und sie also nicht an den Donnerstag binden solltest, sonder- lich da dein Vorwand, warum du es thust, eine bloße Erdichtung ist: so will ich deine Sache mit der zärtlichsten Freundschaft über mich nehmen; in Person, wo sie mich vor sich lassen will; wo nicht, durch die Feder. Aber in dem Fall mußt du mir erlauben, für deine Treue Bürge zu wer- den. Und geschiehet dieß: so magst du dich dar- auf verlassen; so hoch ich dich schätze und so sehr ich deine gute Einsicht in alle Eigenschaften eines Cavalliers achte; daß ich dem Namen und der Art eines Bürgen gemäß handeln werde, und zwar mit mehrerer Achtung der Ehre, als die Fürsten in unsern Tagen gemeiniglich thun - - das mag zu ihrer Schande gesaget seyn.
Unterdessen kann ich dir nicht bergen, daß mir das Herz blute, wenn ich alles Uebel erwä- ge, das diese englische Fräulein ausgestanden hat. Und wo du sie nicht heyrathest, wenn sie dich haben will; und dich nach der Heyrath als den hesten und zärtlichsten Ehemann gegen sie bewei-
sest:
G g g 5
Grundſaͤtze, erreget iſt, und dergleichen du ſchon oft unterdruͤcket haſt.
Wo du mich zeitig genug, in Anſehung des beſtimmten Tages, uͤberzeugen kannſt, daß du wirklich die Abſicht habeſt mit ihr ehrlich und rechtſchaffen, nach der eigentlichen Bedeutung, worinn ſie ſelbſt die Worte nimmt, zu handeln; oder, wenn es nicht zeitig genug geſchehen kann, einen andern Tag beſtimmen willſt; den du bil- lig in ihren freyen Willen ſtellen, und ſie alſo nicht an den Donnerſtag binden ſollteſt, ſonder- lich da dein Vorwand, warum du es thuſt, eine bloße Erdichtung iſt: ſo will ich deine Sache mit der zaͤrtlichſten Freundſchaft uͤber mich nehmen; in Perſon, wo ſie mich vor ſich laſſen will; wo nicht, durch die Feder. Aber in dem Fall mußt du mir erlauben, fuͤr deine Treue Buͤrge zu wer- den. Und geſchiehet dieß: ſo magſt du dich dar- auf verlaſſen; ſo hoch ich dich ſchaͤtze und ſo ſehr ich deine gute Einſicht in alle Eigenſchaften eines Cavalliers achte; daß ich dem Namen und der Art eines Buͤrgen gemaͤß handeln werde, und zwar mit mehrerer Achtung der Ehre, als die Fuͤrſten in unſern Tagen gemeiniglich thun ‒ ‒ das mag zu ihrer Schande geſaget ſeyn.
Unterdeſſen kann ich dir nicht bergen, daß mir das Herz blute, wenn ich alles Uebel erwaͤ- ge, das dieſe engliſche Fraͤulein ausgeſtanden hat. Und wo du ſie nicht heyratheſt, wenn ſie dich haben will; und dich nach der Heyrath als den heſten und zaͤrtlichſten Ehemann gegen ſie bewei-
ſeſt:
G g g 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0847"n="841"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Grundſaͤtze, erreget iſt, und dergleichen du ſchon<lb/>
oft unterdruͤcket haſt.</p><lb/><p>Wo du mich zeitig genug, in Anſehung des<lb/>
beſtimmten Tages, uͤberzeugen kannſt, daß du<lb/>
wirklich die Abſicht habeſt mit ihr <hirendition="#fr">ehrlich</hi> und<lb/><hirendition="#fr">rechtſchaffen,</hi> nach der eigentlichen Bedeutung,<lb/>
worinn <hirendition="#fr">ſie ſelbſt</hi> die Worte nimmt, zu handeln;<lb/>
oder, wenn es nicht zeitig genug geſchehen kann,<lb/>
einen andern Tag beſtimmen willſt; den du bil-<lb/>
lig in ihren freyen Willen ſtellen, und ſie alſo<lb/>
nicht an den Donnerſtag binden ſollteſt, ſonder-<lb/>
lich da dein Vorwand, warum du es thuſt, eine<lb/>
bloße Erdichtung iſt: ſo will ich deine Sache mit<lb/>
der zaͤrtlichſten Freundſchaft uͤber mich nehmen;<lb/>
in <hirendition="#fr">Perſon,</hi> wo ſie mich vor ſich laſſen will; wo<lb/>
nicht, durch die <hirendition="#fr">Feder.</hi> Aber in dem Fall mußt<lb/>
du mir erlauben, fuͤr deine Treue Buͤrge zu wer-<lb/>
den. Und geſchiehet dieß: ſo magſt du dich dar-<lb/>
auf verlaſſen; ſo hoch ich dich ſchaͤtze und ſo ſehr<lb/>
ich deine gute Einſicht in alle Eigenſchaften eines<lb/>
Cavalliers achte; daß ich dem Namen und der<lb/>
Art eines Buͤrgen gemaͤß handeln werde, und<lb/>
zwar mit mehrerer Achtung der Ehre, als die<lb/>
Fuͤrſten in unſern Tagen gemeiniglich thun ‒‒<lb/>
das mag zu ihrer Schande geſaget ſeyn.</p><lb/><p>Unterdeſſen kann ich dir nicht bergen, daß<lb/>
mir das Herz blute, wenn ich alles Uebel erwaͤ-<lb/>
ge, das dieſe engliſche Fraͤulein ausgeſtanden hat.<lb/>
Und wo du ſie <hirendition="#fr">nicht</hi> heyratheſt, wenn ſie dich<lb/>
haben will; und dich nach der Heyrath als den<lb/>
heſten und zaͤrtlichſten Ehemann gegen ſie bewei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g g 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſeſt:</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[841/0847]
Grundſaͤtze, erreget iſt, und dergleichen du ſchon
oft unterdruͤcket haſt.
Wo du mich zeitig genug, in Anſehung des
beſtimmten Tages, uͤberzeugen kannſt, daß du
wirklich die Abſicht habeſt mit ihr ehrlich und
rechtſchaffen, nach der eigentlichen Bedeutung,
worinn ſie ſelbſt die Worte nimmt, zu handeln;
oder, wenn es nicht zeitig genug geſchehen kann,
einen andern Tag beſtimmen willſt; den du bil-
lig in ihren freyen Willen ſtellen, und ſie alſo
nicht an den Donnerſtag binden ſollteſt, ſonder-
lich da dein Vorwand, warum du es thuſt, eine
bloße Erdichtung iſt: ſo will ich deine Sache mit
der zaͤrtlichſten Freundſchaft uͤber mich nehmen;
in Perſon, wo ſie mich vor ſich laſſen will; wo
nicht, durch die Feder. Aber in dem Fall mußt
du mir erlauben, fuͤr deine Treue Buͤrge zu wer-
den. Und geſchiehet dieß: ſo magſt du dich dar-
auf verlaſſen; ſo hoch ich dich ſchaͤtze und ſo ſehr
ich deine gute Einſicht in alle Eigenſchaften eines
Cavalliers achte; daß ich dem Namen und der
Art eines Buͤrgen gemaͤß handeln werde, und
zwar mit mehrerer Achtung der Ehre, als die
Fuͤrſten in unſern Tagen gemeiniglich thun ‒ ‒
das mag zu ihrer Schande geſaget ſeyn.
Unterdeſſen kann ich dir nicht bergen, daß
mir das Herz blute, wenn ich alles Uebel erwaͤ-
ge, das dieſe engliſche Fraͤulein ausgeſtanden hat.
Und wo du ſie nicht heyratheſt, wenn ſie dich
haben will; und dich nach der Heyrath als den
heſten und zaͤrtlichſten Ehemann gegen ſie bewei-
ſeſt:
G g g 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/847>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.