Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



nur in den Stand, unvergleichliche Fräulein, in
einem oder dem andern geringen Falle, ihnen die-
nen zu können, damit ich, wofern ich sie überlebe,
die Ehre und den Ruhm haben möge, zu den-
ken, daß ich geschickt gewesen bin, etwas zu ih-
rem Vergnügen beyzutragen, da sie unter uns
waren.

Hier brach ich ab. Sie schwieg stille. Jch
suhr fort - - Haben sie mir nichts aufzutragen,
worinn sie mich brauchen können: da sie von al-
len ihren Freunden verlassen, und unter fremden,
ob gleich, ohne Zweifel, rechtschaffenen Leuten
sind? Kann ich ihnen nicht dienen durch ein Ge-
werbe, das sie mir geben mögen, durch Briefe-
schreiben, durch persönliche Aufwartung, entwe-
der mit einem Gewerbe, oder mit einem Briefe,
bey ihrem Vater, ihren Onkeln, ihrem Bruder,
ihrer Schwester, der Fräulein Howe, dem Lord
M. oder den Ladies, seinen Schwestern? Durch
irgend eine Bemühung, darinn ich zu ihrem
Dienste gebraucht werden könnte, ohne die ge-
ringste Absicht
auf die Wünsche meines Freun-
des,
oder auf meine eigne Wünsche ihm zu die-
nen? Denken sie, gnädige Fräulein, ob ich es
nicht kann?

Jch danke ihnen, mein Herr. Recht herzlich
danke ich ihnen. Allein in keinem Stücke, wor-
an ich itzo gedenken, oder wenigstens worüber ich
mich entschließen kann, können sie mir dienen.
Jch will sehen, was für eine Antwort mir der

Brief,
E e 4



nur in den Stand, unvergleichliche Fraͤulein, in
einem oder dem andern geringen Falle, ihnen die-
nen zu koͤnnen, damit ich, wofern ich ſie uͤberlebe,
die Ehre und den Ruhm haben moͤge, zu den-
ken, daß ich geſchickt geweſen bin, etwas zu ih-
rem Vergnuͤgen beyzutragen, da ſie unter uns
waren.

Hier brach ich ab. Sie ſchwieg ſtille. Jch
ſuhr fort ‒ ‒ Haben ſie mir nichts aufzutragen,
worinn ſie mich brauchen koͤnnen: da ſie von al-
len ihren Freunden verlaſſen, und unter fremden,
ob gleich, ohne Zweifel, rechtſchaffenen Leuten
ſind? Kann ich ihnen nicht dienen durch ein Ge-
werbe, das ſie mir geben moͤgen, durch Briefe-
ſchreiben, durch perſoͤnliche Aufwartung, entwe-
der mit einem Gewerbe, oder mit einem Briefe,
bey ihrem Vater, ihren Onkeln, ihrem Bruder,
ihrer Schweſter, der Fraͤulein Howe, dem Lord
M. oder den Ladies, ſeinen Schweſtern? Durch
irgend eine Bemuͤhung, darinn ich zu ihrem
Dienſte gebraucht werden koͤnnte, ohne die ge-
ringſte Abſicht
auf die Wuͤnſche meines Freun-
des,
oder auf meine eigne Wuͤnſche ihm zu die-
nen? Denken ſie, gnaͤdige Fraͤulein, ob ich es
nicht kann?

Jch danke ihnen, mein Herr. Recht herzlich
danke ich ihnen. Allein in keinem Stuͤcke, wor-
an ich itzo gedenken, oder wenigſtens woruͤber ich
mich entſchließen kann, koͤnnen ſie mir dienen.
Jch will ſehen, was fuͤr eine Antwort mir der

Brief,
E e 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0445" n="439"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
nur in den Stand, unvergleichliche Fra&#x0364;ulein, in<lb/>
einem oder dem andern geringen Falle, ihnen die-<lb/>
nen zu ko&#x0364;nnen, damit ich, wofern ich &#x017F;ie u&#x0364;berlebe,<lb/>
die Ehre und den Ruhm haben mo&#x0364;ge, zu den-<lb/>
ken, daß ich ge&#x017F;chickt gewe&#x017F;en bin, etwas zu ih-<lb/>
rem Vergnu&#x0364;gen beyzutragen, da &#x017F;ie unter uns<lb/>
waren.</p><lb/>
          <p>Hier brach ich ab. Sie &#x017F;chwieg &#x017F;tille. Jch<lb/>
&#x017F;uhr fort &#x2012; &#x2012; Haben &#x017F;ie mir nichts aufzutragen,<lb/>
worinn &#x017F;ie mich brauchen ko&#x0364;nnen: da &#x017F;ie von al-<lb/>
len ihren Freunden verla&#x017F;&#x017F;en, und unter fremden,<lb/>
ob gleich, ohne Zweifel, recht&#x017F;chaffenen Leuten<lb/>
&#x017F;ind? Kann ich ihnen nicht dienen durch ein Ge-<lb/>
werbe, das &#x017F;ie mir geben mo&#x0364;gen, durch Briefe-<lb/>
&#x017F;chreiben, durch per&#x017F;o&#x0364;nliche Aufwartung, entwe-<lb/>
der mit einem Gewerbe, oder mit einem Briefe,<lb/>
bey ihrem Vater, ihren Onkeln, ihrem Bruder,<lb/>
ihrer Schwe&#x017F;ter, der Fra&#x0364;ulein Howe, dem Lord<lb/>
M. oder den Ladies, &#x017F;einen Schwe&#x017F;tern? Durch<lb/>
irgend eine Bemu&#x0364;hung, darinn ich zu ihrem<lb/>
Dien&#x017F;te gebraucht werden ko&#x0364;nnte, <hi rendition="#fr">ohne die ge-<lb/>
ring&#x017F;te Ab&#x017F;icht</hi> auf die Wu&#x0364;n&#x017F;che meines <hi rendition="#fr">Freun-<lb/>
des,</hi> oder auf meine eigne Wu&#x0364;n&#x017F;che ihm zu die-<lb/>
nen? Denken &#x017F;ie, gna&#x0364;dige Fra&#x0364;ulein, ob ich es<lb/>
nicht kann?</p><lb/>
          <p>Jch danke ihnen, mein Herr. Recht herzlich<lb/>
danke ich ihnen. Allein in keinem Stu&#x0364;cke, wor-<lb/>
an ich itzo gedenken, oder wenig&#x017F;tens woru&#x0364;ber ich<lb/>
mich ent&#x017F;chließen kann, ko&#x0364;nnen &#x017F;ie mir dienen.<lb/>
Jch will &#x017F;ehen, was fu&#x0364;r eine Antwort mir der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Brief,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0445] nur in den Stand, unvergleichliche Fraͤulein, in einem oder dem andern geringen Falle, ihnen die- nen zu koͤnnen, damit ich, wofern ich ſie uͤberlebe, die Ehre und den Ruhm haben moͤge, zu den- ken, daß ich geſchickt geweſen bin, etwas zu ih- rem Vergnuͤgen beyzutragen, da ſie unter uns waren. Hier brach ich ab. Sie ſchwieg ſtille. Jch ſuhr fort ‒ ‒ Haben ſie mir nichts aufzutragen, worinn ſie mich brauchen koͤnnen: da ſie von al- len ihren Freunden verlaſſen, und unter fremden, ob gleich, ohne Zweifel, rechtſchaffenen Leuten ſind? Kann ich ihnen nicht dienen durch ein Ge- werbe, das ſie mir geben moͤgen, durch Briefe- ſchreiben, durch perſoͤnliche Aufwartung, entwe- der mit einem Gewerbe, oder mit einem Briefe, bey ihrem Vater, ihren Onkeln, ihrem Bruder, ihrer Schweſter, der Fraͤulein Howe, dem Lord M. oder den Ladies, ſeinen Schweſtern? Durch irgend eine Bemuͤhung, darinn ich zu ihrem Dienſte gebraucht werden koͤnnte, ohne die ge- ringſte Abſicht auf die Wuͤnſche meines Freun- des, oder auf meine eigne Wuͤnſche ihm zu die- nen? Denken ſie, gnaͤdige Fraͤulein, ob ich es nicht kann? Jch danke ihnen, mein Herr. Recht herzlich danke ich ihnen. Allein in keinem Stuͤcke, wor- an ich itzo gedenken, oder wenigſtens woruͤber ich mich entſchließen kann, koͤnnen ſie mir dienen. Jch will ſehen, was fuͤr eine Antwort mir der Brief, E e 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/445
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/445>, abgerufen am 24.11.2024.