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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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mal da sind, will ich nur noch etwas fragen.
- - Mein liebstes Leben! warum so furcht-
sam?

Der Kutscher hielte stille. Sein Diener,
der mit einem von ihren Bedienten hinten auf
stand, stieg herunter - - Fragt, sagte er, ob etwa
Briefe für mich da sind? - - Wer weiß, meine
Allerliebste; so wandte er sich zu mir; ob wir
nicht schon einen Brief von Capitain Tomlinson
haben mögen? - - Wir wollen nicht aus der
Kutsche steigen - - Fürchten sie sich vor nichts
- - Warum so furchtsam? - - O, was für eine
bedenkliche Sache mit so zarten Gemüthern! - -
rief der verfluchte Spötter.

Zu der Zeit sagte mir mein Herz schrecklich
viel Böses zu: ich war einer Ohnmacht nahe.
- - Wozu dieß Schrecken, mein werthes Leben?
Sie sollen nicht einen Fuß aus der Kutsche se-
tzen! - - Jch will ja nur eine Frage thun, da
uns der Kerl diesen Weg doch gefahren hat!

Jhre Fräulein wird in Ohnmacht fallen!
schrie die verdammte Lady Elisabeth ihm zu - -
Meine wertheste Base! so will ich sie nennen,
sprach sie, und faßte mich bey der Hand; wir
müssen aussteigen, wo ihnen so übel wird - -
Lassen sie uns aussteigen - - Nur ein Glaß
Wasser mit Hirschhorn zu nehmen - - Jn
Wahrheit wir müssen aussteigen.

Nein, nein, nein - - Mir ist wohl - - Ganz
wohl - - Will denn der Kutscher nicht weiter
sahren? - - Mir ist wohl - - Ganz wohl - -

Jn



mal da ſind, will ich nur noch etwas fragen.
‒ ‒ Mein liebſtes Leben! warum ſo furcht-
ſam?

Der Kutſcher hielte ſtille. Sein Diener,
der mit einem von ihren Bedienten hinten auf
ſtand, ſtieg herunter ‒ ‒ Fragt, ſagte er, ob etwa
Briefe fuͤr mich da ſind? ‒ ‒ Wer weiß, meine
Allerliebſte; ſo wandte er ſich zu mir; ob wir
nicht ſchon einen Brief von Capitain Tomlinſon
haben moͤgen? ‒ ‒ Wir wollen nicht aus der
Kutſche ſteigen ‒ ‒ Fuͤrchten ſie ſich vor nichts
‒ ‒ Warum ſo furchtſam? ‒ ‒ O, was fuͤr eine
bedenkliche Sache mit ſo zarten Gemuͤthern! ‒ ‒
rief der verfluchte Spoͤtter.

Zu der Zeit ſagte mir mein Herz ſchrecklich
viel Boͤſes zu: ich war einer Ohnmacht nahe.
‒ ‒ Wozu dieß Schrecken, mein werthes Leben?
Sie ſollen nicht einen Fuß aus der Kutſche ſe-
tzen! ‒ ‒ Jch will ja nur eine Frage thun, da
uns der Kerl dieſen Weg doch gefahren hat!

Jhre Fraͤulein wird in Ohnmacht fallen!
ſchrie die verdammte Lady Eliſabeth ihm zu ‒ ‒
Meine wertheſte Baſe! ſo will ich ſie nennen,
ſprach ſie, und faßte mich bey der Hand; wir
muͤſſen ausſteigen, wo ihnen ſo uͤbel wird ‒ ‒
Laſſen ſie uns ausſteigen ‒ ‒ Nur ein Glaß
Waſſer mit Hirſchhorn zu nehmen ‒ ‒ Jn
Wahrheit wir muͤſſen ausſteigen.

Nein, nein, nein ‒ ‒ Mir iſt wohl ‒ ‒ Ganz
wohl ‒ ‒ Will denn der Kutſcher nicht weiter
ſahren? ‒ ‒ Mir iſt wohl ‒ ‒ Ganz wohl ‒ ‒

Jn
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[123/0129] mal da ſind, will ich nur noch etwas fragen. ‒ ‒ Mein liebſtes Leben! warum ſo furcht- ſam? Der Kutſcher hielte ſtille. Sein Diener, der mit einem von ihren Bedienten hinten auf ſtand, ſtieg herunter ‒ ‒ Fragt, ſagte er, ob etwa Briefe fuͤr mich da ſind? ‒ ‒ Wer weiß, meine Allerliebſte; ſo wandte er ſich zu mir; ob wir nicht ſchon einen Brief von Capitain Tomlinſon haben moͤgen? ‒ ‒ Wir wollen nicht aus der Kutſche ſteigen ‒ ‒ Fuͤrchten ſie ſich vor nichts ‒ ‒ Warum ſo furchtſam? ‒ ‒ O, was fuͤr eine bedenkliche Sache mit ſo zarten Gemuͤthern! ‒ ‒ rief der verfluchte Spoͤtter. Zu der Zeit ſagte mir mein Herz ſchrecklich viel Boͤſes zu: ich war einer Ohnmacht nahe. ‒ ‒ Wozu dieß Schrecken, mein werthes Leben? Sie ſollen nicht einen Fuß aus der Kutſche ſe- tzen! ‒ ‒ Jch will ja nur eine Frage thun, da uns der Kerl dieſen Weg doch gefahren hat! Jhre Fraͤulein wird in Ohnmacht fallen! ſchrie die verdammte Lady Eliſabeth ihm zu ‒ ‒ Meine wertheſte Baſe! ſo will ich ſie nennen, ſprach ſie, und faßte mich bey der Hand; wir muͤſſen ausſteigen, wo ihnen ſo uͤbel wird ‒ ‒ Laſſen ſie uns ausſteigen ‒ ‒ Nur ein Glaß Waſſer mit Hirſchhorn zu nehmen ‒ ‒ Jn Wahrheit wir muͤſſen ausſteigen. Nein, nein, nein ‒ ‒ Mir iſt wohl ‒ ‒ Ganz wohl ‒ ‒ Will denn der Kutſcher nicht weiter ſahren? ‒ ‒ Mir iſt wohl ‒ ‒ Ganz wohl ‒ ‒ Jn

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/129>, abgerufen am 21.11.2024.