äußersten Zernichtung aller seiner und aller un- serer Hoffnung.
Wir konnten leicht vermuthen, daß nicht alles recht mit der ruhmwürdigen Fräulein ste- hen mußte.
Er war alle Tage aus: und sagte, er möchte aus sich selbst entlaufen.
Am Montage, spät des Abends, bekam er einen Brief durch seinen eignen Bothen, der mit solcher Eilfertigkeit zurückkehrte, daß Kerl und Pferd rauchten, von Herrn Belford, seinem Lieb- ling unter seinen Freunden. Der Jnhalt mag gewesen seyn, was er will: er ward dadurch nicht geruhiger, sondern vielmehr wie ein Unsinniger. Jedoch wollte er uns die Ursache noch nicht wis- sen lassen. Nur sprach er zu meiner Schwester: kein Mensch, meine liebe Martha, der sich nur halb die Plagen vorstellen könnte, welche einen zu Ränken geneigten Kopf verfolgen, würde je- mals die rechte Bahn verlassen.
Er war nicht zu Hause, als Jhr Bothe kam: aber er kam bald, und ward von uns allen übel ge- nug empfangen. Seine eigne Marter, sagte er dagegen, wäre größer, als die, welche wir, welche Fräulein Harlowe, welche Sie, wertheste Fräu- lein, empfänden, alle zusammen genommen. Er wollte Jhren Brief sehen. Er muß allemal al- les vor sich haben. Nachdem er ihn gelesen hat- te: sprach er, er dankte Gott, daß er nicht ein solcher Bösewicht wäre, als Sie, nur mit allzu vielem Grunde, von ihm dächten.
Darauf
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aͤußerſten Zernichtung aller ſeiner und aller un- ſerer Hoffnung.
Wir konnten leicht vermuthen, daß nicht alles recht mit der ruhmwuͤrdigen Fraͤulein ſte- hen mußte.
Er war alle Tage aus: und ſagte, er moͤchte aus ſich ſelbſt entlaufen.
Am Montage, ſpaͤt des Abends, bekam er einen Brief durch ſeinen eignen Bothen, der mit ſolcher Eilfertigkeit zuruͤckkehrte, daß Kerl und Pferd rauchten, von Herrn Belford, ſeinem Lieb- ling unter ſeinen Freunden. Der Jnhalt mag geweſen ſeyn, was er will: er ward dadurch nicht geruhiger, ſondern vielmehr wie ein Unſinniger. Jedoch wollte er uns die Urſache noch nicht wiſ- ſen laſſen. Nur ſprach er zu meiner Schweſter: kein Menſch, meine liebe Martha, der ſich nur halb die Plagen vorſtellen koͤnnte, welche einen zu Raͤnken geneigten Kopf verfolgen, wuͤrde je- mals die rechte Bahn verlaſſen.
Er war nicht zu Hauſe, als Jhr Bothe kam: aber er kam bald, und ward von uns allen uͤbel ge- nug empfangen. Seine eigne Marter, ſagte er dagegen, waͤre groͤßer, als die, welche wir, welche Fraͤulein Harlowe, welche Sie, wertheſte Fraͤu- lein, empfaͤnden, alle zuſammen genommen. Er wollte Jhren Brief ſehen. Er muß allemal al- les vor ſich haben. Nachdem er ihn geleſen hat- te: ſprach er, er dankte Gott, daß er nicht ein ſolcher Boͤſewicht waͤre, als Sie, nur mit allzu vielem Grunde, von ihm daͤchten.
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aͤußerſten Zernichtung aller ſeiner und aller un-
ſerer Hoffnung.
Wir konnten leicht vermuthen, daß nicht
alles recht mit der ruhmwuͤrdigen Fraͤulein ſte-
hen mußte.
Er war alle Tage aus: und ſagte, er moͤchte
aus ſich ſelbſt entlaufen.
Am Montage, ſpaͤt des Abends, bekam er
einen Brief durch ſeinen eignen Bothen, der mit
ſolcher Eilfertigkeit zuruͤckkehrte, daß Kerl und
Pferd rauchten, von Herrn Belford, ſeinem Lieb-
ling unter ſeinen Freunden. Der Jnhalt mag
geweſen ſeyn, was er will: er ward dadurch nicht
geruhiger, ſondern vielmehr wie ein Unſinniger.
Jedoch wollte er uns die Urſache noch nicht wiſ-
ſen laſſen. Nur ſprach er zu meiner Schweſter:
kein Menſch, meine liebe Martha, der ſich nur
halb die Plagen vorſtellen koͤnnte, welche einen
zu Raͤnken geneigten Kopf verfolgen, wuͤrde je-
mals die rechte Bahn verlaſſen.
Er war nicht zu Hauſe, als Jhr Bothe kam:
aber er kam bald, und ward von uns allen uͤbel ge-
nug empfangen. Seine eigne Marter, ſagte er
dagegen, waͤre groͤßer, als die, welche wir, welche
Fraͤulein Harlowe, welche Sie, wertheſte Fraͤu-
lein, empfaͤnden, alle zuſammen genommen. Er
wollte Jhren Brief ſehen. Er muß allemal al-
les vor ſich haben. Nachdem er ihn geleſen hat-
te: ſprach er, er dankte Gott, daß er nicht ein
ſolcher Boͤſewicht waͤre, als Sie, nur mit allzu
vielem Grunde, von ihm daͤchten.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/271>, abgerufen am 13.11.2024.
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