Die Bosheit des ärgsten Kerls auf der Welt und die Tugend des vortrefflichsten Frauenzim- mers auf Erden, vermuthe ich, würde in dieser Erzählung durch ausnehmende Beyspiele vorge- stellt werden: wenn sie auf die zusammenhangen- de und besondere Art, wie Sie zu schreiben pfleg- ten, aufgeschrieben würde.
Versuchen Sie es, liebste Freundinn: und da Sie das Beyspiel nicht ohne die Warnung geben können; so geben Sie beydes, zum Be- sten aller derer, die von Jhrem unglücklichen Schicksal hören werden. Fangen Sie von Jh- rem Schreiben vom 5ten Jun. an, zu welcher Zeit eine nicht unangenehme Aussicht in die Zu- kunft vor Jhnen war. Jch bedaure Sie wegen der Arbeit: kann Sie aber derselben nicht willig überheben.
Meine Mutter verlangt, ich soll noch beyfü- gen, daß sie auf die gerichtliche Ausführung Jh- rer Sache bestehen müsse. Sie wiederholt es, daß sie dieß zu einer Bedingung setze, unter wel- cher sie unsern künftigen Briefwechsel erlaubet. -- Melden Sie mir also Jhre Gedanken darüber. Jch fragte sie, ob sie zulassen wollte, daß ich vor Gericht erscheinen möchte, Sie zu unterstützen, wenn Sie sich gefällig erklärten? - - Allerdings, war ihre Antwort, wenn das Sie bewegen könn- te, mit ihm und den scheuslichen Weibsleuten an- zubinden. Jch denke, ich könnte zu Jhnen kom-
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Die Bosheit des aͤrgſten Kerls auf der Welt und die Tugend des vortrefflichſten Frauenzim- mers auf Erden, vermuthe ich, wuͤrde in dieſer Erzaͤhlung durch ausnehmende Beyſpiele vorge- ſtellt werden: wenn ſie auf die zuſammenhangen- de und beſondere Art, wie Sie zu ſchreiben pfleg- ten, aufgeſchrieben wuͤrde.
Verſuchen Sie es, liebſte Freundinn: und da Sie das Beyſpiel nicht ohne die Warnung geben koͤnnen; ſo geben Sie beydes, zum Be- ſten aller derer, die von Jhrem ungluͤcklichen Schickſal hoͤren werden. Fangen Sie von Jh- rem Schreiben vom 5ten Jun. an, zu welcher Zeit eine nicht unangenehme Ausſicht in die Zu- kunft vor Jhnen war. Jch bedaure Sie wegen der Arbeit: kann Sie aber derſelben nicht willig uͤberheben.
Meine Mutter verlangt, ich ſoll noch beyfuͤ- gen, daß ſie auf die gerichtliche Ausfuͤhrung Jh- rer Sache beſtehen muͤſſe. Sie wiederholt es, daß ſie dieß zu einer Bedingung ſetze, unter wel- cher ſie unſern kuͤnftigen Briefwechſel erlaubet. ‒‒ Melden Sie mir alſo Jhre Gedanken daruͤber. Jch fragte ſie, ob ſie zulaſſen wollte, daß ich vor Gericht erſcheinen moͤchte, Sie zu unterſtuͤtzen, wenn Sie ſich gefaͤllig erklaͤrten? ‒ ‒ Allerdings, war ihre Antwort, wenn das Sie bewegen koͤnn- te, mit ihm und den ſcheuslichen Weibsleuten an- zubinden. Jch denke, ich koͤnnte zu Jhnen kom-
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Die Bosheit des aͤrgſten Kerls auf der Welt
und die Tugend des vortrefflichſten Frauenzim-
mers auf Erden, vermuthe ich, wuͤrde in dieſer
Erzaͤhlung durch ausnehmende Beyſpiele vorge-
ſtellt werden: wenn ſie auf die zuſammenhangen-
de und beſondere Art, wie Sie zu ſchreiben pfleg-
ten, aufgeſchrieben wuͤrde.
Verſuchen Sie es, liebſte Freundinn: und
da Sie das Beyſpiel nicht ohne die Warnung
geben koͤnnen; ſo geben Sie beydes, zum Be-
ſten aller derer, die von Jhrem ungluͤcklichen
Schickſal hoͤren werden. Fangen Sie von Jh-
rem Schreiben vom 5ten Jun. an, zu welcher
Zeit eine nicht unangenehme Ausſicht in die Zu-
kunft vor Jhnen war. Jch bedaure Sie wegen
der Arbeit: kann Sie aber derſelben nicht willig
uͤberheben.
Meine Mutter verlangt, ich ſoll noch beyfuͤ-
gen, daß ſie auf die gerichtliche Ausfuͤhrung Jh-
rer Sache beſtehen muͤſſe. Sie wiederholt es,
daß ſie dieß zu einer Bedingung ſetze, unter wel-
cher ſie unſern kuͤnftigen Briefwechſel erlaubet. ‒‒
Melden Sie mir alſo Jhre Gedanken daruͤber.
Jch fragte ſie, ob ſie zulaſſen wollte, daß ich vor
Gericht erſcheinen moͤchte, Sie zu unterſtuͤtzen,
wenn Sie ſich gefaͤllig erklaͤrten? ‒ ‒ Allerdings,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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