hat allezeit in solchen Dingen, woran ihr löbli- cher Eifer Theil gehabt, mehr den Verweis, als den Fehler zu vermeiden geschienen. Wol- len Sie mir diese Freyheit zu gute halten: so will ich wiederum Jhrer Art zu denken so viel einräumen, daß, in Ansehung der Aufführung ei- niger Eltern in diesen bedenklichen Fällen, unbe- dächtlicher Widerstand oft eben so viel Unglück anrichte, als unbesonnene Liebe.
Was Jhre gütige Einladung betrifft, mich in geheim in Jhre Nachbarschast zu begeben: so habe ich mich gegen Herrn Hickmann erklärt, daß ich es überlegen wolle. Aber ich glaube, wo Sie die Güte haben wollen, mich entschuldigt zu halten, daß ich es nicht annehmen werde: wenn ich auch im Stande seyn sollte, von hier aufzu- brechen. Jch will Jhnen meine Gründe ange- ben, warum ich es ausschlage: und das muß ich billig thun, da meine Liebe und Dankbarkeit mir einen Besuch, den ich bisweilen von meiner lie- ben Fräulein Howe haben könnte, zu dem größ- ten Trost und Vergnügen in der Welt machen würde.
Sie müssen also wissen, daß diese große Stadt, so gottlos sie auch ist, doch keinen Man- gel an bequemer Gelegenheit habe, sich zu bessern: indem hier täglich in verschiedenen Kirchen Bet- stunden gehalten werden. Diese Gelegenheit suche ich mir mit großem Verlangen, wie es mei- ne Kräfte zulassen wollen, zu Nutze zu machen. Die Art und Weise, welche ich mir vorgenom-
men,
hat allezeit in ſolchen Dingen, woran ihr loͤbli- cher Eifer Theil gehabt, mehr den Verweis, als den Fehler zu vermeiden geſchienen. Wol- len Sie mir dieſe Freyheit zu gute halten: ſo will ich wiederum Jhrer Art zu denken ſo viel einraͤumen, daß, in Anſehung der Auffuͤhrung ei- niger Eltern in dieſen bedenklichen Faͤllen, unbe- daͤchtlicher Widerſtand oft eben ſo viel Ungluͤck anrichte, als unbeſonnene Liebe.
Was Jhre guͤtige Einladung betrifft, mich in geheim in Jhre Nachbarſchaſt zu begeben: ſo habe ich mich gegen Herrn Hickmann erklaͤrt, daß ich es uͤberlegen wolle. Aber ich glaube, wo Sie die Guͤte haben wollen, mich entſchuldigt zu halten, daß ich es nicht annehmen werde: wenn ich auch im Stande ſeyn ſollte, von hier aufzu- brechen. Jch will Jhnen meine Gruͤnde ange- ben, warum ich es ausſchlage: und das muß ich billig thun, da meine Liebe und Dankbarkeit mir einen Beſuch, den ich bisweilen von meiner lie- ben Fraͤulein Howe haben koͤnnte, zu dem groͤß- ten Troſt und Vergnuͤgen in der Welt machen wuͤrde.
Sie muͤſſen alſo wiſſen, daß dieſe große Stadt, ſo gottlos ſie auch iſt, doch keinen Man- gel an bequemer Gelegenheit habe, ſich zu beſſern: indem hier taͤglich in verſchiedenen Kirchen Bet- ſtunden gehalten werden. Dieſe Gelegenheit ſuche ich mir mit großem Verlangen, wie es mei- ne Kraͤfte zulaſſen wollen, zu Nutze zu machen. Die Art und Weiſe, welche ich mir vorgenom-
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hat allezeit in ſolchen Dingen, woran ihr loͤbli-
cher Eifer Theil gehabt, mehr den Verweis,
als den Fehler zu vermeiden geſchienen. Wol-
len Sie mir dieſe Freyheit zu gute halten: ſo
will ich wiederum Jhrer Art zu denken ſo viel
einraͤumen, daß, in Anſehung der Auffuͤhrung ei-
niger Eltern in dieſen bedenklichen Faͤllen, unbe-
daͤchtlicher Widerſtand oft eben ſo viel Ungluͤck
anrichte, als unbeſonnene Liebe.
Was Jhre guͤtige Einladung betrifft, mich
in geheim in Jhre Nachbarſchaſt zu begeben: ſo
habe ich mich gegen Herrn Hickmann erklaͤrt, daß
ich es uͤberlegen wolle. Aber ich glaube, wo
Sie die Guͤte haben wollen, mich entſchuldigt zu
halten, daß ich es nicht annehmen werde: wenn
ich auch im Stande ſeyn ſollte, von hier aufzu-
brechen. Jch will Jhnen meine Gruͤnde ange-
ben, warum ich es ausſchlage: und das muß ich
billig thun, da meine Liebe und Dankbarkeit mir
einen Beſuch, den ich bisweilen von meiner lie-
ben Fraͤulein Howe haben koͤnnte, zu dem groͤß-
ten Troſt und Vergnuͤgen in der Welt machen
wuͤrde.
Sie muͤſſen alſo wiſſen, daß dieſe große
Stadt, ſo gottlos ſie auch iſt, doch keinen Man-
gel an bequemer Gelegenheit habe, ſich zu beſſern:
indem hier taͤglich in verſchiedenen Kirchen Bet-
ſtunden gehalten werden. Dieſe Gelegenheit
ſuche ich mir mit großem Verlangen, wie es mei-
ne Kraͤfte zulaſſen wollen, zu Nutze zu machen.
Die Art und Weiſe, welche ich mir vorgenom-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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