nicht ein artiger Kerl, daß du andere Leute für die Folgen deiner eignen Fehler mishandelst!
Unter was für ärgerlichen und nachtheiligen Umständen, die sich dadurch noch vermehren, daß ich dein Freund und Vertrauter bin, muß ich morgen frühe diese unglückliche Fräulein besu- chen! Noch dazu in deinem Namen! - - Schon genug, abgewiesen zu werden, daß ich von einem Geschlechte bin, vor dem sie, um deinet- willen, einen so gerechten Abscheu heget! Und da sie einen solchen Tyrannen zum Vater, und ei- nen solchen unversöhnlichen Bruder hat: hat sie, in Betrachtung derselben, auch keine Ursache, zum Vortheil für irgend jemand von dem männ- lichen Geschlechte, eine Ausnahme zu machen.
Es ist drey Uhr. Jch will hier schließen, und mich ein wenig zur Ruhe begeben. Was ich geschrieben habe, das wird dich gehörig zu dem- jenigen vorbereiten können, was bald erfolgen wird.
Dein Bedienter sagt mir, daß er nicht ohne einen Brief zurückkommen soll, und daß du ihn morgen erwartest. Du hast da, wo du bist, Leu- te genug zu deinem Befehl. Wo ich irgend Schwierigkeit finde, vor die Fräulein zu kommen: so soll dein Bothe mit dem gegenwärtigen abge- hen. - - Er mag gebrochne Beine und andere Folgen erwarten, wo das, was er mitbringt, dei- ne Hoffnung nicht erfüllet! - - Wo ich aber vorgelassen werde: so sollst du dieß Schreiben, und die Nachricht, wie mein Besuch abgelaufen
ist,
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nicht ein artiger Kerl, daß du andere Leute fuͤr die Folgen deiner eignen Fehler mishandelſt!
Unter was fuͤr aͤrgerlichen und nachtheiligen Umſtaͤnden, die ſich dadurch noch vermehren, daß ich dein Freund und Vertrauter bin, muß ich morgen fruͤhe dieſe ungluͤckliche Fraͤulein beſu- chen! Noch dazu in deinem Namen! ‒ ‒ Schon genug, abgewieſen zu werden, daß ich von einem Geſchlechte bin, vor dem ſie, um deinet- willen, einen ſo gerechten Abſcheu heget! Und da ſie einen ſolchen Tyrannen zum Vater, und ei- nen ſolchen unverſoͤhnlichen Bruder hat: hat ſie, in Betrachtung derſelben, auch keine Urſache, zum Vortheil fuͤr irgend jemand von dem maͤnn- lichen Geſchlechte, eine Ausnahme zu machen.
Es iſt drey Uhr. Jch will hier ſchließen, und mich ein wenig zur Ruhe begeben. Was ich geſchrieben habe, das wird dich gehoͤrig zu dem- jenigen vorbereiten koͤnnen, was bald erfolgen wird.
Dein Bedienter ſagt mir, daß er nicht ohne einen Brief zuruͤckkommen ſoll, und daß du ihn morgen erwarteſt. Du haſt da, wo du biſt, Leu- te genug zu deinem Befehl. Wo ich irgend Schwierigkeit finde, vor die Fraͤulein zu kommen: ſo ſoll dein Bothe mit dem gegenwaͤrtigen abge- hen. ‒ ‒ Er mag gebrochne Beine und andere Folgen erwarten, wo das, was er mitbringt, dei- ne Hoffnung nicht erfuͤllet! ‒ ‒ Wo ich aber vorgelaſſen werde: ſo ſollſt du dieß Schreiben, und die Nachricht, wie mein Beſuch abgelaufen
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nicht ein artiger Kerl, daß du andere Leute fuͤr die
Folgen deiner eignen Fehler mishandelſt!
Unter was fuͤr aͤrgerlichen und nachtheiligen
Umſtaͤnden, die ſich dadurch noch vermehren, daß
ich dein Freund und Vertrauter bin, muß ich
morgen fruͤhe dieſe ungluͤckliche Fraͤulein beſu-
chen! Noch dazu in deinem Namen! ‒ ‒
Schon genug, abgewieſen zu werden, daß ich von
einem Geſchlechte bin, vor dem ſie, um deinet-
willen, einen ſo gerechten Abſcheu heget! Und
da ſie einen ſolchen Tyrannen zum Vater, und ei-
nen ſolchen unverſoͤhnlichen Bruder hat: hat ſie,
in Betrachtung derſelben, auch keine Urſache,
zum Vortheil fuͤr irgend jemand von dem maͤnn-
lichen Geſchlechte, eine Ausnahme zu machen.
Es iſt drey Uhr. Jch will hier ſchließen,
und mich ein wenig zur Ruhe begeben. Was
ich geſchrieben habe, das wird dich gehoͤrig zu dem-
jenigen vorbereiten koͤnnen, was bald erfolgen
wird.
Dein Bedienter ſagt mir, daß er nicht ohne
einen Brief zuruͤckkommen ſoll, und daß du ihn
morgen erwarteſt. Du haſt da, wo du biſt, Leu-
te genug zu deinem Befehl. Wo ich irgend
Schwierigkeit finde, vor die Fraͤulein zu kommen:
ſo ſoll dein Bothe mit dem gegenwaͤrtigen abge-
hen. ‒ ‒ Er mag gebrochne Beine und andere
Folgen erwarten, wo das, was er mitbringt, dei-
ne Hoffnung nicht erfuͤllet! ‒ ‒ Wo ich aber
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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