Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



zweifelung würde ganz ihr eigner und der ärgste
Fehler seyn, dessen sie schuldig seyn können.

Es ist mir etwas unerträgliches, eine andere
Hand statt ihrer zu sehen. Senden sie mir ein
paar Zeilen, wenn es auch noch so wenig sind,
liebste Freundinn, von ihrer eignen Hand, wo
möglich - - denn die werden mein Herz wieder
lebendig machen: insonderheit wo sie mir von ih-
rer Besserung Nachricht geben können.

Jch erwarte ihre Antwort auf meinen Brief
vom 13ten. Wir warten alle mit Ungedult dar-
auf.

Seine Verwandten sind so ansehnliche und
ehrliebende Personen - - Sie tragen ein so eifri-
ges Verlangen, Sie unter ihre Angehörigen zu
zählen - - Der elende Mensch ist so voller
Reue; das sagt ein jeder von seiner Familie
- - Jhre eigne Anverwandten sind so unver-
söhnlich - - Jhr letztes Unglück ist zwar eine
Folge von seiner vorigen Bosheit, aber doch we-
der auf sein Angeben, noch mit seinem Wissen,
zuwege gebracht, und wird von ihm so übel em-
pfunden - - daß meine Mutter gänzlich der
Meynung ist, Sie sollten ihn nehmen - -
Sonderlich, wo Sie sich auf meine Wünsche, wie
ich sie in meinem Briefe entdecket habe, und auf
das Verlangen aller seiner Freunde, würden er-
geben und gefällig bezeiget haben, wenn dieser
schreckliche Verhaft nicht darzwischen gekommen
wäre.

Jch
B b 2



zweifelung wuͤrde ganz ihr eigner und der aͤrgſte
Fehler ſeyn, deſſen ſie ſchuldig ſeyn koͤnnen.

Es iſt mir etwas unertraͤgliches, eine andere
Hand ſtatt ihrer zu ſehen. Senden ſie mir ein
paar Zeilen, wenn es auch noch ſo wenig ſind,
liebſte Freundinn, von ihrer eignen Hand, wo
moͤglich ‒ ‒ denn die werden mein Herz wieder
lebendig machen: inſonderheit wo ſie mir von ih-
rer Beſſerung Nachricht geben koͤnnen.

Jch erwarte ihre Antwort auf meinen Brief
vom 13ten. Wir warten alle mit Ungedult dar-
auf.

Seine Verwandten ſind ſo anſehnliche und
ehrliebende Perſonen ‒ ‒ Sie tragen ein ſo eifri-
ges Verlangen, Sie unter ihre Angehoͤrigen zu
zaͤhlen ‒ ‒ Der elende Menſch iſt ſo voller
Reue; das ſagt ein jeder von ſeiner Familie
‒ ‒ Jhre eigne Anverwandten ſind ſo unver-
ſoͤhnlich ‒ ‒ Jhr letztes Ungluͤck iſt zwar eine
Folge von ſeiner vorigen Bosheit, aber doch we-
der auf ſein Angeben, noch mit ſeinem Wiſſen,
zuwege gebracht, und wird von ihm ſo uͤbel em-
pfunden ‒ ‒ daß meine Mutter gaͤnzlich der
Meynung iſt, Sie ſollten ihn nehmen ‒ ‒
Sonderlich, wo Sie ſich auf meine Wuͤnſche, wie
ich ſie in meinem Briefe entdecket habe, und auf
das Verlangen aller ſeiner Freunde, wuͤrden er-
geben und gefaͤllig bezeiget haben, wenn dieſer
ſchreckliche Verhaft nicht darzwiſchen gekommen
waͤre.

Jch
B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0393" n="387"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
zweifelung wu&#x0364;rde ganz ihr eigner und der a&#x0364;rg&#x017F;te<lb/>
Fehler &#x017F;eyn, de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;chuldig &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t mir etwas unertra&#x0364;gliches, eine andere<lb/>
Hand &#x017F;tatt ihrer zu &#x017F;ehen. Senden &#x017F;ie mir ein<lb/>
paar Zeilen, wenn es <hi rendition="#fr">auch noch &#x017F;o wenig &#x017F;ind,</hi><lb/>
lieb&#x017F;te Freundinn, von ihrer eignen Hand, wo<lb/>
mo&#x0364;glich &#x2012; &#x2012; denn die werden mein Herz wieder<lb/>
lebendig machen: in&#x017F;onderheit wo &#x017F;ie mir von ih-<lb/>
rer Be&#x017F;&#x017F;erung Nachricht geben ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Jch erwarte ihre Antwort auf meinen Brief<lb/>
vom 13ten. Wir warten <hi rendition="#fr">alle</hi> mit Ungedult dar-<lb/>
auf.</p><lb/>
          <p>Seine Verwandten &#x017F;ind <hi rendition="#fr">&#x017F;o</hi> an&#x017F;ehnliche und<lb/>
ehrliebende Per&#x017F;onen &#x2012; &#x2012; Sie tragen ein <hi rendition="#fr">&#x017F;o</hi> eifri-<lb/>
ges Verlangen, Sie unter ihre Angeho&#x0364;rigen zu<lb/>
za&#x0364;hlen &#x2012; &#x2012; Der elende Men&#x017F;ch i&#x017F;t <hi rendition="#fr">&#x017F;o</hi> voller<lb/>
Reue; das &#x017F;agt <hi rendition="#fr">ein jeder</hi> von <hi rendition="#fr">&#x017F;einer</hi> Familie<lb/>
&#x2012; &#x2012; <hi rendition="#fr">Jhre eigne</hi> Anverwandten &#x017F;ind &#x017F;o unver-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;hnlich &#x2012; &#x2012; Jhr letztes Unglu&#x0364;ck i&#x017F;t zwar eine<lb/>
Folge von &#x017F;einer vorigen Bosheit, aber doch we-<lb/>
der auf &#x017F;ein Angeben, noch mit &#x017F;einem Wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
zuwege gebracht, und wird von ihm &#x017F;o u&#x0364;bel em-<lb/>
pfunden &#x2012; &#x2012; daß meine Mutter ga&#x0364;nzlich der<lb/>
Meynung i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">Sie &#x017F;ollten ihn nehmen</hi> &#x2012; &#x2012;<lb/>
Sonderlich, wo Sie &#x017F;ich auf meine Wu&#x0364;n&#x017F;che, wie<lb/>
ich &#x017F;ie in meinem Briefe entdecket habe, und auf<lb/>
das Verlangen aller &#x017F;einer Freunde, wu&#x0364;rden er-<lb/>
geben und gefa&#x0364;llig bezeiget haben, wenn die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chreckliche Verhaft nicht darzwi&#x017F;chen gekommen<lb/>
wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0393] zweifelung wuͤrde ganz ihr eigner und der aͤrgſte Fehler ſeyn, deſſen ſie ſchuldig ſeyn koͤnnen. Es iſt mir etwas unertraͤgliches, eine andere Hand ſtatt ihrer zu ſehen. Senden ſie mir ein paar Zeilen, wenn es auch noch ſo wenig ſind, liebſte Freundinn, von ihrer eignen Hand, wo moͤglich ‒ ‒ denn die werden mein Herz wieder lebendig machen: inſonderheit wo ſie mir von ih- rer Beſſerung Nachricht geben koͤnnen. Jch erwarte ihre Antwort auf meinen Brief vom 13ten. Wir warten alle mit Ungedult dar- auf. Seine Verwandten ſind ſo anſehnliche und ehrliebende Perſonen ‒ ‒ Sie tragen ein ſo eifri- ges Verlangen, Sie unter ihre Angehoͤrigen zu zaͤhlen ‒ ‒ Der elende Menſch iſt ſo voller Reue; das ſagt ein jeder von ſeiner Familie ‒ ‒ Jhre eigne Anverwandten ſind ſo unver- ſoͤhnlich ‒ ‒ Jhr letztes Ungluͤck iſt zwar eine Folge von ſeiner vorigen Bosheit, aber doch we- der auf ſein Angeben, noch mit ſeinem Wiſſen, zuwege gebracht, und wird von ihm ſo uͤbel em- pfunden ‒ ‒ daß meine Mutter gaͤnzlich der Meynung iſt, Sie ſollten ihn nehmen ‒ ‒ Sonderlich, wo Sie ſich auf meine Wuͤnſche, wie ich ſie in meinem Briefe entdecket habe, und auf das Verlangen aller ſeiner Freunde, wuͤrden er- geben und gefaͤllig bezeiget haben, wenn dieſer ſchreckliche Verhaft nicht darzwiſchen gekommen waͤre. Jch B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/393
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/393>, abgerufen am 24.11.2024.