Der hundert und neunzehnte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Dienstags, den 15ten Aug.
Jch danke dir, Bruder, von ganzem Herzen danke ich dir, für den vernünftigen und bil- ligen Beschluß deines letzten Briefes! - - Jch bin um desselben willen nicht übel geneigt, dir die bis itzo schlechterdings nicht zu verzeihenden Aus- züge zu vergeben.
Allein denkst du, daß ich einen solchen Engel, einen solchen zu vergeben geneigten Engel, als diese Fräulein ist, verlieren will? - - Bey mei- ner Seele, ich will nicht! - - Sollte sie für ei- nen solchen undankbaren Missethäter um Gnade beten! - - wie verwundet sie mein Herz, wie kränkt sie meine Seele durch ihre erhabene Groß- muth! - - Aber sie muß zuerst Barmherzigkeit an mir beweisen! - - So wird sie mich ein Ver- trauen lehren, um welches willen ihr Gebeth für mich wird erfüllet werden.
Sende mir eiligst, eiligst Nachrichten von ihrem Befinden, von ihren Beschäftigungen, von ihrer Unterredung.
Jch bin krank bloß vor Liebe! - - O daß ich sie hätte die meinige nennen können! - - Als- denn würde es sich der Mühe verlohnt haben,
krank
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Der hundert und neunzehnte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Dienſtags, den 15ten Aug.
Jch danke dir, Bruder, von ganzem Herzen danke ich dir, fuͤr den vernuͤnftigen und bil- ligen Beſchluß deines letzten Briefes! ‒ ‒ Jch bin um deſſelben willen nicht uͤbel geneigt, dir die bis itzo ſchlechterdings nicht zu verzeihenden Aus- zuͤge zu vergeben.
Allein denkſt du, daß ich einen ſolchen Engel, einen ſolchen zu vergeben geneigten Engel, als dieſe Fraͤulein iſt, verlieren will? ‒ ‒ Bey mei- ner Seele, ich will nicht! ‒ ‒ Sollte ſie fuͤr ei- nen ſolchen undankbaren Miſſethaͤter um Gnade beten! ‒ ‒ wie verwundet ſie mein Herz, wie kraͤnkt ſie meine Seele durch ihre erhabene Groß- muth! ‒ ‒ Aber ſie muß zuerſt Barmherzigkeit an mir beweiſen! ‒ ‒ So wird ſie mich ein Ver- trauen lehren, um welches willen ihr Gebeth fuͤr mich wird erfuͤllet werden.
Sende mir eiligſt, eiligſt Nachrichten von ihrem Befinden, von ihren Beſchaͤftigungen, von ihrer Unterredung.
Jch bin krank bloß vor Liebe! ‒ ‒ O daß ich ſie haͤtte die meinige nennen koͤnnen! ‒ ‒ Als- denn wuͤrde es ſich der Muͤhe verlohnt haben,
krank
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Der hundert und neunzehnte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Dienſtags, den 15ten Aug.
Jch danke dir, Bruder, von ganzem Herzen
danke ich dir, fuͤr den vernuͤnftigen und bil-
ligen Beſchluß deines letzten Briefes! ‒ ‒ Jch
bin um deſſelben willen nicht uͤbel geneigt, dir die
bis itzo ſchlechterdings nicht zu verzeihenden Aus-
zuͤge zu vergeben.
Allein denkſt du, daß ich einen ſolchen Engel,
einen ſolchen zu vergeben geneigten Engel, als
dieſe Fraͤulein iſt, verlieren will? ‒ ‒ Bey mei-
ner Seele, ich will nicht! ‒ ‒ Sollte ſie fuͤr ei-
nen ſolchen undankbaren Miſſethaͤter um Gnade
beten! ‒ ‒ wie verwundet ſie mein Herz, wie
kraͤnkt ſie meine Seele durch ihre erhabene Groß-
muth! ‒ ‒ Aber ſie muß zuerſt Barmherzigkeit
an mir beweiſen! ‒ ‒ So wird ſie mich ein Ver-
trauen lehren, um welches willen ihr Gebeth fuͤr
mich wird erfuͤllet werden.
Sende mir eiligſt, eiligſt Nachrichten von
ihrem Befinden, von ihren Beſchaͤftigungen, von
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/781>, abgerufen am 22.11.2024.
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