Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Jch will die Abschrift von dem Briefe, den
ich am verwichnen Dienstage auf die Nachricht,
daß niemand wüßte, wo Sie hingekommen wä-
ren, an die Fräulein Montague abgelassen habe,
und die Antwort darauf, welche von dem Lord
M. und der Lady Sarah Sadleir, und der Lady
Elisabeth Lawrance so wohl als von den beyden
Fräulein - - und auch von dem elenden Men-
schen selbst, unterschrieben ist, beyschließen.

Jch gestehe, daß mir die Art, wie er sich aus-
drückt, in dem, was er an mich geschrieben hat,
nicht gefällt: und ehe ich mich seiner weiter an-
nehme, habe ich mich entschlossen, durch einen gu-
ten Freund seine Aufrichtigkeit aus seinem eignen
Munde zu vernehmen, und zu erfahren, ob in
seiner Bitte an mich seine ganze Neigung, oh-
ne die Wünsche seiner Verwandten betrach-
tet, rede. Jedoch empöret sich mein Herz gegen
ihn, wenn ich gedenken muß, daß nur einmal der
geringste Schatten eines Grundes zu einer solchen
Frage vorhanden ist: da das Frauenzimmer die
Fräulein Clarissa Harlowe - - Allein ich glau-
be, mit meiner Mutter, daß Heyrathen itzo das
einzige noch übrige Mittel ist, Jhr künftiges Le-
ben auf eine erträgliche Art leicht - - glücklich
darf man nicht sagen - - zu machen. - - Jn
den Augen der Welt selbst wird, in dem Falle,
die Schande mehr auf ihn, als auf Sie, fallen
- - Und bey denen, welche Sie kennen, wird Jhr
Sieg herrlich und ruhmwürdig seyn.

Jch


Jch will die Abſchrift von dem Briefe, den
ich am verwichnen Dienſtage auf die Nachricht,
daß niemand wuͤßte, wo Sie hingekommen waͤ-
ren, an die Fraͤulein Montague abgelaſſen habe,
und die Antwort darauf, welche von dem Lord
M. und der Lady Sarah Sadleir, und der Lady
Eliſabeth Lawrance ſo wohl als von den beyden
Fraͤulein ‒ ‒ und auch von dem elenden Men-
ſchen ſelbſt, unterſchrieben iſt, beyſchließen.

Jch geſtehe, daß mir die Art, wie er ſich aus-
druͤckt, in dem, was er an mich geſchrieben hat,
nicht gefaͤllt: und ehe ich mich ſeiner weiter an-
nehme, habe ich mich entſchloſſen, durch einen gu-
ten Freund ſeine Aufrichtigkeit aus ſeinem eignen
Munde zu vernehmen, und zu erfahren, ob in
ſeiner Bitte an mich ſeine ganze Neigung, oh-
ne die Wuͤnſche ſeiner Verwandten betrach-
tet, rede. Jedoch empoͤret ſich mein Herz gegen
ihn, wenn ich gedenken muß, daß nur einmal der
geringſte Schatten eines Grundes zu einer ſolchen
Frage vorhanden iſt: da das Frauenzimmer die
Fraͤulein Clariſſa Harlowe ‒ ‒ Allein ich glau-
be, mit meiner Mutter, daß Heyrathen itzo das
einzige noch uͤbrige Mittel iſt, Jhr kuͤnftiges Le-
ben auf eine ertraͤgliche Art leicht ‒ ‒ gluͤcklich
darf man nicht ſagen ‒ ‒ zu machen. ‒ ‒ Jn
den Augen der Welt ſelbſt wird, in dem Falle,
die Schande mehr auf ihn, als auf Sie, fallen
‒ ‒ Und bey denen, welche Sie kennen, wird Jhr
Sieg herrlich und ruhmwuͤrdig ſeyn.

Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0394" n="388"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch will die Ab&#x017F;chrift von dem Briefe, den<lb/>
ich am verwichnen Dien&#x017F;tage auf die Nachricht,<lb/>
daß niemand wu&#x0364;ßte, wo Sie hingekommen wa&#x0364;-<lb/>
ren, an die Fra&#x0364;ulein Montague abgela&#x017F;&#x017F;en habe,<lb/>
und die Antwort darauf, welche von dem Lord<lb/>
M. und der Lady Sarah Sadleir, und der Lady<lb/>
Eli&#x017F;abeth Lawrance &#x017F;o wohl als von den beyden<lb/>
Fra&#x0364;ulein &#x2012; &#x2012; und auch von dem elenden Men-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;elb&#x017F;t, unter&#x017F;chrieben i&#x017F;t, bey&#x017F;chließen.</p><lb/>
          <p>Jch ge&#x017F;tehe, daß mir die Art, wie er &#x017F;ich aus-<lb/>
dru&#x0364;ckt, in dem, was er an mich ge&#x017F;chrieben hat,<lb/>
nicht gefa&#x0364;llt: und ehe ich mich &#x017F;einer weiter an-<lb/>
nehme, habe ich mich ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, durch einen gu-<lb/>
ten Freund &#x017F;eine Aufrichtigkeit aus &#x017F;einem eignen<lb/>
Munde zu vernehmen, und zu erfahren, ob in<lb/>
&#x017F;einer Bitte an mich &#x017F;eine <hi rendition="#fr">ganze Neigung,</hi> oh-<lb/>
ne die <hi rendition="#fr">Wu&#x0364;n&#x017F;che &#x017F;einer Verwandten</hi> betrach-<lb/>
tet, rede. Jedoch empo&#x0364;ret &#x017F;ich mein Herz gegen<lb/>
ihn, wenn ich gedenken muß, daß nur einmal der<lb/>
gering&#x017F;te Schatten eines Grundes zu einer &#x017F;olchen<lb/>
Frage vorhanden i&#x017F;t: da das Frauenzimmer die<lb/>
Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe &#x2012; &#x2012; Allein ich glau-<lb/>
be, mit meiner Mutter, daß Heyrathen itzo das<lb/>
einzige noch u&#x0364;brige Mittel i&#x017F;t, Jhr ku&#x0364;nftiges Le-<lb/>
ben auf eine ertra&#x0364;gliche Art leicht &#x2012; &#x2012; <hi rendition="#fr">glu&#x0364;cklich</hi><lb/>
darf man nicht &#x017F;agen &#x2012; &#x2012; zu machen. &#x2012; &#x2012; Jn<lb/>
den Augen der Welt &#x017F;elb&#x017F;t wird, in <hi rendition="#fr">dem</hi> Falle,<lb/>
die Schande mehr auf ihn, als auf Sie, fallen<lb/>
&#x2012; &#x2012; Und bey denen, welche Sie kennen, wird Jhr<lb/>
Sieg herrlich und ruhmwu&#x0364;rdig &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0394] Jch will die Abſchrift von dem Briefe, den ich am verwichnen Dienſtage auf die Nachricht, daß niemand wuͤßte, wo Sie hingekommen waͤ- ren, an die Fraͤulein Montague abgelaſſen habe, und die Antwort darauf, welche von dem Lord M. und der Lady Sarah Sadleir, und der Lady Eliſabeth Lawrance ſo wohl als von den beyden Fraͤulein ‒ ‒ und auch von dem elenden Men- ſchen ſelbſt, unterſchrieben iſt, beyſchließen. Jch geſtehe, daß mir die Art, wie er ſich aus- druͤckt, in dem, was er an mich geſchrieben hat, nicht gefaͤllt: und ehe ich mich ſeiner weiter an- nehme, habe ich mich entſchloſſen, durch einen gu- ten Freund ſeine Aufrichtigkeit aus ſeinem eignen Munde zu vernehmen, und zu erfahren, ob in ſeiner Bitte an mich ſeine ganze Neigung, oh- ne die Wuͤnſche ſeiner Verwandten betrach- tet, rede. Jedoch empoͤret ſich mein Herz gegen ihn, wenn ich gedenken muß, daß nur einmal der geringſte Schatten eines Grundes zu einer ſolchen Frage vorhanden iſt: da das Frauenzimmer die Fraͤulein Clariſſa Harlowe ‒ ‒ Allein ich glau- be, mit meiner Mutter, daß Heyrathen itzo das einzige noch uͤbrige Mittel iſt, Jhr kuͤnftiges Le- ben auf eine ertraͤgliche Art leicht ‒ ‒ gluͤcklich darf man nicht ſagen ‒ ‒ zu machen. ‒ ‒ Jn den Augen der Welt ſelbſt wird, in dem Falle, die Schande mehr auf ihn, als auf Sie, fallen ‒ ‒ Und bey denen, welche Sie kennen, wird Jhr Sieg herrlich und ruhmwuͤrdig ſeyn. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/394
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/394>, abgerufen am 24.11.2024.