nicht, und war nicht willens zu befehlen, daß es geschehen sollte.
Lassen sie die Kutsche zufahren, sagte ich - - Herr Lovelace mag uns nachkommen.
Jn der That, meine Allerliebste, ihnen ist übel - - Jn der That sie müssen aussteigen - - Steigen sie nur auf eine Viertelstunde aus - - Steigen sie nur aus, ihrer Sachen wegen selbst Befehl zu geben. Vor wem können sie sich in meiner und meiner Neffe Gesellschaft fürchten? - - Diese Leute müssen sich sehr ärgerlich gegen sie aufgeführet haben! - - Jch will mich mit Got- tes Hülfe darnach erkundigen! - - Jch will se- hen, was es für Art Leute sind!
Den Augenblick kam das alte Gesicht vor die Thür. Tausendmal um Verzeihung, Ma- dame; mit den Worten trat sie an den Schlag der Kutsche; wo wir sie auf irgend eine Art be- leidigt haben! - - Lassen sie sich gefallen, ihre Gnaden, sprach sie zu den andern beyden, aus- zusteigen.
Ey, meine Wertheste, flisperte die Lady Elisabeth, ich finde nun, daß eine schlimme Be- schreibung einer Person, die wir niemals gese- hen haben, ein Vortheil für sie sey. Jch dachte, diese Frau wäre ein Ungeheuer! Aber, in Wahr- heit, sie scheinet leidlich.
Mir war bange, ich würde in Ohnmacht ge- fallen seyn: dennoch weigerte ich mich beständig auszusteigen - - Kutscher! - - Kutscher! - - Kutscher; rief ich außer Athem, und reckte dabey
in
nicht, und war nicht willens zu befehlen, daß es geſchehen ſollte.
Laſſen ſie die Kutſche zufahren, ſagte ich ‒ ‒ Herr Lovelace mag uns nachkommen.
Jn der That, meine Allerliebſte, ihnen iſt uͤbel ‒ ‒ Jn der That ſie muͤſſen ausſteigen ‒ ‒ Steigen ſie nur auf eine Viertelſtunde aus ‒ ‒ Steigen ſie nur aus, ihrer Sachen wegen ſelbſt Befehl zu geben. Vor wem koͤnnen ſie ſich in meiner und meiner Neffe Geſellſchaft fuͤrchten? ‒ ‒ Dieſe Leute muͤſſen ſich ſehr aͤrgerlich gegen ſie aufgefuͤhret haben! ‒ ‒ Jch will mich mit Got- tes Huͤlfe darnach erkundigen! ‒ ‒ Jch will ſe- hen, was es fuͤr Art Leute ſind!
Den Augenblick kam das alte Geſicht vor die Thuͤr. Tauſendmal um Verzeihung, Ma- dame; mit den Worten trat ſie an den Schlag der Kutſche; wo wir ſie auf irgend eine Art be- leidigt haben! ‒ ‒ Laſſen ſie ſich gefallen, ihre Gnaden, ſprach ſie zu den andern beyden, aus- zuſteigen.
Ey, meine Wertheſte, fliſperte die Lady Eliſabeth, ich finde nun, daß eine ſchlimme Be- ſchreibung einer Perſon, die wir niemals geſe- hen haben, ein Vortheil fuͤr ſie ſey. Jch dachte, dieſe Frau waͤre ein Ungeheuer! Aber, in Wahr- heit, ſie ſcheinet leidlich.
Mir war bange, ich wuͤrde in Ohnmacht ge- fallen ſeyn: dennoch weigerte ich mich beſtaͤndig auszuſteigen ‒ ‒ Kutſcher! ‒ ‒ Kutſcher! ‒ ‒ Kutſcher; rief ich außer Athem, und reckte dabey
in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0132"n="126"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
nicht, und war nicht willens zu befehlen, daß es<lb/>
geſchehen ſollte.</p><lb/><p>Laſſen ſie die Kutſche zufahren, ſagte ich ‒‒<lb/>
Herr Lovelace mag uns nachkommen.</p><lb/><p>Jn der That, meine Allerliebſte, ihnen iſt<lb/>
uͤbel ‒‒ Jn der That ſie muͤſſen ausſteigen ‒‒<lb/>
Steigen ſie nur auf eine Viertelſtunde aus ‒‒<lb/>
Steigen ſie nur aus, ihrer Sachen wegen ſelbſt<lb/>
Befehl zu geben. Vor wem koͤnnen ſie ſich in<lb/>
meiner und meiner Neffe Geſellſchaft fuͤrchten?<lb/>‒‒ Dieſe Leute muͤſſen ſich ſehr aͤrgerlich gegen ſie<lb/>
aufgefuͤhret haben! ‒‒ Jch will mich mit Got-<lb/>
tes Huͤlfe darnach erkundigen! ‒‒ Jch will ſe-<lb/>
hen, was es fuͤr Art Leute ſind!</p><lb/><p>Den Augenblick kam das alte Geſicht vor<lb/>
die Thuͤr. Tauſendmal um Verzeihung, Ma-<lb/>
dame; mit den Worten trat ſie an den Schlag<lb/>
der Kutſche; wo wir ſie auf irgend eine Art be-<lb/>
leidigt haben! ‒‒ Laſſen ſie ſich gefallen, ihre<lb/>
Gnaden, ſprach ſie zu den andern beyden, aus-<lb/>
zuſteigen.</p><lb/><p>Ey, meine Wertheſte, fliſperte <hirendition="#fr">die</hi> Lady<lb/>
Eliſabeth, ich finde nun, daß eine ſchlimme Be-<lb/>ſchreibung einer Perſon, die wir niemals geſe-<lb/>
hen haben, ein Vortheil fuͤr ſie ſey. Jch dachte,<lb/>
dieſe Frau waͤre ein Ungeheuer! Aber, in Wahr-<lb/>
heit, ſie ſcheinet leidlich.</p><lb/><p>Mir war bange, ich wuͤrde in Ohnmacht ge-<lb/>
fallen ſeyn: dennoch weigerte ich mich beſtaͤndig<lb/>
auszuſteigen ‒‒ Kutſcher! ‒‒ Kutſcher! ‒‒<lb/>
Kutſcher; rief ich außer Athem, und reckte dabey<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[126/0132]
nicht, und war nicht willens zu befehlen, daß es
geſchehen ſollte.
Laſſen ſie die Kutſche zufahren, ſagte ich ‒ ‒
Herr Lovelace mag uns nachkommen.
Jn der That, meine Allerliebſte, ihnen iſt
uͤbel ‒ ‒ Jn der That ſie muͤſſen ausſteigen ‒ ‒
Steigen ſie nur auf eine Viertelſtunde aus ‒ ‒
Steigen ſie nur aus, ihrer Sachen wegen ſelbſt
Befehl zu geben. Vor wem koͤnnen ſie ſich in
meiner und meiner Neffe Geſellſchaft fuͤrchten?
‒ ‒ Dieſe Leute muͤſſen ſich ſehr aͤrgerlich gegen ſie
aufgefuͤhret haben! ‒ ‒ Jch will mich mit Got-
tes Huͤlfe darnach erkundigen! ‒ ‒ Jch will ſe-
hen, was es fuͤr Art Leute ſind!
Den Augenblick kam das alte Geſicht vor
die Thuͤr. Tauſendmal um Verzeihung, Ma-
dame; mit den Worten trat ſie an den Schlag
der Kutſche; wo wir ſie auf irgend eine Art be-
leidigt haben! ‒ ‒ Laſſen ſie ſich gefallen, ihre
Gnaden, ſprach ſie zu den andern beyden, aus-
zuſteigen.
Ey, meine Wertheſte, fliſperte die Lady
Eliſabeth, ich finde nun, daß eine ſchlimme Be-
ſchreibung einer Perſon, die wir niemals geſe-
hen haben, ein Vortheil fuͤr ſie ſey. Jch dachte,
dieſe Frau waͤre ein Ungeheuer! Aber, in Wahr-
heit, ſie ſcheinet leidlich.
Mir war bange, ich wuͤrde in Ohnmacht ge-
fallen ſeyn: dennoch weigerte ich mich beſtaͤndig
auszuſteigen ‒ ‒ Kutſcher! ‒ ‒ Kutſcher! ‒ ‒
Kutſcher; rief ich außer Athem, und reckte dabey
in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/132>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.