wieder gut machen zu können, wenn ich auch der be- ste Ehemann gegen sie wäre, wie ich zu seyn ent- schlossen bin, wo sie sich herab lassen will; so will ich es nennen; mich zu nehmen. Dieß mag ihnen, Base Charlotte, von meiner Seite aufgetragen seyn zu sagen.
Das gefiel ihnen allen.
Lord M. Gieb deine Hand, Robert! - - Endlich redest du, wie ein rechtschaffener Mann. Jch hoffe, wir werden uns auf dein Wort ver- lassen können?
Die Frauenzimmer legten mir durch ihre Augen eben diese Frage vor.
Lovel. Sie können, mein Lord; sie können, wertheste Frauenzimmer; sie können sich gänzlich darauf verlassen.
Nun fing man wieder an, weitläuftig von der persönlichen Beschaffenheit der Fräulein so wohl, als von ihren außerordentlichern Eigen- schaften und Gaben zu reden. Fräulein Martha, welche sie einmal gesehen hatte, ließ ihrer Zunge mehr, als alle übrigen, den freyen Lauf zu ihrem Ruhme. Auf diese Gespräche folgten die Unter- suchungen von den Vortheilen der Familie, wornach man sich bey den Unterhandlungen zu ei- ner Heyrath niemals zu erkundigen vergißt: da sie bey den Altklugen einer Familie die vor- nehmsten Bewegungsgründe sind, und bey den Parteyen selbst die geringsten, deren Erwähnung geschehen muß; ob sie gleich auch bey diesen vielleicht das erste seyn mögen,
woran
wieder gut machen zu koͤnnen, wenn ich auch der be- ſte Ehemann gegen ſie waͤre, wie ich zu ſeyn ent- ſchloſſen bin, wo ſie ſich herab laſſen will; ſo will ich es nennen; mich zu nehmen. Dieß mag ihnen, Baſe Charlotte, von meiner Seite aufgetragen ſeyn zu ſagen.
Das gefiel ihnen allen.
Lord M. Gieb deine Hand, Robert! ‒ ‒ Endlich redeſt du, wie ein rechtſchaffener Mann. Jch hoffe, wir werden uns auf dein Wort ver- laſſen koͤnnen?
Die Frauenzimmer legten mir durch ihre Augen eben dieſe Frage vor.
Lovel. Sie koͤnnen, mein Lord; ſie koͤnnen, wertheſte Frauenzimmer; ſie koͤnnen ſich gaͤnzlich darauf verlaſſen.
Nun fing man wieder an, weitlaͤuftig von der perſoͤnlichen Beſchaffenheit der Fraͤulein ſo wohl, als von ihren außerordentlichern Eigen- ſchaften und Gaben zu reden. Fraͤulein Martha, welche ſie einmal geſehen hatte, ließ ihrer Zunge mehr, als alle uͤbrigen, den freyen Lauf zu ihrem Ruhme. Auf dieſe Geſpraͤche folgten die Unter- ſuchungen von den Vortheilen der Familie, wornach man ſich bey den Unterhandlungen zu ei- ner Heyrath niemals zu erkundigen vergißt: da ſie bey den Altklugen einer Familie die vor- nehmſten Bewegungsgruͤnde ſind, und bey den Parteyen ſelbſt die geringſten, deren Erwaͤhnung geſchehen muß; ob ſie gleich auch bey dieſen vielleicht das erſte ſeyn moͤgen,
woran
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wieder gut machen zu koͤnnen, wenn ich auch der be-
ſte Ehemann gegen ſie waͤre, wie ich zu ſeyn ent-
ſchloſſen bin, wo ſie ſich herab laſſen will; ſo
will ich es nennen; mich zu nehmen. Dieß
mag ihnen, Baſe Charlotte, von meiner Seite
aufgetragen ſeyn zu ſagen.
Das gefiel ihnen allen.
Lord M. Gieb deine Hand, Robert! ‒ ‒
Endlich redeſt du, wie ein rechtſchaffener Mann.
Jch hoffe, wir werden uns auf dein Wort ver-
laſſen koͤnnen?
Die Frauenzimmer legten mir durch ihre
Augen eben dieſe Frage vor.
Lovel. Sie koͤnnen, mein Lord; ſie koͤnnen,
wertheſte Frauenzimmer; ſie koͤnnen ſich gaͤnzlich
darauf verlaſſen.
Nun fing man wieder an, weitlaͤuftig von
der perſoͤnlichen Beſchaffenheit der Fraͤulein ſo
wohl, als von ihren außerordentlichern Eigen-
ſchaften und Gaben zu reden. Fraͤulein Martha,
welche ſie einmal geſehen hatte, ließ ihrer Zunge
mehr, als alle uͤbrigen, den freyen Lauf zu ihrem
Ruhme. Auf dieſe Geſpraͤche folgten die Unter-
ſuchungen von den Vortheilen der Familie,
wornach man ſich bey den Unterhandlungen zu ei-
ner Heyrath niemals zu erkundigen vergißt: da
ſie bey den Altklugen einer Familie die vor-
nehmſten Bewegungsgruͤnde ſind, und bey
den Parteyen ſelbſt die geringſten, deren
Erwaͤhnung geſchehen muß; ob ſie gleich
auch bey dieſen vielleicht das erſte ſeyn moͤgen,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/240>, abgerufen am 24.11.2024.
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