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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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stellte bey Fr. Mooren eine Abendmahlzeit, die
um neune bereit seyn sollte.

Herr Lovelace, der schändliche Heuchler und
gottlose Betrüger, bat die Lady, weil er, wie er
sagte, meinen Widerwillen mitzufahren sähe, nicht
darauf zu bestehen.

Man stellte dagegen vor, wie sehr man von
meiner Gesellschaft eingenommen wäre. Sie
ersuchte mich inständigst, ihr die Gefälligkeit zu
erweisen, machte eine Bewegung, mir selbst zu
meinem Fecher zu helfen, und, kurz, drang so
sehr in mich, daß meine Füße, wider meine aus-
drückliche Erklärung und Absicht, ihr zu Gefal-
len waren. Nachdem sie mich gewissermaßen
gegen meinen Willen zur Kutsche geleitet, und
zuerst hatte hineinsteigen lassen: so folgte sie mir
nach. Jhr folgten die untergeschobene Base
und der nichtswürdige Kerl: und so ging es
fort.

Den ganzen Weg über fiel nichts anders
vor, als ungemeine und liebreiche Höflichkeit.
Einmal über das andere hieß es: Was würde
dieser unverhoffte Besuch ihrer Base Leeson für
eine Freude machen! Und was für ein Vergnü-
gen müßte es einem solchen Gemüthe, wie ich
hätte, seyn, daß ich im Stande wäre, allen und
jeden, zu denen ich nur käme, so viele Freude zu
verursachen!

Der grausame, der unmenschliche Verführer
war den ganzen Weg über, wie ich mich nochber
besonnen habe, in Entzückung: aber in einer sol-

chen
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ſtellte bey Fr. Mooren eine Abendmahlzeit, die
um neune bereit ſeyn ſollte.

Herr Lovelace, der ſchaͤndliche Heuchler und
gottloſe Betruͤger, bat die Lady, weil er, wie er
ſagte, meinen Widerwillen mitzufahren ſaͤhe, nicht
darauf zu beſtehen.

Man ſtellte dagegen vor, wie ſehr man von
meiner Geſellſchaft eingenommen waͤre. Sie
erſuchte mich inſtaͤndigſt, ihr die Gefaͤlligkeit zu
erweiſen, machte eine Bewegung, mir ſelbſt zu
meinem Fecher zu helfen, und, kurz, drang ſo
ſehr in mich, daß meine Fuͤße, wider meine aus-
druͤckliche Erklaͤrung und Abſicht, ihr zu Gefal-
len waren. Nachdem ſie mich gewiſſermaßen
gegen meinen Willen zur Kutſche geleitet, und
zuerſt hatte hineinſteigen laſſen: ſo folgte ſie mir
nach. Jhr folgten die untergeſchobene Baſe
und der nichtswuͤrdige Kerl: und ſo ging es
fort.

Den ganzen Weg uͤber fiel nichts anders
vor, als ungemeine und liebreiche Hoͤflichkeit.
Einmal uͤber das andere hieß es: Was wuͤrde
dieſer unverhoffte Beſuch ihrer Baſe Leeſon fuͤr
eine Freude machen! Und was fuͤr ein Vergnuͤ-
gen muͤßte es einem ſolchen Gemuͤthe, wie ich
haͤtte, ſeyn, daß ich im Stande waͤre, allen und
jeden, zu denen ich nur kaͤme, ſo viele Freude zu
verurſachen!

Der grauſame, der unmenſchliche Verfuͤhrer
war den ganzen Weg uͤber, wie ich mich nochber
beſonnen habe, in Entzuͤckung: aber in einer ſol-

chen
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[121/0127] ſtellte bey Fr. Mooren eine Abendmahlzeit, die um neune bereit ſeyn ſollte. Herr Lovelace, der ſchaͤndliche Heuchler und gottloſe Betruͤger, bat die Lady, weil er, wie er ſagte, meinen Widerwillen mitzufahren ſaͤhe, nicht darauf zu beſtehen. Man ſtellte dagegen vor, wie ſehr man von meiner Geſellſchaft eingenommen waͤre. Sie erſuchte mich inſtaͤndigſt, ihr die Gefaͤlligkeit zu erweiſen, machte eine Bewegung, mir ſelbſt zu meinem Fecher zu helfen, und, kurz, drang ſo ſehr in mich, daß meine Fuͤße, wider meine aus- druͤckliche Erklaͤrung und Abſicht, ihr zu Gefal- len waren. Nachdem ſie mich gewiſſermaßen gegen meinen Willen zur Kutſche geleitet, und zuerſt hatte hineinſteigen laſſen: ſo folgte ſie mir nach. Jhr folgten die untergeſchobene Baſe und der nichtswuͤrdige Kerl: und ſo ging es fort. Den ganzen Weg uͤber fiel nichts anders vor, als ungemeine und liebreiche Hoͤflichkeit. Einmal uͤber das andere hieß es: Was wuͤrde dieſer unverhoffte Beſuch ihrer Baſe Leeſon fuͤr eine Freude machen! Und was fuͤr ein Vergnuͤ- gen muͤßte es einem ſolchen Gemuͤthe, wie ich haͤtte, ſeyn, daß ich im Stande waͤre, allen und jeden, zu denen ich nur kaͤme, ſo viele Freude zu verurſachen! Der grauſame, der unmenſchliche Verfuͤhrer war den ganzen Weg uͤber, wie ich mich nochber beſonnen habe, in Entzuͤckung: aber in einer ſol- chen H 5

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/127>, abgerufen am 21.11.2024.