"ge zu bringen: und dieß, wüßte sie, würde ihr "bey ihnen allen zu einem Verdienste gereichen, "wenn es ins Werk gerichtet wäre." Aber was war es denn, wovon sie mich auf bessere We- ge bringen wollte? - - Sie hatte gehört, wer- den sie sagen; aber sie hatte auch nur bloß ge- höret, so lange sie diese Hoffnung behielte; daß ich ein recht gottloser Kerl wäre, damit ich mich nach der Weiber Mundart ausdrücke. - Was nun weiter? - - Wahrlich, den Augenblick, da sie durch ihre eigne Erfahrung überzeugt war, daß die Anklage gegen mich etwas mehr als Hörensagen, und ich folglich für ihre edel- müthige Bemühungen eine geschickte Person wäre, bey der sie ihr Werk fände, wollte sie nichts weiter thun, als mich aufgeben. So flieht sie davon, und erkläret sich, daß der feyerliche Kir- chengebrauch, der alles wieder gut machen wür- de, niemals statt haben soll! - - Kann dieß aus einem andern Bewegungsgrunde geschehen, als aus Weiberzorn?
Hiedurch brachte ich sie alle wider mich auf: und das war meine Absicht. Es diente mir statt einer Tonne, die man dem Wallfische zuwirft: und nachdem ich sie eine Zeitlang damit hatte spielen lassen, forderte ich sie zur Aufmerksamkeit auf. Weil ich wußte, daß sie mich allezeit gern schwatzen gehört: fuhr ich fort zu reden.
Die Fräulein hat gedacht, das sieht man of- fenbar, daß es eine weit leichtere Arbeit wäre, jemand von bösen Gewohnheiten auf bessere We-
ge
„ge zu bringen: und dieß, wuͤßte ſie, wuͤrde ihr „bey ihnen allen zu einem Verdienſte gereichen, „wenn es ins Werk gerichtet waͤre.„ Aber was war es denn, wovon ſie mich auf beſſere We- ge bringen wollte? ‒ ‒ Sie hatte gehoͤrt, wer- den ſie ſagen; aber ſie hatte auch nur bloß ge- hoͤret, ſo lange ſie dieſe Hoffnung behielte; daß ich ein recht gottloſer Kerl waͤre, damit ich mich nach der Weiber Mundart ausdruͤcke. ‒ Was nun weiter? ‒ ‒ Wahrlich, den Augenblick, da ſie durch ihre eigne Erfahrung uͤberzeugt war, daß die Anklage gegen mich etwas mehr als Hoͤrenſagen, und ich folglich fuͤr ihre edel- muͤthige Bemuͤhungen eine geſchickte Perſon waͤre, bey der ſie ihr Werk faͤnde, wollte ſie nichts weiter thun, als mich aufgeben. So flieht ſie davon, und erklaͤret ſich, daß der feyerliche Kir- chengebrauch, der alles wieder gut machen wuͤr- de, niemals ſtatt haben ſoll! ‒ ‒ Kann dieß aus einem andern Bewegungsgrunde geſchehen, als aus Weiberzorn?
Hiedurch brachte ich ſie alle wider mich auf: und das war meine Abſicht. Es diente mir ſtatt einer Tonne, die man dem Wallfiſche zuwirft: und nachdem ich ſie eine Zeitlang damit hatte ſpielen laſſen, forderte ich ſie zur Aufmerkſamkeit auf. Weil ich wußte, daß ſie mich allezeit gern ſchwatzen gehoͤrt: fuhr ich fort zu reden.
Die Fraͤulein hat gedacht, das ſieht man of- fenbar, daß es eine weit leichtere Arbeit waͤre, jemand von boͤſen Gewohnheiten auf beſſere We-
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[204/0210]
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war es denn, wovon ſie mich auf beſſere We-
ge bringen wollte? ‒ ‒ Sie hatte gehoͤrt, wer-
den ſie ſagen; aber ſie hatte auch nur bloß ge-
hoͤret, ſo lange ſie dieſe Hoffnung behielte;
daß ich ein recht gottloſer Kerl waͤre, damit
ich mich nach der Weiber Mundart ausdruͤcke. ‒
Was nun weiter? ‒ ‒ Wahrlich, den Augenblick,
da ſie durch ihre eigne Erfahrung uͤberzeugt
war, daß die Anklage gegen mich etwas mehr
als Hoͤrenſagen, und ich folglich fuͤr ihre edel-
muͤthige Bemuͤhungen eine geſchickte Perſon
waͤre, bey der ſie ihr Werk faͤnde, wollte ſie nichts
weiter thun, als mich aufgeben. So flieht ſie
davon, und erklaͤret ſich, daß der feyerliche Kir-
chengebrauch, der alles wieder gut machen wuͤr-
de, niemals ſtatt haben ſoll! ‒ ‒ Kann dieß aus
einem andern Bewegungsgrunde geſchehen, als
aus Weiberzorn?
Hiedurch brachte ich ſie alle wider mich auf:
und das war meine Abſicht. Es diente mir ſtatt
einer Tonne, die man dem Wallfiſche zuwirft:
und nachdem ich ſie eine Zeitlang damit hatte
ſpielen laſſen, forderte ich ſie zur Aufmerkſamkeit
auf. Weil ich wußte, daß ſie mich allezeit gern
ſchwatzen gehoͤrt: fuhr ich fort zu reden.
Die Fraͤulein hat gedacht, das ſieht man of-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/210>, abgerufen am 21.11.2024.
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