nige harte Dinge, welche Sie aus Liebe zu mir wider dieselben zu sagen beliebten, übel nähmen. Fr. Norton berührte dieß mit der ehrsurchtsvol- len Liebe, die sie gegen meine theureste Freundinn heget: wünschte aber, daß Sie um meinetwil- len eine Lebhaftigkeit, welche Jhnen bey den mei- sten andern Gelegenheiten so wohl stehet, zurück- halten möchten. Dieß war ihre Meynung. Sie wissen, daß ich eine Sicherheit habe, freyer gegen meine Anna Howe zu reden und zu schreiben, als als Frau Norton thun würde.
Jch durfte zu der Zeit gegen Sie keine Er- wähnung davon thun: weil alles einen so star- ken Schein wider mich hatte, da Herr Lovelace, nach meiner Flucht nach Hampstead, mich wie- der in seine Gewalt zu bekommen gewußt, daß Sie deswegen in Jhrer Antwort auf meinen Brief bey meiner zwoten Flucht sehr mit mir zür- neten. Bald hernach ward ich durch den grau- samen Verhaft eingesperret. Daher habe ich diese Sache nicht wohl eher, als itzo, berühren können.
Erlauben Sie mir also nun, meine liebste Fräulein Howe, meine ernstliche Bitte zu wie- derholen; denn dieß ist, unter verschiedenen, nicht das erste mal, da ich genöthigt werde, auf diese Veranlassung, mit Jhnen zu keifen; erlau- ben Sie mir meine ernstliche Bitte zu wiederho- len, daß Sie, in allen Jhren Unterredungen von mir, meiner Eltern und meiner andern Verwand- ten schonen wollen. - - Jch wünschte freylich,
daß
nige harte Dinge, welche Sie aus Liebe zu mir wider dieſelben zu ſagen beliebten, uͤbel naͤhmen. Fr. Norton beruͤhrte dieß mit der ehrſurchtsvol- len Liebe, die ſie gegen meine theureſte Freundinn heget: wuͤnſchte aber, daß Sie um meinetwil- len eine Lebhaftigkeit, welche Jhnen bey den mei- ſten andern Gelegenheiten ſo wohl ſtehet, zuruͤck- halten moͤchten. Dieß war ihre Meynung. Sie wiſſen, daß ich eine Sicherheit habe, freyer gegen meine Anna Howe zu reden und zu ſchreiben, als als Frau Norton thun wuͤrde.
Jch durfte zu der Zeit gegen Sie keine Er- waͤhnung davon thun: weil alles einen ſo ſtar- ken Schein wider mich hatte, da Herr Lovelace, nach meiner Flucht nach Hampſtead, mich wie- der in ſeine Gewalt zu bekommen gewußt, daß Sie deswegen in Jhrer Antwort auf meinen Brief bey meiner zwoten Flucht ſehr mit mir zuͤr- neten. Bald hernach ward ich durch den grau- ſamen Verhaft eingeſperret. Daher habe ich dieſe Sache nicht wohl eher, als itzo, beruͤhren koͤnnen.
Erlauben Sie mir alſo nun, meine liebſte Fraͤulein Howe, meine ernſtliche Bitte zu wie- derholen; denn dieß iſt, unter verſchiedenen, nicht das erſte mal, da ich genoͤthigt werde, auf dieſe Veranlaſſung, mit Jhnen zu keifen; erlau- ben Sie mir meine ernſtliche Bitte zu wiederho- len, daß Sie, in allen Jhren Unterredungen von mir, meiner Eltern und meiner andern Verwand- ten ſchonen wollen. ‒ ‒ Jch wuͤnſchte freylich,
daß
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nige harte Dinge, welche Sie aus Liebe zu mir
wider dieſelben zu ſagen beliebten, uͤbel naͤhmen.
Fr. Norton beruͤhrte dieß mit der ehrſurchtsvol-
len Liebe, die ſie gegen meine theureſte Freundinn
heget: wuͤnſchte aber, daß Sie um meinetwil-
len eine Lebhaftigkeit, welche Jhnen bey den mei-
ſten andern Gelegenheiten ſo wohl ſtehet, zuruͤck-
halten moͤchten. Dieß war ihre Meynung. Sie
wiſſen, daß ich eine Sicherheit habe, freyer gegen
meine Anna Howe zu reden und zu ſchreiben, als
als Frau Norton thun wuͤrde.
Jch durfte zu der Zeit gegen Sie keine Er-
waͤhnung davon thun: weil alles einen ſo ſtar-
ken Schein wider mich hatte, da Herr Lovelace,
nach meiner Flucht nach Hampſtead, mich wie-
der in ſeine Gewalt zu bekommen gewußt, daß
Sie deswegen in Jhrer Antwort auf meinen
Brief bey meiner zwoten Flucht ſehr mit mir zuͤr-
neten. Bald hernach ward ich durch den grau-
ſamen Verhaft eingeſperret. Daher habe ich
dieſe Sache nicht wohl eher, als itzo, beruͤhren
koͤnnen.
Erlauben Sie mir alſo nun, meine liebſte
Fraͤulein Howe, meine ernſtliche Bitte zu wie-
derholen; denn dieß iſt, unter verſchiedenen,
nicht das erſte mal, da ich genoͤthigt werde, auf
dieſe Veranlaſſung, mit Jhnen zu keifen; erlau-
ben Sie mir meine ernſtliche Bitte zu wiederho-
len, daß Sie, in allen Jhren Unterredungen von
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daß
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/501>, abgerufen am 22.11.2024.
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