"ins Werk zu richten. Der Einfall, wodurch sie "ihre Flucht ausgeführet hat, scheint ihr nicht "eher, als eben an dem Tage, eingekommen zu "seyn: weil er zum Theil von dem Wetter ab- "hing, wie sich gezeiget hat. Allein es ist au- "genscheinlich, daß sie von Mabellens Einfalt, "oder Dankbarkeit, oder Mitleiden etwas gehof- "fet, weswegen sie alle diese Zeit über ihre Höf- "lichkeit gegen dieselbe unterhalten hat.
"Marichen machte ihr am Mittwochen, frü- "he Morgens, ihre Aufwartung, und ward besser "aufgenommen, als sie zu vermuthen Ursache "hatte. Jedoch beklagte sie sich mit vieler Hitze "über ihre Einsperrung. Marichen versetzte, es "würde nächstfolgenden Tages, wie sie vermuthe- "te, ein glückliches Ende damit gewinnen, wo es "eine Einsperrung wäre. Die Fräulein behau- "ptete aber schlechterdings das Gegentheil auf die "Art, wie es Marichen meynte, und sagte, Herr "Lovelace sollte bey seiner Rückkunft, welches "der Sache ein solches Ansehen gab, als "wenn sie darauf zu warten gesonnen wä- "re, Ursache haben, die Befehle, die er ausge- "stellet hätte, zu bereuen, wie sie alle die Be- "obachtung derselben. Er möchte noch zwanzig "Briefe schicken: so wollte sie doch nicht einen "beantworten, was auch daraus entstehen möch- "te, noch ihm zu der geringsten Gewogenheit Hoff- "nung machen, so lange sie in dem Hause wäre. "Sie hätte die Fr. Sinclairn und sie alle aufrich- "tig gewarnet. Keine Befehle von einem an-
dern
„ins Werk zu richten. Der Einfall, wodurch ſie „ihre Flucht ausgefuͤhret hat, ſcheint ihr nicht „eher, als eben an dem Tage, eingekommen zu „ſeyn: weil er zum Theil von dem Wetter ab- „hing, wie ſich gezeiget hat. Allein es iſt au- „genſcheinlich, daß ſie von Mabellens Einfalt, „oder Dankbarkeit, oder Mitleiden etwas gehof- „fet, weswegen ſie alle dieſe Zeit uͤber ihre Hoͤf- „lichkeit gegen dieſelbe unterhalten hat.
„Marichen machte ihr am Mittwochen, fruͤ- „he Morgens, ihre Aufwartung, und ward beſſer „aufgenommen, als ſie zu vermuthen Urſache „hatte. Jedoch beklagte ſie ſich mit vieler Hitze „uͤber ihre Einſperrung. Marichen verſetzte, es „wuͤrde naͤchſtfolgenden Tages, wie ſie vermuthe- „te, ein gluͤckliches Ende damit gewinnen, wo es „eine Einſperrung waͤre. Die Fraͤulein behau- „ptete aber ſchlechterdings das Gegentheil auf die „Art, wie es Marichen meynte, und ſagte, Herr „Lovelace ſollte bey ſeiner Ruͤckkunft, welches „der Sache ein ſolches Anſehen gab, als „wenn ſie darauf zu warten geſonnen waͤ- „re, Urſache haben, die Befehle, die er ausge- „ſtellet haͤtte, zu bereuen, wie ſie alle die Be- „obachtung derſelben. Er moͤchte noch zwanzig „Briefe ſchicken: ſo wollte ſie doch nicht einen „beantworten, was auch daraus entſtehen moͤch- „te, noch ihm zu der geringſten Gewogenheit Hoff- „nung machen, ſo lange ſie in dem Hauſe waͤre. „Sie haͤtte die Fr. Sinclairn und ſie alle aufrich- „tig gewarnet. Keine Befehle von einem an-
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„ins Werk zu richten. Der Einfall, wodurch ſie
„ihre Flucht ausgefuͤhret hat, ſcheint ihr nicht
„eher, als eben an dem Tage, eingekommen zu
„ſeyn: weil er zum Theil von dem Wetter ab-
„hing, wie ſich gezeiget hat. Allein es iſt au-
„genſcheinlich, daß ſie von Mabellens Einfalt,
„oder Dankbarkeit, oder Mitleiden etwas gehof-
„fet, weswegen ſie alle dieſe Zeit uͤber ihre Hoͤf-
„lichkeit gegen dieſelbe unterhalten hat.
„Marichen machte ihr am Mittwochen, fruͤ-
„he Morgens, ihre Aufwartung, und ward beſſer
„aufgenommen, als ſie zu vermuthen Urſache
„hatte. Jedoch beklagte ſie ſich mit vieler Hitze
„uͤber ihre Einſperrung. Marichen verſetzte, es
„wuͤrde naͤchſtfolgenden Tages, wie ſie vermuthe-
„te, ein gluͤckliches Ende damit gewinnen, wo es
„eine Einſperrung waͤre. Die Fraͤulein behau-
„ptete aber ſchlechterdings das Gegentheil auf die
„Art, wie es Marichen meynte, und ſagte, Herr
„Lovelace ſollte bey ſeiner Ruͤckkunft, welches
„der Sache ein ſolches Anſehen gab, als
„wenn ſie darauf zu warten geſonnen waͤ-
„re, Urſache haben, die Befehle, die er ausge-
„ſtellet haͤtte, zu bereuen, wie ſie alle die Be-
„obachtung derſelben. Er moͤchte noch zwanzig
„Briefe ſchicken: ſo wollte ſie doch nicht einen
„beantworten, was auch daraus entſtehen moͤch-
„te, noch ihm zu der geringſten Gewogenheit Hoff-
„nung machen, ſo lange ſie in dem Hauſe waͤre.
„Sie haͤtte die Fr. Sinclairn und ſie alle aufrich-
„tig gewarnet. Keine Befehle von einem an-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/870>, abgerufen am 24.11.2024.
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