Jn der That mir ist wohl - - Kutscher, fah- ret zu - - Jch reckte den Kopf hiebey aus dem Wagen - - Kutscher, fahret zu! - - Wie wohl meine Stimme war zu schwach, daß man sie hätte hören können.
Die Kutsche blieb vor der Thüre halten. O wie zitterte ich!
Dorcas kam heraus, als sie hier stille hielte.
Mein liebster Engel! sprach der schändliche Kerl, und schnappete nach der Luft, als wenn er nicht Athem holen könnte; sie sollen nicht aus- steigen - - Sind Briefe an mich da, Dorcas?
Ja es sind zween da, gnädiger Herr. Es ist auch ein Cavallier, Herr Belton, hier, der auf ihre Gnaden wartet, und schon über eine Stunde gewartet hat.
Jch habe ihn eben zu sprechen. Macht den Schlag auf - - Sie sollen nicht aussteigen, mei- ne Allerliebste - - Vielleicht ist schon ein Brief von dem Capitain da - - Sie sollen nicht aus- steigen, meine Allerliebste.
Jch seufzete, als wenn mir das Herz bersten wollte.
Aber wir müssen aussteigen, Vetter: ihre Fräulein wird in Ohnmacht fallen - - Mägd- chen, ein Glaß mit Wasser und Hirschhorn! - - Meine Wertheste, sie müssen aussteigen - - Sie werden eine Ohnmacht bekommen, Kind - - Wir müssen ihre Schnürbänder aufschneiden - - (Jch glaube, meine Farbe war wechselsweise al-
lerley,
Jn der That mir iſt wohl ‒ ‒ Kutſcher, fah- ret zu ‒ ‒ Jch reckte den Kopf hiebey aus dem Wagen ‒ ‒ Kutſcher, fahret zu! ‒ ‒ Wie wohl meine Stimme war zu ſchwach, daß man ſie haͤtte hoͤren koͤnnen.
Die Kutſche blieb vor der Thuͤre halten. O wie zitterte ich!
Dorcas kam heraus, als ſie hier ſtille hielte.
Mein liebſter Engel! ſprach der ſchaͤndliche Kerl, und ſchnappete nach der Luft, als wenn er nicht Athem holen koͤnnte; ſie ſollen nicht aus- ſteigen ‒ ‒ Sind Briefe an mich da, Dorcas?
Ja es ſind zween da, gnaͤdiger Herr. Es iſt auch ein Cavallier, Herr Belton, hier, der auf ihre Gnaden wartet, und ſchon uͤber eine Stunde gewartet hat.
Jch habe ihn eben zu ſprechen. Macht den Schlag auf ‒ ‒ Sie ſollen nicht ausſteigen, mei- ne Allerliebſte ‒ ‒ Vielleicht iſt ſchon ein Brief von dem Capitain da ‒ ‒ Sie ſollen nicht aus- ſteigen, meine Allerliebſte.
Jch ſeufzete, als wenn mir das Herz berſten wollte.
Aber wir muͤſſen ausſteigen, Vetter: ihre Fraͤulein wird in Ohnmacht fallen ‒ ‒ Maͤgd- chen, ein Glaß mit Waſſer und Hirſchhorn! ‒ ‒ Meine Wertheſte, ſie muͤſſen ausſteigen ‒ ‒ Sie werden eine Ohnmacht bekommen, Kind ‒ ‒ Wir muͤſſen ihre Schnuͤrbaͤnder aufſchneiden ‒ ‒ (Jch glaube, meine Farbe war wechſelsweiſe al-
lerley,
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Jn der That mir iſt wohl ‒ ‒ Kutſcher, fah-
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Wagen ‒ ‒ Kutſcher, fahret zu! ‒ ‒ Wie
wohl meine Stimme war zu ſchwach, daß man
ſie haͤtte hoͤren koͤnnen.
Die Kutſche blieb vor der Thuͤre halten. O
wie zitterte ich!
Dorcas kam heraus, als ſie hier ſtille hielte.
Mein liebſter Engel! ſprach der ſchaͤndliche
Kerl, und ſchnappete nach der Luft, als wenn er
nicht Athem holen koͤnnte; ſie ſollen nicht aus-
ſteigen ‒ ‒ Sind Briefe an mich da, Dorcas?
Ja es ſind zween da, gnaͤdiger Herr. Es
iſt auch ein Cavallier, Herr Belton, hier, der auf
ihre Gnaden wartet, und ſchon uͤber eine Stunde
gewartet hat.
Jch habe ihn eben zu ſprechen. Macht den
Schlag auf ‒ ‒ Sie ſollen nicht ausſteigen, mei-
ne Allerliebſte ‒ ‒ Vielleicht iſt ſchon ein Brief
von dem Capitain da ‒ ‒ Sie ſollen nicht aus-
ſteigen, meine Allerliebſte.
Jch ſeufzete, als wenn mir das Herz berſten
wollte.
Aber wir muͤſſen ausſteigen, Vetter: ihre
Fraͤulein wird in Ohnmacht fallen ‒ ‒ Maͤgd-
chen, ein Glaß mit Waſſer und Hirſchhorn! ‒ ‒
Meine Wertheſte, ſie muͤſſen ausſteigen ‒ ‒
Sie werden eine Ohnmacht bekommen, Kind ‒ ‒
Wir muͤſſen ihre Schnuͤrbaͤnder aufſchneiden ‒ ‒
(Jch glaube, meine Farbe war wechſelsweiſe al-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/130>, abgerufen am 21.11.2024.
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