lein um ihretwillen alle ihre Freunde, die sie in der Welt hatte, verlohren?
Sie hat sehr unversöhnliche Freunde, mein Lord: das wissen wir alle.
Aber hat sie nicht um ihretwillen alle verloh- ren? - - das sagen sie mir nur.
Jch glaube es, mein Lord.
Gut! - - Jch freue mich denn wenigstens, daß du nicht so unverschämt bist, das zu leugnen.
Die Brille ward wieder aufgesetzt - - "Jch "muß Jhnen gestehen, gnädige Frau, daß die "Ehre mit Frauenzimmern verwandt zu seyn, "die so wohl ihre Tugend, als ihre Geburt erhe- "bet - - - Recht artig, in Wahrheit! sagte mein Lord und las noch einmal, "die so wohl ihre "Tugend, als ihre Geburt erhebet, anfangs "keine geringe Reizung bey mir gewesen, dem "Antrag des Herrn Lovelace ein geneigtes Ohr "zu gönnen."
- - Es ist etwas erhabenes in dieser Fräu- lein, etwas erhabenes, das ihr angebohren ist, schrie mein Lord.
Lady Sarah. Sie würde eine Zierde für unsere Familie gewesen seyn.
Lady Elisab. Jn der That, das würde sie gewesen seyn.
Lovel. Ja, ich unterstehe mich zu sagen, für eine königliche Familie.
Lord M. Was für ein Teufel hat denn - -
Lovel. Haben sie die Gewogenheit, weiter zu leson, mein Lord. Es kann nicht ihr Brief
seyn,
lein um ihretwillen alle ihre Freunde, die ſie in der Welt hatte, verlohren?
Sie hat ſehr unverſoͤhnliche Freunde, mein Lord: das wiſſen wir alle.
Aber hat ſie nicht um ihretwillen alle verloh- ren? ‒ ‒ das ſagen ſie mir nur.
Jch glaube es, mein Lord.
Gut! ‒ ‒ Jch freue mich denn wenigſtens, daß du nicht ſo unverſchaͤmt biſt, das zu leugnen.
Die Brille ward wieder aufgeſetzt ‒ ‒ „Jch „muß Jhnen geſtehen, gnaͤdige Frau, daß die „Ehre mit Frauenzimmern verwandt zu ſeyn, „die ſo wohl ihre Tugend, als ihre Geburt erhe- „bet ‒ ‒ ‒ Recht artig, in Wahrheit! ſagte mein Lord und las noch einmal, „die ſo wohl ihre „Tugend, als ihre Geburt erhebet, anfangs „keine geringe Reizung bey mir geweſen, dem „Antrag des Herrn Lovelace ein geneigtes Ohr „zu goͤnnen.“
‒ ‒ Es iſt etwas erhabenes in dieſer Fraͤu- lein, etwas erhabenes, das ihr angebohren iſt, ſchrie mein Lord.
Lady Sarah. Sie wuͤrde eine Zierde fuͤr unſere Familie geweſen ſeyn.
Lady Eliſab. Jn der That, das wuͤrde ſie geweſen ſeyn.
Lovel. Ja, ich unterſtehe mich zu ſagen, fuͤr eine koͤnigliche Familie.
Lord M. Was fuͤr ein Teufel hat denn ‒ ‒
Lovel. Haben ſie die Gewogenheit, weiter zu leſon, mein Lord. Es kann nicht ihr Brief
ſeyn,
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„muß Jhnen geſtehen, gnaͤdige Frau, daß die
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„bet ‒ ‒ ‒ Recht artig, in Wahrheit! ſagte
mein Lord und las noch einmal, „die ſo wohl ihre
„Tugend, als ihre Geburt erhebet, anfangs
„keine geringe Reizung bey mir geweſen, dem
„Antrag des Herrn Lovelace ein geneigtes Ohr
„zu goͤnnen.“
‒ ‒ Es iſt etwas erhabenes in dieſer Fraͤu-
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ſchrie mein Lord.
Lady Sarah. Sie wuͤrde eine Zierde fuͤr
unſere Familie geweſen ſeyn.
Lady Eliſab. Jn der That, das wuͤrde ſie
geweſen ſeyn.
Lovel. Ja, ich unterſtehe mich zu ſagen, fuͤr
eine koͤnigliche Familie.
Lord M. Was fuͤr ein Teufel hat denn ‒ ‒
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/202>, abgerufen am 21.11.2024.
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